Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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fchritt er fofort zur Ausführung. Im Jahre 1861 entftand, unter ftrengfter Geheimhaltung
und zur Irreführung Neugieriger lange Jahre hindurch unter der Bezeichnung eines
Räderwalzwerks geführt, auf dem Boden derGußftahlfabrik füdlich vom Hammer«pri^»
das erfte BefTemerwerk Deutfchlands. Es bildete, wenn es auch nur ein kleiner Anfang
für die fpäter fo gewaltige Entwicklung der Flußftahlproduktion war, doch für die da-
malige Zeit eine recht bedeutende Anlage. Zunächft waren zwei fchmiedeeiferne Kon-
verter für einen Einfatj von 2000 kg Roheifen in Sheffield beftellt worden, von denen der
erfte gegen Oftern 1862 zu arbeiten begann. Ohne die Ankunft des zweiten abzuwarten,
faßte Krupp fofort den Entfchluß, zwei größere Birnen für je 51 aufzuftellen, die eben-
falls in England beftellt, aber erft im folgenden Jahre geliefert wurden. Inzwifchen be-
gann das BefTemerwerk unter der Leitung EichhofFs feinen Betrieb, und fchon im erften
Jahre wurden faft auf allen Produktionsgebieten der GußftahlfabrikVerfuche angeftellt,
den Beffemerftahl als Erfat} des koftfpieligen Tiegelftahk zu verwenden. Alfred Krupp
nahm an der weiteren Entwicklung diefes Betriebszweiges lebhaften Anteil, und fein
weiter Blick zeigte (ich darin, daß er bald, einem englirchenVorfchlage Folge gebend,
anftatt der anfänglich eingebauten Flammöfen die Verwendung von Kupolöfen zum
Schmelzen des Roheifens empfahl und veiTuchsweife zur Ausführung bringen ließ. Eich-
hoff fträubte (ich gegen jede Änderung des Verfahrens, und der Erfolg war damals infolge
ungeeigneten Koks wirklich kein guter. Die Flammöfen, anfänglich mit Kohle, fpäter mit
Gas geheizt, wurden deshalb bis 1875 beibehalten. Aber im Prinzip war Krupps Anficht
die richtige, und ihre fpätere Durchführung war von den heften Folgen begleitet. Die
Erweiterung des Benemerwerks nahm rafch ihren Fortgang. 1863 kamen die erften eng-
lifchen 5-t Konverter in Betrieb, von den Arbeitern wegen ihrer fchrägen Aufftellung in
den Ecken derGießhalle die «Krummen» genannt, während fie die älteren kleinen Birnen
als «Ratten» bezeichneten. Die BefTemeranlage produzierte fchon jetjt die doppelte Menge
Stahl wie der Schmelzbau. Die Hoffnung, den Gußftahl qualitativ durch den BefTemer-
ftahl eiferen zu können, erfüllte (ich allerdings nicht. Weder fürGefchü^e noch für Banda-
gen oder Achfen konnte das neue Erzeugnis an Güte mit demTiegelftahl in die Schranken
treten. Krupp ließ deshalb die Verwendung des BefTemerftahls für Produkte von befonders
hoher Beanfpruchung alsbald wieder fallen und hob 1863 die mit BeHemer getroffene
Vereinbarung, die ihm das alleinige Recht zur Anwendung des Verfahrens in Preußen
gab, wieder auf. Erft dadurch wurde die Gründung weiterer Beflemerxverke auf preußi-
Ichem Boden ermöglicht. Krupp hatte ja aus feinen Erfahrungen die beruhigende Zu-
verficht gefchöpft, daß diefe Fabriken, die nun bald in größerer Anzahl entftanden, ihm in
feinen Haupterzeugniflen keinen erheblichen Wettbewerb machen könnten, und daß er
denVoiTprung behielt, den ihm die Erzeugung großer Tiegelftahlblöcke nach langjäh-
riger Übung gewährte. Auf der andern Seite fah er aber doch die große Bedeutung des
Beflemerprozenes, der eine Maflenerzeugung und eine Verwendung des Stahles auf
vielen neuen Gebieten ermöglichte, klar voraus, und mit dem feften EntfchluO, auch
auf diefem Felde voran zu gehen, regte er fofort die Vergrößerung des Werkes durch
abermalige Aufftellung von vier Konvertern zu 51 an; diefe wurden in der Eifengießerei
der Fabrik aus Gußeifen hergeftellt Bedeutende Umbauten für die Hilfsbetriebe der
Beflemerei wurden je^t erforderlich, und der anfangs gewählte Pla^ wurde rafch zu eng.
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