Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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follte. Im Herb ft ftarb der Vater, und die Witwe wagte, im Vertrauen auf den Fleiß und
die Tatkraft ihres Älteften, denVerfuch, die daniederliegende Schöpfung ihres Mannes
zu retten. Es kamen lange Jahre des fchweren Ringens um die Exiftenz, und auf dem
jungen Leiter der Fabrik laftete eine faft übermenfchliche Arbeit. Er teilte feine Zeit zwi-
lchen der Beauffichtigung und der praktifchen Mitarbeit im Schmelzbau und dem ent-
legenen Hammerwerk, zwifchen der Korrefpondenz und den Reifen in die Umgebung,
um Aufträge zu Gammeln und ErzeugnifTe abzuliefern, zwilchen den Entwürfen, Berech-
nungen und Zeichnungen in feiner ärmlichen Dachftube, wo er nach feinem eigenen
Ausfpruch «hunderte von Nächten in Sorge und fieberhafter Angft mit wenig Ausficht
auf die Zukunft durchwachte». Und wie oft faß er hier nach der Tagesarbeit noch in
fpäter Stunde wach, um in gewiHenhafter Sorge für feine Bildung und die Erziehung der
jüngeren Brüder nachzuholen, was ihm die Schule unter dem Druck der Not fchuldig
geblieben war. Er feinte es durch, allem gerecht zu werden und fein Ziel zu erreichen, ja
er erhielt (ich felbft unter diefenVerhältnifTen feinen angeborenen Sinn für Freude und
Humor. Aber feine Gefundheit litt in diefen Jahren, und an den Folgen hatte fein Körper
lebenslänglich zu tragen. «Von meinem 14. Jahre an — fchrieb er fpäter — hatte ich die
Sorgen eines Familienvaters und die Arbeit bei Tage, des Nachts grübeln, wie die Schwie-
rigkeiten zu überwinden wären. Bei (chwerer Arbeit, oft Nächte hindurch, lebte ich bloß
von Kartoffeln, Kaffee, Butter und Brot, ohne Fleifch, mit dem Ernfte eines bedrängten
Familienvaters, und 25 Jahre lang habe ich ausgeharrt, bis ich endlich bei allmählich
[Zeigender BefTerung derVerhälfnifie eine leidliche Exiftenz errang.» Und wie fein Körper
durch das Mißverhältnis zwilchen Überanftrengung und Schlaf, Arbeit und Ernährung
litt, Ib mifchte (ich in feine natürliche Heiterkeit unter dem Druck der Sorge und Ver-
antwortung ein gewiHerfrühreifer Zug von Zurückhaltung,Würde und Lehrhaftigkeit, der
ihm auch fpäter eigen blieb. So verfloß Alfred Krupps Jugend meift im engften Familien-
kreife unter Arbeit und Entfagung, doch nicht ohne die heitere Befriedigung, die aus der
treuen Pflichterfüllung und dem Bewußtfein entCpringt, durch eigene Kraft vorwärts zu
kommen. Seine angeborene Gefelligkeit wurde durch dieVerhältnifTe in engen Schran-
ken gehalten, doch fchloß er fich unlchwer an tüchtige AltersgenofTen an, und manches
Freundrchaftsband aus feinen Jünglingsjahren hat erft der Tod gelöft. Im Haufe war auch
fpäter, als fich das Gefchäft über die anfänglichen Schwierigkeiten erhoben hatte, jede
freie Stunde dem Rillen Sinnen und den Entwürfen für die Zukunft gewidmet. Aber wenn
auch erfüllt von ftrenger Tätigkeit, waren diefe Jahre für Alfred Krupp doch keineswegs
ohne AbwechRung und Anregung. Die Intereflen der Fabrik waren für ihn auch die feines
Herzens, und die faille häusliche Befchäftigung wechfelte Tchon in den 30er und 40er
Jahren vielfach mit Gefchäftsreifen ab, die ihn zuweilen monatelang fernhielten. In der
Zeit von 1838 bis 1843 weilte er faft mehr in der Fremde, befonders in Frankreich, England,
Öfterreich, als zu Haufe. Diefe Reifen trugen viel dazu bei, ihn als Gefchäftsleiter und als
Menfch zur Reife zu bringen. Entfernt von dem unmittelbaren Eingreifen, überfah er
befTerdas Ganze und leitete die Fabrik durch eine Fülle von Anweifungen und Ratlchlägen,
die zu den merkwürdigften uns erhaltenen ZeugnifTen feiner früheftenTätigkeit gehören.
Auf diefen Reifen eignete er fich auch die Sicherheit des Verkehrs an, die Unbefangenheit
im Umgang mit Perfonen aller Gerellfchaftsklafren, die ihn fpäter auszeichnete. Ein Zug
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