Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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und der noch immer unfichere Stand des Unternehmens waren zum Teil, das ftille zu-
friedene Leben an der Seite der von ihm hochverehrten Mutter zum andern Teil daran
fchuld, daß er fo lange ledig blieb. Er war keineswegs ehefcheu, im Gegenteil, das dau-
ernde Junggefellentum erfchien ihm nach feinen eigenen Worten ak ein bitteres Los.
Aber es dauerte lange, bis ihn der Zufall mit der Frau zufammenführte, zu der ihn die
Neigung fo rafch und ungeftüm hinzog, wie er es verlangte. Erft einige Zeit nach dem
Tode der Mutter ereignete Pich, was er feit langer Zeit erfehnt hatte : bei einem Befuch in
Köln, mündlicher Überlieferung nach im Theater, fah er Bertha Eichhoff, die Tochter des
dortigen Steuerrats und Rheinzoll-lnfpektors, und wurde auf den erften Blick fo von ihr
hingeriflen, daß es für ihn kein Bedenken und keine Wahl mehr gab. An Jürft fchrieb er,
er habe endlich «die gefunden, mit der ich vom erften Augenblick der Begegnung an
glücklich zu werden mit einer Zu verficht gehofft habe, wie ich nie vorher den Fall mir mög-
lich gedacht». Bertha EichhofF war faft 20 Jahre jünger als Alfred Krupp, aber fie reichte
dem feinen und geiftvollen Manne, deffen Name damals in induftriellen Kreifen fchon
viel genannt wurde, ohne Zögern und in herzlicher Zuneigung die Hand. Im Mai 1853
fand die Hochzeit ftatt, die auch auf der Fabrik durch einen Ball und einen Fackelzug,
den die Arbeiter ihrem verehrten Meifter darbrachten, feftlich begangen wurde. Nun
begann auf der Gußftahlfabrik eine Reihe glücklicher Jahre, die für Alfred Krupp nur
durch die Sorge um die fchwankende Gefundheit der Gattin und des am 17. Februar 1854
geborenen Sohnes Friedrich Alfred vorübergehend getrübt wurden. Frau Krupp wurde
die treue Gehilfin ihres Mannes, nicht nur in liebenswürdiger und gefchickter Ausübung
der Gaftlichkeit in feinem Haufe, Condern auch im Tragen feiner Sorgen und Hoffnungen,
die er mit niemandem fo innig teilte, wie mit ihr. Vor feinerVerheiratung hatte Alfred Krupp
feine eigenen Wohnräume in das 1844 neben dem Stammhaus errichtete zweiftöckige
Haus verlegt, während das Kontor in einen Neubau überfiedelte. Nunmehr fah der kleine
befcheidene Saal im Obergefchoß des Wohnhaufes oft die Eflener und die auswärtigen
Freunde der Familie in heiterer Gefelligkeit vereint. Als die Erfolge der 50er Jahre es
Krupp ermöglichten, den Rahmen der bisherigen, überaus einfachen Lebensführung zu
überfchreiten, war feine erfte Sorge, feiner Familie ein angenehmeres Heim zu bereiten.
So entftand 1860 inmitten der Fabrik, aber umgeben von Teichen und freundlichen An-
lagen, das «Gartenhaus», welches in Einrichtung und Räumlichkeiten endlich die Mög-
lichkeit bot, auch die Pflichten der Repräfentation in würdiger Weife zu üben. Für die
wachfende Zahl der Befucher, die je^t aus dem In-und Auslande zur Befichtigung der
Fabrik und zu Verhandlungen mit ihrem Leiter kamen, wurde gleichzeitig, und zwar eben-
falls innerhalb des Werkes, das fog. Fremdenhaus erbaut. Schon damals waren manche
hohe Gäfte darunter: König Wilhelm, der die Fabrik fchon 1853 als Prinz von Preußen
befucht hatte, kehrte 1861 zur Befichtigung des Hammers «Fritj», abermals im Jahre 1865
und fpäterzu dem hiftorifchen Sedanbefuch im Jahrel877wieder und war Krupps G aft an-
fangs im Gartenhaufe, nachmals auf dem Hügel. Er veranlaßte auch die Königin und das
kronprinzliche Paar zur Befichtigung der Werke, die feine größte Bewunderung erregt
hatten. Die Gaftlichkeit und Herzlichkeit Krupps gegen feine alten Freunde und Mit-
arbeiter blieb immer die gleiche. Mehrmals in jeder Woche fah er den in den 60er Jahren
noch kleinen Kreis derBeamten abends im Gartenhaufe, wo bei Mufik, Unterhaltung und
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