Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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tätigung auf gewerblichem Felde durch das deutfche Land. England und Frankreich waren
glänzende Vorbilder auf dem Wege Deutfchlands von einem ausCchliefilichen Agrarftaate
zur Erfchließung der Kräfte, die an Kohlen und Erzen, bis dahin unbenu^t oder nur hand-
werksmäßig ausgebeutet, im heimatlichen Boden Tchlummerten. Eifenhütten und Gieße-
reien entftanden, die erften Mafchinenfabriken wurden gegründet, der Kohlenbergbau
erhielt durch die Dampfmafchine eine mächtige Förderung. Mit Helene Amalie Krupp
zog dasVerftändnis für diefe neuen Strömungen des Wirtfchaftslebens in die Familie ein.
Der Fleiß und die SpaiTamkeit der Vorfahren gaben ihr die Mittel, ihren Neigungen auf
diefem Gebiete zu folgen, und fie felbft befaß und vererbte auf ihre Nachkommen
dieTatkraft und rafche EntrchloHenheit, den Boden für ihre Unternehmungsluft vorzu-
bereiten und im richtigen Augenblick zuzugreifen. Der Kauf der Walkmühle, die Über-
nahme der Gutehoffnungshütte, die Verbindung mit Dinnendahl bezeugen ihre Vorliebe
für gewerbliche Unternehmungen; auch die erften Ankäufe der Familie Krupp in Kuxen
fallen in ihre Zeit. Ihrem eigenen Handelsgefchäft gliederte fie kleine produktive Zweige
an, und ihren Enkel Friedrich führte fie nach dem Tode des eigenen Sohnes durch die
Befchäftigung auf der Gutehoffnungshütte fchon in jugendlichem Alter in einen neuen,
weiteren Wirkungskreis ein. War es ihrVorbild oder war es Vererbung, genug, in Friedrich
Krupp wiederholten (ich die heften großmütterlichen Eigenfchaften, und er vermehrte
ihre Wirkfamkeit unleugbar durch einen weiten, gefunden Blick, der die Ziele der Zu-
kunft fchärfer ins Auge faßte und unter ihnen eine beftimmte Aufgabe mit glücklichem
Griff für (ich in Ànfpruch nahm, um ihr fortan fein Leben zu widmen. So vollzog (ich
die Gründung der Gußftahlfabrik. Sie zum Erfolge zu führen, blieb ihm bei den natür-
lichen Schranken feines Charakters noch verfagt. Es mußte ein Stärkerer kommen, um
das Werk zu vollenden, zu dem die tatkräftige Ahne unbewußt den Weg gezeigt, und ihr
hoffnungsfreudiger Enkel den Grundftein gelegt hatte.
Alfred Krupps Ausfpruch, er habe mehr Glück gehabt als fein Vater, beruht im tiefften
Sinn auf Wahrheit, wenn man ihn anwendet auf die glücklicheVerbindung vonWefens-
zügen, die ihm vom Vater und von der Mutter her zu eigen waren. Seine Eltern waren
grundverfchiedene, in vielem gegenfä^liche Charaktere: derVater weitblickenden Geiftes
und hochftrebenden Mutes, von rafcher Àuffa(rung und voll Scharffinn im Planen und
Erfinden, die Mutter eine nüchterne, aber willens ftarke Frau, vollTüchtigkeit und Pflicht-
treue, voll Geduld und unermüdlichem Fleiß. Sie beide haben auf den Erftgeborenen
das Berte ihres Wefens vererbt; in ihm wurden ihre beiderleitigenVorzüge, ins Große und
Geniale gefteigert, in glücklicher Mifchung verfchmolzen. Ein Freund des Kruppfchen
Hanfes aus jener Frühzeit hat als Quelle der geiftigenVeranlagung Alfred Krupps die
Mutter bezeichnet, von der er auch die Gefichtszüge geerbt habe. Der unglückliche
Ausgang Friedrich Krupps und fein früherTod, der fein Bild für die Nachwelt verwifchte,
machen diefes Urteil verftändlich. Aber es entfpricht in feiner Einfeitigkeit nicht den Tat-
fachen. Im Gegenteil, gerade in den großen, zur Tat drängenden und fortreißenden
Eigenfchaften Alfred Krupps ift dasWefen feines Vaters zu erkennen. Er hatte ganz deffen
Wagemut und Unternehmungsluft, die Neigung ins Großzügige, die Fähigkeit, zu orga-
nifieren und zu leiten, die glänzende Vorftellungskraft, die ihn rafch erkennen ließ, was
aus einer Sache zu machen war, und endlich den liberalen Zug, durch große Opfer die
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