ForsideBøgerKrupp 1812-1912

Krupp 1812-1912

Forfatter: Friedrich Krupp

År: 1912

Forlag: Friederik Krupp A. G.

Sted: Essen-Ruhr

Sider: 447

UDK: St.f. 061.5(43)Kru

Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr

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Side af 456 Forrige Næste
Frankreich, deiïen wirtfchaftliche Kampffteilung gegen England längft in einem Pcharfen Schu^zollfyftem ihren Ausdruck gefunden hatte, und defTen Regierung alle Beftrebungen unterftütjte, die geeignet Tchienen, die vaterländifche Induftrie vom Aus- land unabhängig zu machen, ging auch auf diefem Gebiete voran. Vor allem find von 1788 an die Verfuche von Clouet und Chalut zu nennen, die teils durch Ent- kohlung von Roheifen, teils durch die Kohlenftoffanreicherung von Schmiedeeifen im Tiegel den Zementationsprozeß zu umgehen verfuchten. Einen praktifchen Erfolg hatten diefe Bemühungen allerdings nicht. Erft aus dem Anfänge des neuen Jahrhunderts wird von beffer geglückten Verfuchen einiger Chemiker und Hüttenleute auf dem Feftlande berichtet, die (ich zum Tiegeleinfa^ nach englifchein Vorbilde des Zement- ftahk mit gewiffen Flußmitteln bedienten. Sie erzielten wenigftens kleine Erfolge im Wege der Laboratoriumsarbeit, wenn es auch nur wenige von ihnen zu einer be- Cdheidenen Ausbeutung ihrer Verfuche brachten. In SchafFhaufen berchäftigte fich ein Ratsherr pitcher, in Bern die Gruberfche Stahlfabrik mit der Bereitung von Gußftahl, in Lüttich die Gebrüder Poncelet, die einzigen, die ihr Verfahren zur fabrikmäßigen Anwendung brachten. Auch deutfche Hüttenleute hatten fich mit der Aufgabe be- fchäftigt. Auf der Karlshütte bei Einbeck hatte Tchon 1804 der Hüttenoffiziant Tiemann ein Schmelzverfahren ausprobiert, über welches im September 1810 ein Bericht des Finanzminifters von Bülow an den König Jérôme von Weftfalen gelangte. Auch in Krupps engerer Heimat wurden um jene Zeit folche Verfuche unternommen, fo von dem Direktor Schmolder auf der Friedrich-Wilhelms-Hütte in der Graffchaft Lingen, vor allem aber in Wald bei Solingen, wo fchon lange die Waffen- und Werkzeug- induftrie blühte und daher der Gußftahlfrage befonderes Intereffe entgegengebracht wurde. Hier hatten Andreas Köller & Co. fogar ein Patent auf einen Gußftahl erhalten, der dem englifchen vollkommen gleich gewefen fein foll, aber niemals fabrikmäßig hergeftellt wurde. Im Jahre 1808 hatten fich ferner zwölf angefehene Bürger der Stadt Wald zu einer «Chemirchen Gefelirchaft» zurammengerdhlofTen, die im Laboratorium des Apothekers Thomas Verfuche zur Bereitung des englifchen Gußftahls anftellte. Sie arbeiteten, wie die meiften Gußftahlerfinder jener Zeit, nach einem zufällig in einem Handbuche der Chemie gefundenen Rezept, gründeten im November 1811 die «Walder CuOftahlerfindungsgefellfchaft» und bald darauf mit ziemlichem Koften- aufwand eine Fabrik «in der Bech» in der Gemeinde Merfcheid. Die Verfuche im kleinen gelangen zufriedenftellend, die Fabrikation im großen (ließ jedoch auf uner- wartete Schwierigkeiten. Der Stahl war weder gleichmäßig noch wohlfeil genug, um es dem englifchen und belgifchen gleichzutun, und es gelang der Walder Gefelirchaft nicht, ihrem Produkt eine weitere Verbreitung zu geben. 1823 löfte lie fich nach jahrelangem Hinfiechen auf. Ähnlich erging es andern Unternehmungen. — Um eine ausgedehnte Fabrikation zu unterftütjen, war übrigens die Nachfrage nach Gußftahl auf dem Feftlande damals kaum verbreitet genug. Es war ein koftbarer, für gewifle Zwecke unentbehrlicher Stoff, aber weit entfernt von einem Mafien verbrauch. In Frankreich waren die Gußftahlwerkzeuge für die Bearbeitung von Edelmetallen be- gehrt, in der Schweiz Werkzeuge und Federn aus Gußftahl für die Llhrenfabrikation. In Deutfchland, namentlich im bergifchen Lande, gab es eine gewifle Nachfrage nach 9