Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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läuterte und für die größten Anforderungen feftigte. Nach der glänzenden Entwicklung
des Werkes in den 70er Jahren, nach dem Erfolg der GuOftahlgefchü^e im Kriege mit
Frankreich ftand Alfred Krupp auf der Höhe des Lebens und auf dem Gipfel des Ruhmes.
Die fpätere Zeit hat feinem Wefen und feiner Bedeutung neue Züge nicht mehr hinzu-
gefügt. Er blieb im Alter, was er bisher gewefen; und was ihm allmählich zum Lebens-
element geworden, Kampf und Ringen, blieb ihm auch ferner nicht erfpart. Llnabläffig
ftrebte er nach portfchritt undVerbefrerung, und er hörte nicht auf, die Pfeiler des ftolzen
Gebäudes zu fettigen, die Organifation und den inneren ZuCammenhalt der Fabrik wirk-
famer und lebenskräftiger zu machen. Bis an fein Ende blieb er der große Lehrmeifter der
Seinen, der den Hauch feines Geiftes dem ganzen Werke einzuflößen bemüht war, um es
für die Stürme der Zukunft zu fiebern. Wohl feiten hat der Schöpfer eines großen ge-
werblichen Unternehmens feinem Werke fo fehr den Stempel der eigenen Perfönlichkeit
aufgedrückt wie Alfred Krupp. 25 Jahre find verflofTen, feit diefes an Arbeit und Erfolgen
fo reiche Leben zu Ende gegangen. Das Werk hat fich noch weiter und fchneller aus-
gedehnt, feine äußere Geftalt unter technifchen Fortfehritten fich vielfach verändert, und
mit dem allgemeinen induftriellen Auflchwung in Deutfchland konnte auch die einzig-
artige Stellung, welche die Gußftahlfabrik unter Alfred Krupp innerhalb der deutfehen
Induftrie eingenommen hatte, nicht im alten Umfange beftehen bleiben. Aber eines ift
noch vorhanden: innerlich ruht die Fabrik noch immer auf den Grundlagen, welche ihr
Schöpfer ihr gegeben hat, und man darf heute mit Zuverficht hoffen, daß diefer fefte
Boden noch manchem Wechfel der Zeiten ftandhalten wird.
Die Erfcheinung Alfred Krupps, fo überragend fie aus der Reihe der Vorfahren heraus-
tritt, war doch mit ftarken Fäden an die Vergangenheit geknüpft. Sie erinnert an eine
Äußerung Goethes, daß eine Familie nicht gleich das Vollkommene hervorbringt, fondern
erft durch eine Reihe von gefteigerten Perfönlichkeiten hindurchgehen muß, um ihre
höchfte Blüte zu erzeugen. So fteht Alfred Krupp gleichlam als gewaltiger Schlußftein
am Ende einer Reihe von Gefchlechtern, in denen diefes allmähliche Wachfen der per-
fönlichen Eigenfchaften unPchwer zu erkennen ift. Die Familie Krupp, feit Jahrhunderten
in Effen anfäffig, hatte fich durch bürgerliche Tüchtigkeit im Laufe der Zeit zu Wohlftand
und Anfehen aufgefchwungen. Als Kaufleute hatten ihre Mitglieder den pamilienbefitj
erworben und gemehrt, als Stadtfchreiber, Gildemeifter, Syndici, Ratsherren und Bürger-
meifter hatten fie in dem langen Kampfe der Bürgerfchaft gegen die Stiftsherrfchaft ge-
holfen, die Rechte der alten Stadt Eflen zu wahren und zu erweitern. Die Eigenfchaften,
die fie dabei entwickelten, Tatkraft, Ausdauer, Befonnenheit und nüchternes ErfafTen
ihrer Zeit, find auch in den fpäteren Gelchlechtem die unverkennbare Grundlage des
Erfolges geblieben; aber hervorragende Charaktere, die als Führer und Neuerer aus
dem Rahmen des Überlieferten herausgetreten wären, findet man nicht unter den älteren
Trägern des Namens Krupp. Erft in der lebten Hälfte des 18. Jahrhunderts kam mit der
zweiten Gattin des Friedrich Jodocus Krupp, mit Helene Amalie Afcherfeld, ein frilcher
Zug, eine bisher ungewohnte Regfamkeit auf neuen Gebieten, in die Entwicklung des
KruppPchen Gefchlechts hinein. Diefe Frau, die länger als fünfzig Jahre der Familienge-
Pchichte ihre Bahn gewiefen hat, Tcheint befTer als ihr früh verdorbener Mann und ihr
Sohn den Geift ihrer Zeit erfaßt zu haben. Es ging damals ein Zug nach ftärkerer Be-
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