ForsideBøgerKrupp 1812-1912

Krupp 1812-1912

Forfatter: Friedrich Krupp

År: 1912

Forlag: Friederik Krupp A. G.

Sted: Essen-Ruhr

Sider: 447

UDK: St.f. 061.5(43)Kru

Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr

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Side af 456 Forrige Næste
 hatten zwar keinen Rücklauf, fprangen aber beim Schuß nach vorn aus der Richtung. Immerhin wurden bei den Verfuchen im Schnellfeuer 8 bis 9 Schuß in der Minute mit gutenTreffergebninen erreicht, eine für die damalige Zeit bemerkenswerte Leiftung. Die VerfuchsergebnifTe veranlaßten das preußifche Kriegsminifterium, Krupp zur Lieferung eines Probe-Schnellfeuerfeldgerchü^es, das gewiffen Bedingungen zu entfprechen hatte, aufzufordern. Die Kruppfche Fabrik entnahm aus den bisherigenVerfuchen die Gewiß- heit, daß Hemmungsmittel allein das Stehenbleiben des Gefchütjes beim Schuß nicht bewirken konnten, daß vielmehr der Rückftoß auf die Lafette unbedingt vermindert wer- den müfFe. Deshalb wurde Mitte 1892 eine 7,5-cm Schnellfeuerfeldkanone mit zurück- laufender kleiner Oberlafette inVerfuch genommen; aber der Schuß warf das Gefchütj immer noch 30 bis 40 cm hoch und zur Seite. Inzwifchen war Ende 1890 bei Krupp eine 12-cm Schiffskanone L/40 in Wiegenlafette mit entfcheidendem Erfolg verfucht wor- den. Die Wiege war ein mit feitlichen Schildzapfen verfehener Mantel aus Bronze, wel- cher dem Gerchütjrohrbeim Rück-und Vorlauf zur Führung diente; unten an der Wiege waren Bremfe und Vorholfeder angebracht. Mit der Annahme der Wiege trat ein Kon- ftruktionselement in den Lafettenbau, das in feiner Bedeutung für die Entwicklung des Schnellfeuergefchü^es gleichwertig neben das rauchlofe Pulver zu [teilen ift. Das Ge- (chütjrohr läuft in der Wiege in der Richtung der Seelenachfe, d. h. in der Wirkungs- richtung des Gasdrucks zurück; dadurch kommt die fenkrechte Komponente des Rück- ftoßes in Fortfall, welche bei der auf anfteigender Gleitbahn zurücklaufenden Oberlafette die Haltbarkeit der Unterlafette um fo mehr in Anfpruch nimmt, je größer der Erhöhungs- winkel des Rohres ift. Zunächft kam dieferVorteil den Schiffs- und Küftenlafetten zugute, deren Rahmen und Unterbau dadurch entlaßet wurden. Die geringere Beanfpruchung ermöglichte es fodann, auch die fahrbaren Gefchü^e an diefem Fortfehritt teilnehmen zu lafTen, da nunmehr ihre Lafetten zugunften der Standfeftigkeit länger und dennoch leichter gemacht werden konnten. Die neuzeitlichen Haubitzen und Kanonen der Be- lagerungsartillerie in Räderlafetten mit Rohrrücklauf find auf diefer Grundlage überhaupt erft möglich geworden. Auch die früher unentbehrlichen Holzbettungen für die Be- lagerungsgefchü^e hat dieWiegenkonftruktion in Fortfall gebracht. Als weiterer Vorteil ift zu erwähnen, daß die Richtvorrichtung unabhängig von dem beim Schuß zurück- gleitenden Rohr an der Wiege angebracht werden kann. Daraus folgt, daß auch das Richten unabhängig vom Laden des Gefchü^es zugunften der FeueiTchnelligkeit aus- geführt werden kann. So hat die Anwendung derWiege eine tiefgreifende Umwälzung in derKonftruktion und im Gebrauch aller Gefchütje im Gefolge gehabt. Nachdem der oben erwähnteVerfuch eines Feldgefchütjes mit zurücklaufender Ober- lafette nicht befriedigt hatte, wurde 1892 ein neues Gefchütj mit muffenartigerWiege in fchwenkbarerOberlafette, 310 mm langem Rohrrücklauf, hydraulircherRücklaufbremfe, Vorholfeder und Sporn unter dem LafettenTchwanz hergeftellt. Es war das erfte Rohr- rücklauf-Feldgefchü^, das die gültig gebliebenen Grundgedanken der Konftruktion zeigt: zwangsläufigen, hydraulifch gebremften Rohrrücklauf bei gleichzeitigem Spannen einer Vorholfeder, Seitenrichtvorrichtung und Bremsfpom unter dem Lafettenfchwanz. Man erkannte bei diefen Verfuchen, daß ein vollftändiges Ruhigftehen des Gefchütjes nur dann zu erreichen fei, wenn der Rücklauf des Rohres eine um ein Vielfaches größere 352