Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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und defTen oberer Teil die beiden nach hinten ftark anfteigenden Laufflächen für die
Oberlafette bildete. Die inzwifchen erfolgte Einführung der Schnelladekanonen hatte
diefe Konftruktion entftehen laffen, die ein fchnelles Richten des Gefchü^es ermöglichte.
Diefem Zweck entfprach auch die Anbringung eines Sitjes am Lafettenrahmen, auf dem
fich der Richtwart beim Seitenrichten mittels der Schwenk Vorrichtung auf feinem Si^e mit
herumfchwenkte, während er das Ziel im Auge behielt. Mit der Anwendung der Schnell-
feuereinrichtung auf größere Gefchütje wurde die neue Lafettenkonftruktion auch für
diefe nach und nach ausgebildet und war 1890 fchon für 15-cm Kanonen im Gebrauch.
An allen hier berührten Fortfchritten hat die Knippfche Fabrik wefentlichen Anteil ge-
habt. Auch manche Anläufe zu bedeutfamen fpäteren Neuerungen find in der Zeit bis
zum Tode Alfred Krupps zu verzeichnen. Die epochemachende Einführung derWiegen-
konftruktion hat er felbft nicht mehr erlebt, aber er hatte diefe Erfindung in feiner Feder-
pivotkanone falt vorweg genommen. In der Pivotgabel-Schiffslafette mit Stüt^zapfen,
die gegen Ende des vorigen Jahrhunderts als ein großer Fortfehritt begrüßt wurde, erftand
das von Alfred Krupp 20 Jahre früher erfundene und an feiner Pivotkanone angewandte
Pivot in neuer Form zu dauerndem Gebrauch. Krupps Pivotkanone entftand auf fol-
gende Weife: Die Mittelpivot-Rahmenlafette von 1877, die für eine 30,5-cm Kanone der
Kanonenboote entworfen war, hatte den Mangel, daß fie zum Schwenken beim Seiten-
richten entweder einen großen Kraftaufwand, oder zu defTenVerminderung eine Räder-
Übertragung erforderte, die wieder das Schwenken verlanglamte. Bei den Erwägungen,
wie diefem Mangel zu begegnen fei, kam Alfred Krupp 1878 auf den Gedanken des Pivot-
kanonenbootes, das feine Bezeichnung von der Pivotkanone erhielt, mit deres ausgerüftet
werden follte. Damals wurde in allen Marinen die durch das Vorgehen Englands angeregte
Frage lebhaft befprochen, ob es nicht vorteilhafter wäre, zur Bekämpfung der teuren
Linienfchiffe eine größere Anzahl kleiner, nur mit einem Gefchütj fchwerften Kalibers aus-
gerüfteter Fahrzeuge zu bauen. Das LinienfchifF böte eine große, viel leichter zu treffende
Zielfläche darund könnte ebenfo durch einen einzigenTorpedotrefFer vernichtet werden,
wie das kleine Kanonenboot. Auch Alfred Krupp wardiefer Meinung, er übertrug das an-
fänglich nur dem Gefchüt} entgegengebrachte Interefle bald auf das Boot und fuchte
beide als ein zufammengehöriges Ganzes technifch zu entwickeln. Die Pi votkanone und das
Pivotkanonenboot follten für den gemeinfamen Zweck einander angepaßt werden. Die
Verfuche befchäftigten (ich daher ebenfo mit der Einrichtung des Bootes, als mit dem Ge-
fchüts und feiner eigenartigen Lafettierung. Das Eigentümliche der Pivotkanone beftand
darin, daß das Rohr mit feinen Schildzapfen in einer Lafette lag, die den Kopf eines mit ihr
fett verbundenen fäulenartigen Pivots bildete, weshalb das Rohr beim Schuß keinen Rück-
lauf hatte. Das Pivot ftand mit feinem unteren kugeligen Ende in einem Fußlager und erhielt
Feine fenkrechte Stellung durch ein Halslager unterhalb der Lafette im Schiffsdeck, das den
ganzen Rückftoß aufzufangen hatte. Da dies ohne EinPchaltung eines ftoßbrechenden
elaftifchen Zwifchenmittels gefchah, fo mußte der Verband des Schiffsmmpfes fehr ftark
beanfprucht werden, der deshalb einer genügend widerftandsfähigen Konftruktion be-
durfte, für die es aber damals an Erfahrungen noch fehlte. Um fich Klarheit hierüber zu
verfchaffen und die Zweckmäßigkeit der Pivotkanone zu erproben, ließ Krupp 1880 bei
dem StettinerVulcan ein Pivotkanonenboot von 15,25 m Länge, 3,36 m Breite und 1,3 m
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