ForsideBøgerKrupp 1812-1912

Krupp 1812-1912

Forfatter: Friedrich Krupp

År: 1912

Forlag: Friederik Krupp A. G.

Sted: Essen-Ruhr

Sider: 447

UDK: St.f. 061.5(43)Kru

Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr

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Side af 456 Forrige Næste
felbft wurde durch feine Tätigkeit als Stadtrat, als Einquartierungskomminar ufw. völlig den eigenen Gefchäften entzogen. Auch die allgemeinen Kriegslaften trafen ihn doppelt in den Anforderungen an die Stadt Effen und an die Gemeinde Àlteneiïen, zu der die Fabrik gehörte. Arbeiter zum Schanzen mußten nach Wefel geftellt werden, Liefe- rungen für die Truppen wurden ausgefchrieben, die Fabrik wurde mit Einquartierung belegt. Erft im Jahre 1814 wurden die Schmelzverfuche wieder aufgenommen. Auch die Feilenfabrikation wurde in befcheidenem Umfange fortgefetjt, ober fie hatte wenig Erfolg, da die ErzeugnifFe keinen Vergleich mit den englifchen Gußftdhlfeilen aushalten konnten. So wurde die Lage Friedrich Krupps fchon in diefem Jahre fchwierig. Die Verfuche und die Bauarbeiten hatten feine flüiïîgen Mittel erfchöpft, zur Beftreitung der Be- triebskoften hatte er bei feiner Familie fchon erhebliche Darlehen aufgenommen; weitere Summen verfagte fie ihm, da der bisherige Erfolg den Erwartungen fo gar nicht entfprach. Auch die politifche Lage hatte (ich für das Unternehmen drohend entwickelt. Die Befreiung Preußens vom franzöfirchen Joch, fo freudig Krupp fie ak deutfch denkender Mann begrüßte, erfchütterte, ja vernichtete doch zum großen Teil die Grundlage, auf der fein Unternehmen aufgebaut war. Mit dem Fall der Kontinental- fperre im März 1813 fand der englifche Gußftahl wieder ungehinderten Zutritt zu den deutfchen Staaten. Nicht nur Krupp, Condern auch manche andere auf die Verdrängung englifcher Manufakturen gerichtete Unternehmungen in Weftfalen und am Niederrhein wurden dadurch fchwer getroffen. Der Rückfall Effens an Preußen verfprach dafür einen gewifTen ErLit^ aber vorläufig war die Aufnahmefähigkeit des heimifchen Marktes noch gering. Die weltlichen Provinzen hatten bei dem Daniederliegen des wirtfchaftlichen Lebens nach den Kriegen nicht den wünfchenswerten Verbrauch. Von dem Often der Monarchie fah fich Krupp noch durch die Provinzialzölle der altpreußifchen Landesteile abgefperrt; überdies eiTchwerten die Dürftigkeit und Koftfpieligkeit der damaligen Verkehrsmittel die Beziehungen zu ihnen. — Schlimmer als alles aber war die Un- fähigkeit der Brüder Kechel, die auch nach der Wiederaufnahme der Arbeiten nicht den geringften Fortrchritt erzielten. So fah fich denn Krupp nach langem, vergeblichem Zuwarten endlich — im November 1814 — genötigt, fich von ihnen zu trennen; er kündigte ihnen Stellung und Wohnung mit der Anzeige, daß er feine Fabrik von nun an ohne ihre Beihilfe zu betreiben und zu vervollkommnen fuchen werde. Die Gebrüder von Kechel, die noch immer behaupteten, Krupp felbft habe der Gußftahlbereitung durch feine großen Tiegel «das Grab gegraben», vernichten die Aufrechterhaltung des Vertrags zu erreichen, aber Krupp blieb in feinem EntfchlufTe feft, und am 12. No- vember verließen fie die Fabrik und den Kruppfchen Dienft. Sie kehrten zum Soldaten- berufe zurück und ftarben als holländifche Militärpenfionäre in der Mitte der 30 er Jahre. Krupp fchwankte zunächft, ob er die Fabrik fortbetreiben oder ob er fie, dem Wunfche der Familie folgend, aufgeben folle, entfchloß fich aber fchließlich doch zur Fortführung des Unternehmens. Er wagte das im Bewußtfein der eigenen KenntnifTe, die er (ich während der Verfuchszeit angeeignet hatte. Nicht nur in der Tiegelfabri- kation, fondern auch im Schmelzprozeß hatte er feine Erfahrungen erweitert, und fchon die nächften Monate brachten den erften Verkauf von Gußftahl, wenn auch noch in