ForsideBøgerKrupp 1812-1912

Krupp 1812-1912

Forfatter: Friedrich Krupp

År: 1912

Forlag: Friederik Krupp A. G.

Sted: Essen-Ruhr

Sider: 447

UDK: St.f. 061.5(43)Kru

Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr

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Side af 456 Forrige Næste
«Vor 45 Jahren ftand ich in den urfprünglichenTrümmern diefer Fabrik, dem väter- lichen Erbe, mit wenigen Arbeitern in einer Reihe. DerTagelohn fürSchmiede und Schmelzer war damals von 18 Stüber auf 7x/2 Sgr. erhöht, der ganze Wochenlohn betrug 1 Taler 15 Sgr. fünfzehn Jahre lang habe ich gerade fo viel erworben, um den Arbeitern ihren Lohn ausbezahlen zu können, für meine eigene Arbeit und Sorgen hatte ich weiter Nichts, als das Bewußtfein der Pflichterfüllung. Bei dem Wechfel der allgemeinenVerhältnifTe und dem fortfchreitenden Gedeihen der Fa- brik erhöhte ich allmählich die Löhne, als Regel immer freiwillig, jeder Erinnerung zuvorkommend, und diefe Regel Coll in Kraft verbleiben. Wenn bei Verkehrs- ftockungen alle Induftrien daniederlagen, wenn Beftellungen fehlten, fo habe ich dennoch arbeiten lafTen, niemals einen treuen Arbeiter entlafTen. Es find noch viele Alte da, die dies bezeugen können, fraget (ie, was im Jahre 1848 für die Arbeiter gefchehen ift. Die fpäteren Opfer der Kriegsjahre find übrigens Allen bekannt.» Aber damit glaubte er feinen Pflichten gegenüber den Werksangehörigen noch nicht Genüge getan zu haben. Sein praktifcher Sinn erkannte früh, daß fein Ziel, die Wohl- fahrt aller zum Fabrikverbande Gehörigen zu begründen und zu fördern, auch mit einem hohen Lohn allein nicht zu erreichen fei. Befonders die Erfahrungen der 60er und 70er Jahre beftärkten ihn in diefer Überzeugung. Damals waren infolge des indu- ftriellen Auffchwungs die allgemeinen Lohnfteigerungen an der Tagesordnung; auf der Kruppfchen Fabrik betrug der Lohn pro Tag im Durchfchnitt: 1865=M. 2,37,1870= M. 3,08,1874 = M. 3,86. Aber die Leute waren dadurch nicht zufriedener geworden. Die höheren Löhne wurden bald wieder aufgezehrt durch die Steigerung der Preife für das zum Lebensunterhalt Notwendige, namentlich für Miete und Koftgeld. Alfred Krupp fchrieb damals : «Niemals hat der Arbeiter fo viel Lohn verdient, als gerade je^t; es ift alfo nicht der geringe Lohn, der ihn unzufrieden macht, Condern der geringe Genuß von der Menge von Geld, namentlich die hohen Mieten und das teure Koftgeld.» Diefe Erkenntnis beftimmte Alfred Krupp, auf dem fchon betretenen Wege fortzufahren und durch ein ausgedehntes Sy ftem von Wohlfahrtseinrichtungen einzugreifen: er baute Woh- nungen für die Verheirateten und vermietete (ie unter Selbftkoften; er errichtete Logier und Kofthäufer für die Unverheirateten und fchuf eine weitverzweigte Konlumanftalt, welche gute und billigeWaren, vor allem für den notwendigen Lebensbedarf, lieferte. Die große Bedeutung derWohlfahrtseinrichtungen in fozialer Hinficht zur Förderung der allgemeinenWohlfahrt im Fabrikverbande fah Alfred Krupp vor allem in ihrer lohn- ergänzenden Wirkung. Der Lohn des Arbeiters wird durch andere Momente beftimmt als fein Bedarf; dort ift es die Arbeitsleiftung, welche gleichmäßig für ganze Kategorien den Lohn beftimmt, während der Bedarf des Arbeiters innerhalb derfelben Lohngrenze (ich fehr veiTchieden geftaltet, fei es dauernd entfprechend der Größe der Familie, fei es vorübergehend aus befonderen Gründen. Der Arbeitslohn kann auf diefeVerfchieden- heit des Bedarfs des Arbeiters im allgemeinen keine Rückficht nehmen, und hier follten nun nach Alfred Krupps Idee feineWohlfahrtseinrichtungen, welche überwiegend den Bedürftigeren zugute kamen, ergänzend und helfend eingreifen. Diefe höchft bedeutfame Funktion der Fabrikwohlfahrtspflege, welche immer noch fo wenig erkannt und ge- würdigtwird, läßt (ich an den Kruppfchen Einrichtungen leicht nachweifen. Die pabrik- 204