Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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Umftände waren für die deutPche Montan- und Eifeninduftrie geradezu verheerend; und
je mehr (ich der ausländifche Wettbewerb in Deutfchland wieder feftfe^te, um fo mehr
fchwand die Hoffnung auf eine baldige Beflerung. Wenn in den folgenden Jahren die För-
derung von Kohle und auch die Erzeugung von Roheifen nur wenig zurückging, fo kam
diefes eben daher, daß die Werke, um noch größeres Unheil zu verhüten, den Betrieb
möglichft aufrecht erhielten, felbft wenn fie nichts verdienten oder gar unter Selbftkoften
verkauften, was häufig gefchehen mußte. Aber Tchon die Zahl der Àngeftellten ging ftark
zurück: im Kohlenbergbau des Oberbergamtsbezirks Dortmund von 84000 auf 74000,
alfo um etwa 12 Proz. Bei den preußiCchen Hochofenwerken fank die Zahl von 22300 auf
rd. 13000, alfo um 42 Proz. Noch mehr zeigte (ich die Not derZeit in den Erträgniflen
derWerke und in den Löhnen. Die Preife der ErzeugniHe des Kohlenbergbaues und der
Hüttenwerke waren tief gefunken. Steinkohle Tank von 11 M. auf 4,20 ML, Roheifen ging
von 115 M. auf 55 M. zurück, und auch die ErzeugnifTe der Walzwerke fanken auf die
Hälfte ihres bisherigen Preifes. Die großen Hüttenwerke in Rheinland und Weftfalen, der
Phönix, Hörde, der BochumerVerein und die DortmunderUnion, konnten jahrelang keine
Dividende mehr bezahlen; die Kurfe der Aktien gingen z.B. bei Bochum von 230 auf 24,
beim Phönix von 222 auf 33, bei Hörde von 145 auf 24 und bei der Dortmunder Union
gar von 171 auf 4 herunter. Selbft fo günftig fituierte Unternehmungen wie der Kölner
Bergwerksverein konnten zeitweife keine Dividende geben. Lind wie der ganze Volks-
körper leidet, wenn ein fo wichtiger Beftandteil des wirtrchaftlichen Lebens in Not gerät,
fo war es vor allem die Arbeiterfchaft, welche die Folgen der fchlechten Zeiten zu verfpüren
hatte. Denn die traurige Lage der Induftrie, die mangelnde Berdhäftigung drückten ftark
auf die Löhne. Im Kohlenbergbau, wo im Jahre 1873 der Jahres-DurchCchnittslohn auf
1700 und 1800 M. geftiegen war, fank er rafch bis auf 1100 und 1000 M. herunter. Ein
ähnliches Sinken der Löhne trat natürlich auch in der Eifeninduftrie ein. Selbft in den
Kruppfchen Werken, deren Fabrikationsgebiete zum Teil höhere Löhne aufwiefen, war
im Durchrchnitt ein Rückgang um 25 Proz. zu verzeichnen. Wie das im ganzen wirkte,
ergibt (ich z.B. aus folgenden Zahlen: die getarnte Lohnzahlung betrug auf derKrupplchen
Fabrik im Jahre 1873/74 rd. 14,5 Millionen Mark, im Jahre 1878/79 rd. 7,6 Millionen Mark.
Die Gutehoffnungshütte zahlte ihren Angeftellten im Jahre 1872/73 rd. 8,7 Millionen Mark
und im Jahre 1877/78 rd. 4,6 Millionen Mark. Das ift ein Rückgang um faft die Hälfte, defTen
Wirkungen (ich auf die übrige Induftrie, auf LandwirtTchaft und Handel übertrugen.
Die Konjunktur, die (ich von Jahr zu Jahr verfchlechterte, erreichte ihren Tief ftand im
Jahre 1878/79, nachdem in der Tat die lebten Refte der Eifenzölle zu Beginn des Jahres
1877 in Fortfall gekommen waren. Es war mit Händen zu greifen, daß es vor allem der
ungehemmte Wettbewerb der unter günftigeren VerhältnifTen arbeitenden Induftrie des
Auslandes war, welcher jegliches Vertrauen in die Möglichkeit einer Benerung danieder
hielt und damit auch eine tatfächliche Beflerung der Dinge verhinderte. Diefe AufFafTung
brach fich immer mehr Bahn, und die öffentliche Meinung neigte wieder dem Gedanken
des Schußes der nationalen Arbeit zu; von derWiedereinführung diefes Schußes erwartete
man die Sicherung des Inlandsmarktes für die deutfche Induftrie. Die Regierung, welche
im Jahre 1877 den Dingen ihren Lauf gelaffen hatte, entfchloß fich nach langem Zuwarten
zum Einfchreiten; die Bahn des Freihandels wurde verlafTen und ein mäßiger Schutzzoll
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