Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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Kräfte für die Mitarbeit zu verfichern. Die Prokura hatte durch den Eintritt Alfred
Longsdons in technifcher, durch die Aufnahme Meyers in kaufmännifcher Hinficht eine
wertvolle Kräftigung erfahren, doch konnten beide, da lie ihren Wohnfit} in London bzw.
Berlin behielten, der Verwaltung nicht das fein, was gerade in Effen fehlte. 1878 wurde
mit dem württembergifchen Finanzrat Gußmann eine geeignete Kraft gewonnen, um
die lange entbehrte Ordnung im Finanzwefen und dem inneren Dienft der Gußftahl-
fabrik zu fchaffen. Im folgenden Jahre gelang es, in dem Geheimrat Jencke, der damals
nach einer kurzen und glänzenden Laufbahn an der Spitze der fächfifchen Staatsbahn-
verwaltung ftand,und der Alfred Krupp von dem Generalpoftmeifter Stephan und dem
preußifchen Eifenbahnminifter Maybach als der richtige Mann empfohlen wurde, ein
Talent erften Ranges auch für die äußere Vertretung an die Spi^e der Verwaltung zu
fe^en. Mit der Aufnahme Friedrich Alfred Krupps in die Prokura im Jahre 1882 fand die
feit zehn Jahren energifch betriebene Erneuerung der leitenden Kräfte ihren vorläufigen
Abfchluß. Je weiter aber diefe von Alfred Krupp erfehnte Stärkung der Prokura fort-
fchritt, um fo mehr glaubte er, nun endlich feinen Herzenswunfch erfüllen und feine Perfon
von den laufenden Gefchäften entlaften zu dürfen. Was er dagegen auch je^t noch mit
unermüdlichem Fleiß verfolgte, das waren gewiffe Einzelfragen, die fein technifches In-
terefTe befchäftigten. Auf diefem Wege blieb er mit den einzelnen Betrieben auch je^t
noch in engerer Berührung, während er dem Ganzen mehr und mehr entwuchs.
Ein Polcher Gegenftand, der ihn viele Jahre in Anfpruch nahm und feinerWichtigkeit
wegen etwas eingehender berührt werden mag, war die fichere Befeftigung der guß-
ftählemen Reifen auf den Lokomotivrädern. Seit der Erfindung der nahtlofen Bandage
hatte ihn diefe für die Sicherheit des Eifenbahnbetriebs fo wichtige Frage nicht mehr
losgelaffen. In den Lokomotiv- und Wagenfabriken wurden die Gußftahlreifen anfangs
in ähnlicher Weife, wie es bei den eifernen und Puddelftahlreifen üblich war, nach dem
Auffchrumpfen mit Hilfe durchgehender, konifcher Bolzen gefiebert. Krupp machte fofort
darauf aufmerkram, daß diefe Befeftigungsart für die Gußftahlreifen ungeeignet fei, und
daß befonders durch das Einnieten diefer Bolzen gefährliche Spannungen entftänden.
In derTat konnten die feltenen Fälle, in denenTiegelftahlbandagen fprangen, größten-
teils auf diefe Urlache zurückgeführt werden. Krupp erfetjte die Bolzen zunächft durch
Schrauben, die den Gußftahlreifen nur zumTeil durchdrangen, aber er felbft bezeichnete
auch diefe Befeftigungsart als ungenügend und regte rchonlSölVeiTuche an, den Reifen
durch einen weichen, feitlich auf den Radkranz gefchobenen und über den inneren Rand
der Bandage geftemmten Ring feftzuhalten. Damit griff er um viele Jahre einer Erfindung
vor, die erft 1879 durch die heute allgemein angewandte Sprengringbefeftigung zum
Abfchluß gebracht wurde. Diefer langfame Entwicklungsgang war teils in der Schwierig-
keit der Aufgabe begründet, teils in der damaligen Lage des Eirenbahnwefens, die nach
den glänzenden technifchen Fortfehritten der 50er Jahre mehr nach Erweiterungen, als
nach VerbefTerungen drängte. Erft die gefteigerte Schnelligkeit der Züge und die ge-
waltige Ausdehnung des Eifenbahnbetriebs nach dem deutfch-franzöfifchen Kriege ließen
die Frage nach einer befleren Reifenbefeftigung wieder in den Vordergrund treten. Es
wurden viele Verfuche gemacht, um eine Sicherung zu finden, die auch beim Springen
der Bandage das Abfliegen und UmheiTchleudern der einzelnenTeile verhinderte. Krupp
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