Krupp 1812-1912

1874 blieben nicht ohne dauernde Wirkung; die Sicherung der finanziellen Grundlage des Werkes und die Wahrung völliger Unabhängigkeit auf diefem Gebiete find feitdem als einer der oberften Grundfä^e in der Gerchäftsführung der Firma feftgehalten worden. Es verlohnt (ich, auf jene Hilfe des Auslandes in kritifcherZeit näher einzugehen und einen Überblick darüber zu gewinnen, wie fehr überhaupt die Entwicklung der Krupp- fchen Werke auf dem Export beruht. Die regelmäßigen gefchäftlichen Beziehungen zum Ausland haben früh begonnen. In der zweiten Hälfte der 30er Jahre umfaßten fie fchon die Hälfte des Umfa^es, und in den 40er Jahren nahm diefes Gefchäft fo zu, daß durch- fchnittlich 66 Proz., in einzelnen Jahren bis zu 70 und 80 Proz. der ErzeugnifTe der Guß- ftahlfabrik in das Ausland abgefe^t werden konnten. In erheblich ftärkerem Maße noch zeigt fich dasfelbe Bild in jener fchwierigen Zeit nach1874 und bis1890. In den Jahrenl875 bis 1889 find durchfchnittlich 64 Proz., im Höchftbetrag eines Jahres 75 Proz. des ge- famten Umfatjes der Firma ins Ausland gegangen. Man kann alfo Pagen, daß bis zum Jahre 1890 die Ausdehnung der Gußftahlfabrik vorwiegend auf dem Auslandsgefchaft beruhte, dem gegenüber in manchen Jahren das Inlandsgefchäft faft verrchwindend war. Seitdem erft hat fich diefes Verhältnis durch die Harke Zunahme des inländifchen Ver- brauchs von Eifenerzeugni(Ten allmählich zugunften des Inlandes verfchoben ; überdies kam durch die Aufnahme desThomas-ProzefTes in dem neuen Stahl- und Walzwerk in Rheinhaufen, der Friedrich-Alfred-Hütte, im Jahre 1905 noch eine erhebliche Erweiterung des Programms für Maffenerzeugung hinzu. — Aber auch heute noch ift der Auslands- abfatj fehr beträchtlich. Er hat feit 1890 durchfchnittlich 33 Proz. und im Höchftbetrag eines Jahres über 48 Proz. betragen. bloch (chärfer und bis in die Neuzeit tritt die Bedeutung des Auslandes für Krupp her- vor, wenn man das Kriegsmaterial allein ins Auge faßt. Wenn einerfeits der großen Förde- rung frets rückhaltlos und dankbar gedacht wird, die der Fabrik bald nach der Aufnahme der Gefchü^fabrikation und fpäterhin jederzeit in der Heimat zuteil geworden ift, fo darf auf der andern Seite betont werden, daß das Ausland fchon in den 60er Jahren ganz erheb- lich zur Förderung der Gefchü^fabrikation beigetragen hat, wie denn auch die erften prak- tifchen Erfolge auf diefem Gebiet im Ausland erzielt worden find. In den Jahren von 1860 bis 1871 blieb die Befchäftigung für das Ausland zwar in kleinen Kanonen unter 10 cm hinter den Inlandsbeftellungen zurück (2462Stück gegen3244Stück), aber in den großen Kalibern wurde mehr als das Doppelte (1165 gegen 560 Stück) an das Ausland geliefert. Jedenfalls war der finanzielle Anteil des Auslandes überwiegend.Wie überaus wertvoll die Unterftü^ung war, welche die Gußftahlfabrik nach dem fchlimmen Jahrl874 fürlangeZeit vom Ausland empfing, ergibt fich daraus, daß von 1875 bis 1889 nicht weniger als 84 Proz. — einzelne Jahre gehen noch weiter, bis zu 92 Proz. — des gefamten Kriegsmaterials auf Auslandsbeftellungen entfielen. Auch fpäter ift der Anteil des Auslandes noch fehr be- trächtlich. Von 1889 bis 1904 find 51 Proz. und im Maximum eines Jahres 87 Proz., in den Jahren 1904 bis 1909 find 54 Proz. und im Maximum 65 Proz. in das Ausland gegangen. Die Firma Krupp kann mit Genugtuung und berechtigtem Stolz auf die lange Reihe von Erfolgen im Ausland hinweifen, welche in diefen Ziffern liegen. Was fie für das wirt- Fchaftliche Leben Deutfchlands und das Anfehen der deutfchen Induftrie im Auslande be- deuten, liegt auf der Hand und bedarf keiner weiteren Begründung. Aber fie zeigen auch. 224