Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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Graveur- und Prägeftempeln, Schneidwaren und feinen Werkzeugen, allenthalben
aber nach Gußftahlfeilen. Für die Münzftätten, wo das Prägeverfahren in jener Zeit
allgemein verbenert wurde, erlangte der Gußftahl erft einige Jahre fpäter Bedeutung.
Allerdings gab es einen Umftand, der die Nachfrage nach Gußftahl auf dem Feft-
lande gerade in der Zeit von 1806 bis 1812 befonders lebhaft, vielleicht fogar ftärker
hervortreten ließ, als der Bedarf in Wirklichkeit war: auch das quantitativ geringfte
Bedürfnis kann zum Notftand werden, wenn ihm die Befriedigung fehlt. Ein folcher
Fall lag hier vor. Der wirtfchaftliche Krieg gegen England, den Napoleon 1803 von
neuem eröffnet hatte, und der 1810 bis 1812 feinen Höhepunkt erreichte, hatte nach
und nach die kontinentalen Grenzen gegen die englifche Zufuhr verfchlonen. Den ver-
fchärften Zolltarifen der erften Jahre folgte 1806 das verhängnisvolle Dekret Napoleons,
das die britifchen Infein in Blockadezuftand erklärte und jeden Handel und Verkehr
mit ihnen verbot. Im Frieden zu Tilfit 1807 mußten (ich Preußen und Rußland der
«Kontinentalfperre» anfchließen; Dänemark, Spanien und Öfterreich folgten. Freilich
war eine ftrenge Durchführung der Sperre nicht zu erreichen. Durch Blockadebruch
und Schmuggel fanden die englifchen Erzeugniffe immer neue Wege zum Kontinent,
und es entwickelte (ich ein fchwunghafter Zwifchenhandel, denen Hauptgebiet Holland
wurde. Erft die Einverleibung Hollands im Jahre 1810, der bald die der deutfchen
Nordfeeküfte folgte, fperrte das weltliche Feftland wirkfamer gegen den englifchen
Handel ab. Die Folge war eine Verfchiebung der Einfuhrwege nach Often und eine
Hebung von Handel und Induftrie im öftlichen Deutfchland und in Öfterreich. Na-
poleon antwortete durch das Dekret von Trianon, welches Frankreich auch gegen
Often abfperrte, und durch eine brutale Vernichtung aller Manufaktur-und Kolonial-
waren, deren englifche Herkunft nachweisbar oder auch nur wahrfcheinlich war, in den
deutfchen Handelsftädten und befonders in den Rheinbundftaaten. Unter diefen Llm-
ftänden (liegen natürlich Bedarf und Preife englischer Einfuhrerzeugnifle, zu denen
ja auch der Gußftahl gehörte, zu einer ungewöhnlichen Höhe, aber diefer Zuftand
war weder natürlich noch dauernd. Der Dauer nach hing er lediglich von der Macht-
ftellung Napoleons ab, die ja nach kurzem Beftand ihr jähes Ende fand und der wirt-
fchaftlichenWeltmacht Englands den Pla^ einräumte. Lind was die Größe des Bedarfs
betrifft, fo hatte Napoleons Raubwirtfchaft es lelbft verfehuldet, daß ftatt der erwarteten
und erwünfchten Blüte vielmehr ein wirtfchaftlicher Niedergang, ein Sinken der Kauf-
kraft, ein Stocken aller Gewerbe eintrat, wohin er den Fuß als Gebieter fe^te. Er
machte Europa nicht unabhängig von England, Condern er trug nur dazu bei, es zu
verarmen, indem er denjenigen Gewerben, die auf Einfuhr angewiefen waren, die
Rohftoffe entzog, denen, die für die Ausfuhr arbeiteten, den Ab fats unterband.
Diefe Wirkung der KontinentalCperre wurde in den deutfchen Staaten um fo mehr
empfunden, je näher fie den Grenzen Frankreichs lagen. Von den unheilvollften Folgen
waren fie für das 1806 von Napoleon gefchaffene Großherzogtum Berg, dem auch das
fürftliche Stift und die Stadt Effen einverleibt wurden, nachdem fie nur wenige Jahre
unter preußifcher Herrfchaft geftanden hatten. Trotj der bisherigen Kleinftaaterei und
dertlngunft einer viel zerfplitterten Wirtfchaftspolitik hatte (ich in diefen Landesteilen
feit alters her eine blühende Induftrie entwickelt. Ihre Erzeugniffe, hauptfächlich Eilen-,
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