Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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aber diejenige der Qualität des Flußftahls ganz gelöft hatte, waren andere Fortrchritte
gefolgt, die gegen Ende der 60er Jahre die Stahlerzeugung abermals in eine neue Bahn
leiteten. Schon feit 1850 waren hier und da im Hüttenbetriebe die alten Flammöfen durch
Anwendung der Gasfeuerung verbeffert worden. Dann folgte die umwälzende Erfindung
der Regenerativheizung von Friedrich Siemens, die durch die Vorwärmung von Gas und
Verbrennungsluft weit höhere Wärmegrade als früher erreichen ließ und etwa feit 1860
ihre Wirkung auch im Hüttenwefen zu äußern begann. In ihrem englifchen Patent von
1861 machten die Brüder Friedrich und William Siemens Tchon auf die Möglichkeit auf-
merkfam, mit Hilfe der Regenerativ-Gasfeuerung die Hi^e in den Schmelzöfen wefent-
lich zu fteigern und Gußftahl in überwölbten Herdöfen zu gewinnen. Einige Jahre ver-
gingen noch unter den Verfuchen, ein hinreichend feuerfeftes Baumaterial für folche
Herdöfen, ferner die hefte Ofenform und die richtigen Ein Talje zu ermitteln. Durch die
Arbeiten der Brüder Martin zu Sireuil wurden diefe Verfuche zu einem gewiffen Ab-
fchluß gebracht. Im April 1864 gelang es ihnen nach vielen Verfuchen, den erften brauch-
baren Flußftahl in fabrikmäßigem Betrieb im Herdofen zu erzeugen und damit eine neue
Epoche für die Stahlinduftrie einzuleiten, die dem Erfolg des BefTemerverfahrens nicht
nachftand. Auf der Parifer Weitausftellung im Jahre 1867 wurden die hüttenmännirchen
Fachkreife allgemein auf das Martinverfahren aufmerkfam, und feit diefer Zeit datiert
feine praktifche Verwendung.
Krupp hatte, entCprechend feiner unbeugfamen Forderung, auf dem Felde des Guß-
ftahls an der Spitze zu bleiben, nicht fo lange gewartet. Dem Syftem der Regenerativ-
heizung hatte er feit feinen Anfängen InterefTe entgegengebracht, und Tchon 1863 war
er mit Friedrich Siemens in direkte Verbindung getreten. Er hatte den glänzenden Auf-
ftieg der Brüder Werner, William und Friedrich Siemens mit InterefTe verfolgt und fetjte
in ihre technifche Begabung ein unbegrenztes Vertrauen. «Wenn Siemens etwas ver-
fpricht — Tchrieb er einmal — fo ift er der Mann dafür.» Seit 1864 fanden in zwei forgfältig
abgefchiedenen Probierhäufern der Gußftahlfabrik die erften Verfuche zur Einführung
der Regenerativ-Gasfeuerung fowohl fürTiegelöfen als für den Herdfchmelzprozeß ftatt
Junge Chemiker und akademilch gebildete Hüttenleute wurden zu die fen Arbeiten heran-
gezogen, und damit kam, obwohl die Rezepte und Kunftgriffe der alten Praktiker noch
lange in Ehren blieben, auch die wifTenrchaftliche Metallurgie allmählich zur Geltung
auf der Gußftahlfabrik. In diefem Punkte zeigte (ich Alfred Krupps Überlegenheit über
feine alteren Mitarbeiter in hellem Lichte; obwohl er mit ihnen, ja meid als ihr Lehrer,
in den empirifchen Anfchauungen der alten Zeit erwachfen war, teilte er nie ihr Miß-
trauen gegen das Neue. Im Gegenteil, wo es galt, einen Fortfchritt zuerft einzuführen,
da ftand er immer auf feiten der Jugend, und viele Äußerungen aus jener Zeit beweifen,
daß erfeft entrchlofTen war, jedes neue Hilfsmittel der Stahlinduftrie als Erfter einzuführen.
Befonders in die Anwendung der Regenerativfeuerung fürdenTiegelfchmelzprozeß fe^te
er große Hoffnungen. «Geht die neue Schmelzmethode — fo Tchrieb er bei Beginn der
Verfuche — dann wird natürlich der ganze Schmelzbau umgearbeitet.» Es dauerte jedoch
acht Jahre, bevor (ich diefe Erwartung teilweife erfüllte. — Schneller, wenn auch unter
manchen Schwierigkeiten und Enttäufchungen, kam man mit dem Stahlfchmelzen im
Herdofen ans Ziel. Die erften Verfuche fanden nach dem Vorbilde des pranzofen Sudre
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