Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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deutfch-franzofifchen Krieges ging die Förderung feit 1870 wieder etwas herunter, und im
Sommer 1872 wurde die Zeche auch in den von dem EfTener Revier ausgehenden erften
Bergarbeiterftreik hineingezogen. Alfred Krupp war über den Kontraktbruch feiner Be-
legfchaft, den er im Licht einer treulofen Fahnenflucht Pah, fo entrüftet, daß er das Pacht-
verhältnis fo Tchnell wie möglich löfen wollte. Erft als die Bergleute durch eine Abordnung
perfönlich bei ihm vorftellig wurden, ließ er (ich von diefem Entfchluß abbringen. Diefer
Streik, der befonders durch die damals allgemeinen Klagen der Arbeiterrdiaft über die
fchlechten WohnungsverhältnifTe ausgelöft wurde, dürfte mitbeftimmend gewefen fein
für Krupps damalige Entlchlüffe in den Fragen der Arbeiterwohlfahrt und vor allem der
Wohnungsfürforge. Die mißlichen Erfahrungen mit der Zeche Graf Beuft brachten ihn
jedoch zu dem Entfchluß, (ich nicht länger mit diefer einen unficheren Stütze zu begnügen,
fondern fich in der Frage der Kohlenverforgung möglichft rafch ganz auf eigene Füße zu
ftellen. Das konnte nur durch den Ankauf eigener, fehr leiftungsfähiger Gruben gefche-
hen. Darauf wies auch derwachfendeVerbrauch derGußftahlfabrik hin, der fich zwilchen
1868 und 1872 von 300000 auf5300001 vermehrte. Endlich drängte auch das abermalige
Hochfchnellen der Kohlenpreife um 135 Proz. in denfelben Jahren zu dem Entfchluß, (ich
in der Kohlenfrage auf breiterer Grundlage als bisher ficher zu ftellen. Krupps Wahl fiel
auf die Zeche «Hannover» bei Bochum, die um 1860 aufgerchloHen worden war, fich aber
bisher infolge ftarkerWanerzuflüfTe nur unter Schwierigkeiten entwickelt und mehrfach
ihren Befi^er gewechfelt hatte. Krupp erwarb fie 1872 um den Preis von 1350000TIr.,
und ebenfo wie auf der Zeche Graf Beuft gelang es auch hier, durch die erforderlichen
Neueinrichtungen die Förderung rafch zu fteigern. Die Produktion der Zeche wuchs
von 140000 t im Jahrei872 auf533000 t im JahrelSSO, fo daß nicht nur der eigene Bedarf
jetjt vollkommen gedeckt werden konnte, fondern in einzelnen Jahren auch beträchtliche
Mengen von Kohlen zum Verkauf gelangten.
Zur gleichen Zeit mit der Anpachtung der Zeche Graf Beuft begannen auch die An-
käufe eigener Eifenfteingruben, durch die fich Alfred Krupp in dem Bezüge feines wich-
tig ften Rohftoffs, der Erze bzw. des Roheifens, ebenfo wie in der Kohlenfrage felbftändig
zu machen xvünfchte. Bis zum Bau feines erften BefTemerwerks hatte er den verhältnis-
mäßig geringen Eifenbedarf unfchwer durch Ankauf decken können, aber mit Aufnahme
der Flußftahlerzeugung flieg fowohl die Menge als die erforderliche Qualität in dem Grade,
daß nur die Roheifenerzeugung im eigenen Hüttenbetrieb die fernere Zukunft der Fabrik
zu verbürgen fchien. Die Sicherung geeigneter Erzfundftellen erfchien Krupp als das erfte
Erfordernis auf diefem Wege ; Tchon 1864, noch bevor er einen Hochofen fein eigen nannte,
erwarb er in der Lahngegend etwa 50 Eifenfteinfelder für die damals recht beträchtliche
Summe von 542000 Mark. Die Gruben Anna und Eifenfeld find von diefem älteften
Befit} der Firma noch heute im Betriebe. Der dann folgende Kauf der Sayner Hütte mit
ihren Erzgruben, die daran geknüpften Hoffnungen und ihre Nichterfüllung infolge der
Untauglichkeit der Erze für den BefTemerprozeß ift im vorigen Kapitel behandelt worden.
Dagegen behielten die mit diefer Hütte gekauften Grubenfelder dauernd ihren Wert für
die Gußftahlerzeugung, und noch heute Rehen einige Gruben aus diefem Befi^ mit einer
Jahresproduktion von700001 wertvoller Erze in flottem Betriebe. Durch die Befchränkung
des Sayner Eifens auf denTiegelftahlprozeß wurde Krupp genötigt, auf dem betretenen
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