Krupp 1812-1912

befiehl, fo kommen in der Küftenbefeftigung außer den Hartgußpanzerbatterien an folchen Punkten, die ein weit umfarTendes Gefichtsfeld unter Feuer zu halten haben, Panzerdrehtürme aus Hartguß zur Verwendung. Diefe Türme werden, wie die Panzer- batterien, im Grufonwerk hergeftellt. Den eigentlichen Hartgußpanzertürmen werden heute vielfach Panzertürme vorgezogen, bei denen die Kuppel aus gewalzten und ge- wölbt gepreßten Nickelftahlplatten zufammengefe^t ift. Alle Panzertürme Rehen in einem Vorpanzerring, aus dem nur die flache Kuppel mit den Mündungen der Ge- fchü^e hervorragt. Die Rohre liegen in Minimaircharten-Wiegenlafetten. Unterhalb der Drehfcheibe befindet fich, wie bei den Schiffstürmen, der zylindrifche Schacht, welcher die Munitionshebewerke und die mafchinellen Einrichtungen für das Schwenken des Turmes und das Höhenrichten des Rohres aufnimmt. Die Panzertürme find in der Regel mit zwei Gefchütjen ausgerüftet. Ende der 80er Jahre baute Krupp Mittelpivot-Küftenlafetten mit hinten offenem, gewölbtem Panzerfchirm, die vor den bis dahin gebräuchlichen Vorderpivotlafetten den Vorzug des Panzerlchutjes auch für die Munitionszuführung hatten. Neben folchen Ge- fchü^en fanden in außerdeutfchen Ländern auch Kanonen in Verlchwindlafetten zur Küftenverteidigung Verwendung. Auch diefer Gefchütjart hat Krupp feine Àufmerk- famkeit gewidmet. Ihre Eigentümlichkeit befteht darin, daß das Gelchü^rohr durch den Rückftoß in gedeckte Ladeftellung hinabgefenkt und durch die in einem Sammler auf- gefpeicherte Kraft zum Schuß über die hohe Erdbruftwehr wieder hinaufgehoben wird. Bei guter Deckung von Gefchü^ und Bedienung find fie billiger als Panzerturmgefchü^e. Die erfteVerfchwindlafette für eine12-cm Kanone ift bei Krupp im Jahre1889 als Feftungs- und Belagerungsgefchü^ ausgeführt worden. Das Gefchüt} war fahrbar und konnte fowohl auf vorbereiteten Bettungen, als auf einem hierfür eingerichteten Eifenbahn- wagen zum Schießen aufgeftellt werden. Zur Kraftauffpeicherung diente ein mit der hydraulifchen Rücklaufbremfe verbundener Druckluftbehälter. Jm Jahre1900 wurde eine Verfchwindlafette mit Gegengewicht ausgeführt. Das Gefchü^ fteht auf einem Kugel- kranz und wird um ein Mittelpivot zum Seitenrichten gelchwenkt. Beim Schuß [chwingen die Rohrträger nach hinten, heben das als Kraftfpeicher dienende Gewicht und betätigen gleichzeitig eine Flüiïigkeitsbremle, deren Rückfchlagventil das Rohr in derTieflage feft- hält Nach erfolgtem Laden und Richten wird das Ventil geöffnet, worauf das Rohr (elbft- tätig in die Höhe fteigt und am Schluß der Bewegung mittels elektrifchen Kontaktes ab- feuert. EineVerfchwindlafette diefer Art für eine 21-cm Kanone L/40 befand (ich 1902 auf der Düffeldorfer Ausftellung. Seit diefer Zeit hat Krupp eine große Anzahl folcher Lafetten für Kanonen von 15 bis 28 cm Kaliber geliefert. Um neben größerer Feuerlchnelligkeit auch belTere TrefFergebnirfe zu erzielen, mußten fchließlich auch die Richtmittel den VerbefTerungen der Rohre, VerfchlülTe und Lafetten folgen. Bei dem von alters her üblichen Richten über Vifier und Korn waren Richtungsfehler aus verfchiedenen Llrfachen nicht zu vermeiden, deshalb war es nicht möglich, dieTreffähigkeit der gezogenen Gefchü^e, die wirkliche Präzifionsinftrumente find, voll auszunutjen. Im Jahre 1890 verband die Kruppfche Fabrik mit der Auffa^ftange eine Libelle, mit deren Hilfe nach dem Richten über Vifier und Korn der Geländewinkel feftgeftellt und nach dem Einftellen des Auffatjes die Erhöhung fehr fcharf genommen 360