ForsideBøgerKrupp 1812-1912

Krupp 1812-1912

Forfatter: Friedrich Krupp

År: 1912

Forlag: Friederik Krupp A. G.

Sted: Essen-Ruhr

Sider: 447

UDK: St.f. 061.5(43)Kru

Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr

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Side af 456 Forrige Næste
fehr kleinen Poften. Am fchlirnrnften fah es in finanzieller Hinficht aus. In den drei Jahren feines Gefelirchaftsvertrags mit den Herren von Kechel hatte Krupp für Ge- bäude und Einrichtungen eine Summe von 15000 Rtlr., für Betriebskoften 17 000 Rtlr. aufgewendet, und dem ftand nur ein Erlös von 1400 Rtlr. für verkaufte Waren gegen- über. An fremdem Kapital hatte er, hauptfächlich von feinen Gefchwiftern, bereits 20000 Rtlr. entliehen, und nur das Vertrauen auf feine gute Sache und auf den mütter- lichen Beiftand konnte ihn je^t ermutigen, tro^ des dringenden Abratens aller feiner Verwandten die Fabrik fortzuführen. In der Tat war es fortan in erfter Linie Krupps Mutter, die — feit 1815 auch Univerfalerbin ihres im Oktober verftorbenen jüngeren Sohnes Wilhelm — ihre Hilfe dem Unternehmen Friedrichs lieh und ihm treu in Not und Sorge zur Seite ftand, bis auch ihr Vermögen und Kredit erlchöpft und der Zu- fammenbruch nicht mehr aufzuhalten war. Sie hat ihren lebten Sohn, verbittert durch getäufchte Hoffnungen, in ein frühes Grab finken Gehen, aber ihr treues Ausharren, ihre Hilfe und Aufopferung haben es ihm noch ermöglicht, wenigftens den technifchen Erfolg in gewifTem Umfange zu erringen und damit die Grundlage zu PchafFen, auf der fich die folgende Generation endgültig emporringen konnte. Sie erlebte noch in hohem Alter die erften Erfolge der Gußftahlfabrik unter der Leitung ihres Enkels Alfred Krupp, fie fah noch den Übergang aus der befcheidenen anfänglichen Werkftatt zum fabrik- mäßigen Betriebe und ftarb 1839 mit dem Bewußtfein, daß ihre Opfer keine vergeb- lichen gewefen waren. Der Betrieb auf der Fabrik war nach dem Austritt der beiden Teilhaber auf das Allernotwendigfte befchränkt worden. Die Feilenfabrikation wurde eingeftellt und die meiften Arbeiter wurden entlafTen. Nur noch ein Schmelzer und der Hammerfchmied verblieben neben dem Faktor auf der Walkmühle. Durch Schmiedearbeiten für fremde Betriebe, z. B. für die Gewehrfabrik in Saarn, durch Amboßreparaturen und Raffinieren von fremdem Elfen wurde der Hammer ausgenutjt und die Anlage überhaupt in Tätig- keit gehalten. Daneben ober le^te Friedrich Krupp die Verfuche zum Gußftahlfchmelzen perfönlich fort. So zog fich der Betrieb in fehr belcheidenem Umfange hin, bis um die Mitte des Jahres 1815 ein äußerer Zufall den Plänen Krupps eine neue Wendung gab. Lim diele Zeit erfchien in verfchiedenen Zeitungen, u.a. auch in den EfTener «All- gemeinen Politifchen Nachrichten», eine Bekanntmachung des Preußifchen Oberberg- amts, derzufolge dem Stahlfcibrikanten Friedrich Nicolai ein Patent zur Anfertigung von Gußftahl nach einem von ihm erfundenen Verfahren erteilt worden war. Anlchließend daran gab Nicolai felbft bekannt, daß ihm auf 12 Jahre «das ausfchließliche Recht in den Königlichen Preußifchen Provinzen zwifchen der Elbe und dem Rhein, Gußftahl vermittelft der von ihm erfundenen Befchickung anzufertigen», bewilligt worden fei. Nicolai, der aus Hannover (lammte und (ich als preußifchen Hufarenrittmeifter bezeich- nete, ein Titel, den er fich in einem Freikorps erworben haben mochte, war früher im Bergifchen anfäffig gewefen und hatte fich dort auf dem Gebiete des Mafchinenbaues für Zwecke der Textilinduftrie erfolgreich betätigt. Dann war auch er unter die Leute ge- gangen, die den Gußftahl erfinden wollten, hatte Verfuche auf der Karlshütte bei Ein- beck angeftellt und in Berlin mit den preußifchen Behörden über eine Verwertung feiner Erfindung verhandelt. Auf Grund vorgeführter Verfuche, bei denen das Geheimnis 24