Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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Gegenwart für die Zukunft zu wagen. Aber ihm wurden diele Eigenfchaften, die den
Vater an den Rand des Abgrunds gebracht hatten, nicht gefährlich, denn fie wurden
gezügelt und in der rechten Bahn gehalten durch die ftarkenWefenszüge, die er feiner
Mutter verdankte, durch Stetigkeit, Ordnungsliebe und eifernen Fleiß. Die drängenden
Momente feines Charakters wurden gemildert und ausgeglichen durch einen Zug der
Vorficht und Zurückhaltung, der ihn befähigte, mit derWirklichkeit zu rechnen, zu wägen,
ehe er wagte. Zähigkeit und Geduld bei der Ausführung feiner Pläne, ein ftark ent-
wickelter Sinn für Ordnung und für Einzelheiten, ein hohes Pflichtbewußtfein, das er
auch feinen Mitarbeitern einzuprägen verftand, in diefen und andern Vorzügen ift das
Erbteil der Mutter in feinem Charakter zu erkennen. Diefen Eigenfchaften, denen wohl
auch ein gutes Teil Nüchternheit und Kaltblütigkeit aus der Natur der älteren Vorfahren
beigemifcht war, hat Alfred Krupp ohne Zweifel den Erfolg, befonders in der erften Zeit,
wefentlich zu verdanken, und er ift aus ihnen und durch fie zur Größe emporgeftiegen.
Aber je mehr er (ich feinem Ziel näherte, je größer feinWerk anxvuchs, defto mehr kam
der volle Reichtum feines Geiftes auch in denWefenszügen zur Entfaltung, die aus dem
Charakter des Vaters auf ihn übergegangen waren.
Alfred Krupps Geburt fiel in die hoffnungserfüllte Gründungszeit der Gußftahlfabrik.
Die Eltern, in der Blüte und Kraft ihrer Jugend, begrüßten die Geburt ihres erften Sohnes
mit um fo größerer Freude, als fie gerade in die Zeit der erften glücklichenVerfuche fiel,
die zu den Pchönften Erwartungen berechtigten. Der Knabe erhielt in der Taufe den
Namen Alfried, den einft der Stifter des EfTener Klotters, Bifchof Alfried, getragen hatte.
So führt ihn das Kirchenbuch der reformierten Gemeinde in Effen, fo wurde er in der
Familie und in der Schule genannt. Er felbft hat den Vornamen Alfried fpäter, anfcheinend
feit feiner erften englifchen Reife im Jahre 1839, nicht mehr gebraucht, fondern (ich Alfred
Krupp genannt und gefchrieben. Ak Taufzeugen ftanden an feiner Wiege die Brüder von
Kechel, mit deren Hilfe der Vater den Traum feines großgedachten Unternehmens zu
verwirklichen hoffte. Wie ganz anders aber geftaltete (ich die Zukunft! Anftatt des rafchen
Erfolges kamen die Enttäufchungen, kamen die bitteren Jahre fruchtlofer Arbeit, und als
der Knabe in das zweite Jahrzehnt feines Lebens eintrat, wohnten Not und Sorge im Vater-
haus. Dann verließen die Eltern ihre Stadtwohnung und bezogen das ärmliche kleine
Haus vor dem Tore, das heute mitten in dem braufenden Leben der Fabrik noch Kunde
gibt von den befcheidenen Anfängen des Werkes. Es kamen die lebten Jahre der Krank-
heit und des fchweren Leidens für den Vater, und auf feinen Wunfch verließ im Frühjahr
1826 Alfred mit 14 Jahren die Quarta der EfTener Lateinfchule. Er war nicht eben ein
Mufterfchüler gewefen, wohl aber ein felbftändiger Kopf und ein tüchtiger, von den Mit-
fchülern manchmal bewunderter Beobachter und Zeichner. Friedrich Krupps Àbfichtwar
anfänglich, Alfred eine gründliche mechanifche Ausbildung in derWerkftatt feines Freun-
des Noelle, des langjährigen Leiters der Düffeldorfer Münze, zuteil werden zu lafTen.
Seine abermalige Erkrankung zwang ihn jedoch, diefen Plan aufzugeben und den Sohn
zur Beauffichtigung der Fabrik bei fich zu behalten. So trat Alfred, noch ein Knabe, ins
Leben ein, um den kranken Vater in der Leitung der Gefchäfte zu erfe^en und gleich-
zeitig in mündlicher Llnterweifung, im Schmelzbau und in der Schmiede, die Grund-
regeln der Kun ft zu erlernen, mit der er fich und die Familie fortan durchs Leben bringen
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