Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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natürlicher Anmut undWürde, ein bei aller Bercheidenheit ficheres und vornehmes Auf-
treten und eine fefTelnde Liebenswürdigkeit kamen ihm dabei zuftatten. Ein deutfcher
Diplomat, dem er während diefer Zeit in London näher trat, fchrieb über ihn: «Wir
nannten ihn den Baron, er war ganz jung, fehr groß und [chlank, fah Gehr delikat, aber
fchön und interefTant aus und war quite a gentleman». Die im Auslande nötigen Sprach-
kenntnifTe eignete er fich rafch an. Das Franzofifche lernte er in Paris, indem er den Um-
gang mit Deutfchen vermied und feine Unterhaltung abends am liebften im Theater fuchte.
In den Anfangsgründen des Englilchen erhielt er durch den feiner Familie befreundeten
Kaufmann Theodor Solling Unterricht und eignete fich dann während feines Aufenthalts
in England diefe Sprache durch ausCchliefilichen Umgang in engliCchen Käufern fo gut
an, daß er fie ebenfo fließend wie feine Mutterfprache beherrfchte. In höherem Alter, als
ihn die Sorge um feine Gefundheit mehrfach nach Italien führte, fing er noch an, ItalieniPch
zu lernen. Auf feinen Gefchaftsreilen machte ihm feine fchwankende Gefundheit manche
Schwierigkeiten. So Tchmal und hoch aufgefchonen, daß er fich felbft im Scherz als
«Hungerkünftler, PeitFchenftock, Gedankenftrich» ironifierte, litt er an Bruftfchwäche,
anhaltenden Kopffchmerzen und einem Magenübel, und befonders nach dauerndem
Sitjen und Schreiben, wie es feine gründliche Reifeberichterftattung mit fich brachte,
warfen ihn diefe Anfälle zuweilen tagelang aufs Krankenbett. Åls beftes Mittel zur Kräf-
tigung feiner Gefundheit erkannte er das Reiten, das er in früher Jugend beim Transport
der kleinen StahlgüHe zur Walkmühle erlernt hatte. Diefem Sport huldigte er regelmäßig,
und feit den 50er Jahren, als feine Lage es ihm geftattete, mit einer gewifTen LeidenCchaft.
«Sie werden Tagen, daß ich üppig werde, — Fchrieb er an einen ihm befreundeten Sports-
mann — nun ja! Das ift aber auch mein einziger Luxus. Ich habe je^t wirklich Freude an
Pferden und werde mir vielleicht noch einmal etwas Extra’s anlegen.» Im Jahre 1857 ent-
ftand die erfte Reitbahn auf der Fabrik, die bald erweitert wurde und fpäter auch auf
dem Hügel in größerem Umfang ihre Wiederholung fand. Krupps Marftall wurde in
den 70er Jahren zur Sehenswürdigkeit, und feine koftbaren Gefchenke an edlen Pferden,
die er befreundeten oder von ihm verehrten Perfönlichkeiten widmete, erlangten eine
gewiffe Berühmtheit. Er felbft blieb dem Reitfport bis an fein Lebensende treu und
fchrieb diefer Gewohnheit die ftraffe, hochaufgerichtete Haltung zu, die ihm bis ins
Greifenalter geblieben ift. — Bis zu feiner ziemlich fpäten Heirat führte Alfred Krupp die
alte zurückgezogene Lebensweife fort. Wenn ihn nicht gerdiäffliche Zwecke dazu nötig-
ten, war er fchwer in GefelUchaft zu bringen. Seine Arbeitsfähigkeit fe^te jeden unter
feinen Mitarbeitern in Erftaunen; nur früh morgens oder gegen Abend unterbrach ein
Ritt, hin und wiederein Gang in die Stadt feine Tätigkeit, wo er fich in der Gefellfchaft
«Verein» dem Billard- oder Kegelfpiel widmete. «Dieles Pfahlbürgerleben gefällt mir
ganz gut,» fchrieb er in den 40er Jahren an Solling. An Sonn-und Fefttagen unterbrach
wohl einmal ein Ausflug nach Köln zur Söllingfchen Familie oder zu dem eng vertrauten
von MüllerCchen Kreis in Metternich das Einerlei. Gegen Ende der 40er Jahre wurde
der kleine Freundeskreis, der die Familien Krupp, von Müller, Solling, Waldthaufen und
einige andere vereinte, durch den jungen Berliner Induftriellen Guftav Jürft erweitert,
dem Alfred Krupp in brüderlicher Neigung zugetan war. Einen eigenen Hausftand hat
Krupp, folange die Mutter lebte, nicht begründet. Seine häufigen Reifen, die Àrbeitslaft
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