Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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Dampfmalchine hinzu, die die Induftrie von der örtlichen Belchränkung durch die
WafTerkräfte unabhängig machte. Die Folge war, daß fich die Produktion an den gün-
ftigften Plänen konzentrieren, daß die Betriebe, falls nur genügend Kapital vorhanden
war, fich beliebig ausdehnen konnten. Auf diefer Grundlage entwickelte fich zuerft
in England die MafTenfabrikation, und die Eifenerzeugung ging aus den Händen des
Kleinbetriebes in die der Großinduftrie über. Nur der Prozeß des Herdfrilchens, d. h.
die Zurückführung des Rohei fens in Ichmiedbares Ei fen, blieb noch einige Jahrzehnte
an die Verwendung der Holzkohle gebunden, da die Steinkohle durch ihren Schwefel-
gehalt das Eifen verdarb. Nachdem aber 1785 in England der Puddelprozeß oder das
Flainmofenfrifchen erfunden worden war, wobei das Eilen nicht mehr mit der Kohle,
fondern nur noch mit den Flammgafen in Berührung kam, da wurde auch auf diefem
Gebiete die Holzkohle rafch von der Steinkohle verdrängt, und die englifche Induftrie
trat auch in der Maiïenerzeugung fchmiedbaren Eifens an die erfte Stelle.
Auch die Stahlerzeugung hatte in England bedeutfame Fortrehritte erfahren. Bisher
war Stahl — ebenfo wie Schmiedeeifen — entweder durch den Rennprozeß aus den
Erzen oder durch den Frifchprozeß aus dem Roheifen gewonnen worden; das Pro-
dukt wurde Rennftahl und Rohftahl genannt. Seit 1700 wurde auch aus Schmiede-
eifen durch einen nachträglichen Kohlungs- oder Zementierprozeß ein Stahl von guten
Eigenfchaften hergeftellt: der Brenn- oder Zementftahl. Aber alle diefe Stahlarten, in
feftem oder teigigem, nicht in fluffigem Zuftande gewonnen, zeigten noch eine gewifTe
Ungleichheit und Unreinheit, die auch durch mehrmaliges Raffinieren oder «Gerben»
nicht ganz zu befeitigen war und fich bei den feineren Stahlwerkzeugen, bei Sticheln,
Uhrfedern u.dgl. bemerkbar machte. Der einzige Stahl, den man von dieten Mängeln
frei glaubte, war der berühmte indifche Wootjftahl, der feit Jahrhunderten in der Nähe
von Bangalore in Myfore verfertigt wurde. Man gewann ihn im Gebläfeofen durch
das Umfchmelzen des im Rennfeuer erzeugten Eifens in fehr kleinen Tiegeln. Das war
aber damals in Europa noch unbekannt, die Hüttenleute waren allgemein der Anficht,
daß der Stahl unfchmelzbar fei. Erft im Jahre 1740 kam ein Laie auf dem Gebiete der
Eifenerzeugung, der Uhrmacher Huntsman in Sheffield, auf den Gedanken, den Stahl
durch Llmfchmelzen von den Schlackenreften zu reinigen, die ihn befonders für Uhr-
federn untauglich machten. Nach manchem mißglückten Verfuche gelang es ihm wirk-
lich, durch Llmrchmelzen in kleinen Tiegeln einen fehr reinen, gleichmäßigen Stahl
herzuftellen, der Homogenftahl und fpäter auch Tiegelftahl oder Gußftahl genannt
wurde. Einem Bedürfnis von geringem Umfange verdankte der Gußftahl feine Er-
findung, aber er zeigte fich bald für zahlreiche Gegenftände, namentlich für Feilen
und feine Schneidwerkzeuge, allen älteren Stahlarten fo überlegen, daß er fich rafch
einen bedeutenden Ruf eroberte. Von dem Schleier eines GeheimnifTes umgeben, das
man in der Anwendung eines befonderen Flußmittels zu finden glaubte, und bei feinem
damaligen Preife hohen Gewinn verfprechend, regte der Gußftahl bald auch auf dem
Kontinent die Erfindungsluft an. Sie wurde von den Regierungen durch Àusfetjen von
Preifen gefördert, und eifrig, wie zu Zeiten alchymiftifcher Studien das golderzeugende
Projektionspulver, wurde um die Wende des 18. und im Beginn des 19. Jahrhunderts
jenes Veredelungsmittel des Stahles gefucht.
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