ForsideBøgerKrupp 1812-1912

Krupp 1812-1912

Forfatter: Friedrich Krupp

År: 1912

Forlag: Friederik Krupp A. G.

Sted: Essen-Ruhr

Sider: 447

UDK: St.f. 061.5(43)Kru

Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr

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Side af 456 Forrige Næste
eine Regel, auch für die Zukunft, wird fie nicht umgeftoßen in Zukunft durch Übermut, Eitelkeit oder Trägheit, dann liegt das Schiff an einem feften Anker.» War aber der Weg klar, der Fortfchritt ficher, fo fchüttelte der fonft (b Vorfichtige jedes Bedenken ab und fchritt unter den größten Opfern entfchlofTen feinem Ziel entgegen. Er war frets bereit, die Früchte feiner Arbeit ohne Bedenken für den nächften Fortfchritt zu opfern und alles aufs Spiel zu fetten, wenn es galt, einen großen Zukunftserfolg zu erringen, an dem alle feine Freunde, nur er felbft nicht, zweifelten. Als er, um nur ein Beifpiel anzuführen, im Anfang der 30er Jahre feine Gußftahlwalzen bei den deutfchen Goldfchmieden ein- gefiihrt hatte, ging er fofort an die Erweiterung der Fabrik, die er mit einer für feineVer- hältnifTe überaus koftfpieligen Dampfmarchine ausrüftete, um dann mit der Eroberung der ausländifchen Märkte zu beginnen. Seinem Freunde Solling, der ihm oft wegen feiner gewagten NeuanlagenVorwürfe machte, entgegnete er einmal: «Auch wir könnten bald fo agieren, daß wir Geld aus dem Gefchäft nehmen für Privatverwendung. Dagegen werden wir aber, was wir beitreiben können, in den Gefchäftsfonds decken, denn frucht- barerkann es nicht angelegt werden. Einer wie großen Ausdehnung ift nicht eine einzige Branche unferer Fabrikation fähig.» Finanzielle Bedenken, die ihm fo oft entgegengehal- ten wurden, ließ er nicht gelten, wenn er fich auf dem richtigen Wege glaubte. Es gehörte gewifTermaßen zu feiner Methode, folche Schwierigkeiten nicht allzu hoch zu werten; dazu trieb ihn fein hoffnungsfreudiger, zukunftsficherer Optimismus. Eine folche Auffadiing ift wohl notwendig für einen Mann, der fich an neue Dinge wagt und Großes unternimmt, und beftärkt wurde er darin durch jahrzehntelange Erfahrungen: war es ihm doch trots der Warnungen und Prophezeiungen feiner freunde noch immer gelungen, felbft in den fchlirnrnften Zeiten alle Geldfchwierigkeiten fchließlich zu überwinden. Im Anfang der 70er Jahre freilich ift ihm diefes große Vertrauen faß zum Verhängnis geworden, als er ohne zwingende Notwendigkeit jene enormen Kreditverpflichtungen auf (ich nahm, die ihn dann infolge der Krife von 1874 in eine äußerft gefährdete Lage gebracht haben. * * * Als Leiter der Fabrik übte Alfred Krupp fchon durch fein bloßes Beifpiel einen großen Einfluß auf feine Umgebung aus. Ein Geift der Hingabe und des Fleißes ftrömte von ihm aus bis in die Arbeiterkreife und erzeugte freudige Mitarbeit. Der ungeheure Er- folg eines folchen Mannes, der einft unter ärmlichen VerhältnifTen mit feinen Arbeitern in Reih und Glied geftanden und fich durch eigene Tüchtigkeit zum Herrfcher eines in- duftriellen Riefenbetriebes aufgefchwungen hatte, übte im Verein mit feiner mächtigen Perfönlichkeit eine unmittelbare Wirkung auf Phantafie und Gemüt. Noch mehr aber bewirkte Krupp durch feine planmäßige erzieherifche Tätigkeit. Er wurde bald der Lehr- meifter der Seinigen im Kleinen und im Großen. Durch Belehrung und Erziehung glaubte er alles erreichen zu können, und was in ihm felbft lag, was er aus ErlebnilTen und Er- fahrungen für fich gewonnen und an gefchäftlichen Grundfätjen daraus abgeleitet, das fuchte er in unabläffigem Bemühen feinen Mitarbeitern einzupflanzen. Seine Arbeiter, die zumeift «vom Pfluge» kamen, lernte er in den erften Jahren felbft an, und oft nahm er feine Zuflucht zu draftifchen Maßregeln: ein Dreher, der eine Àchfe verdorben hatte, mußte das verpfufchte Stück längere Zeit über der Bank aufhängen, damit er die Folgen 293