ForsideBøgerKrupp 1812-1912

Krupp 1812-1912

Forfatter: Friedrich Krupp

År: 1912

Forlag: Friederik Krupp A. G.

Sted: Essen-Ruhr

Sider: 447

UDK: St.f. 061.5(43)Kru

Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr

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Side af 456 Forrige Næste
Die höchfte Härtungsfähigkeit wurde der Vorderfeite durch Anwendung der fchon er- wähnten Gaszementierung erteilt. Die Platte wurde dann in ihrer ganzen Starke durch befondere thermifche Prozeffe auf die größtmögliche Zähigkeit gebracht und nunmehr die Vorderfeite allein — ohne die Zähigkeit der Rückfeite zu zerftören — durch Über- braufen mit WafTer unter ftarkem Druck gehärtet. Die Vorderfeite einer folchen Platte war härter als Glas, und die Härtung, die etwa bis zu ein Drittel der Plattendicke ging, zeigte nach der Rückfeite hin einen allmählichen Übergang in zähes, fehniges Gefüge. Im Dezember 1894 wurden zwei nach diefem Verfahren hergeftellte Platten von 15 cm Dicke berchoffen, welche gegenüber allen früher gefertigten Platten eine außerordent- lich bemerkenswerte Überlegenheit zeigten. Im März 1895 wurde dann noch eine nach denfelben Grundfätjen erzeugte Platte von 30 cm Dicke geprüft und dabei feftgeftellt, daß das neue Verfahren auch bei diefer Stärke die gleichen Vorteile wie bei dünneren Platten bot. Die Widerftandsfähigkeit war je^t Co groß wie die einer reichlich zweimal (o dicken Compoundplatte, und die Zähigkeit war eine derartige, daß die Platte als un- zerbrechlich bezeichnet werden mußte. Diefe Befchußergebnine hatten den Erfolg, daß das von Krupp bei diefen Platten benu^te Herftellungsverfahren nicht nur von der deutfchen Marine für ihren Bedarf vorgefchrieben, fondern auch von faft allen Panzer- fabriken des Auslandes erworben und bis zur Gegenwart angewendet wurde. Diefe Panzerplatten find es, die man mit der typifchen Bezeichnung «Krupp-Panzer» oder «Krupp-Platten» zu benennen pflegt. Die Fabrikation diefer Platten für regelmäßige Lieferungen wurde im Jahre 1895 aufgenommen und bedingte abermals eine völlige Umgeftaltung der Werkftätten. Es mußten Zementier-, Glüh- und Härteöfen Cowie befondere Härteeinrichtungen gebaut werden. Auch der Mafchinenpark erfuhr eine vollftändige Umgeftaltung. Da nach dem Härten der Platten kein Werkzeug mehr an- griff, mußte zur Bearbeitung der Platten mittels Schmirgelfchleifmafchinen gefchritten werden. Auch die Biegepreffen erwiefen fich nicht mehr als genügend ftark und wurden durch neue, kräftigere ergänzt. Die erften Beftellungen der deutfchen Marine wurden für die großen Kreuzer «Freya», «Hertha» ufw. gemacht. Sodann folgten Beftellungen für die Linienfchiffe der Kaifer-Klafle, und auch der heutige Bedarf wird in diefer Art hergeftellt. Der ftärkere Bedarf der lebten Jahre erforderte eine wefentliche Erweiterung des Panzerwerks, welches je^t über 2 Walzwerke — das neuere mit 4,5 m Ballenlänge undlOOOO RS.—, ferner über 3 BiegeprefTen bis 100001 Druck, 24 Zementier-, Glüh- und Härteöfen bis 22 m Länge, über 5 Härteanlagen und 86 Bearbeitungsmafchinen verfügt. In dem Gebäude, welches 55000 qm Fläche bedeckt, laufen 42 größtenteils elektrifche Kräne bis zu 1501 Tragfähigkeit. Seit der Einführung des Krupp-Panzers find keine bemerkenswerten Fortrehritte in der Herftellung der Panzerplatten mehr gemacht worden, obwohl alle Fabriken derWelt an diefer Aufgabe arbeiteten, und obwohl heute eine Erhöhung derWiderftandsfähigkeit des Panzers dringend erwünfeht wäre. Bis zum Anfang des neuen Jahrhunderts war eine ftarke Überlegenheit der Panzerplatte gegenüber dem angreifenden GePchoß vorhanden, wenngleich in der Herftellung des lesteren ebenfalls große Fortfchritte gemacht waren, indem man die auf dem Gebiete der Nickelftahlerzeugung gewonnenen Erfahrungen auf die Gerchoßfabrikation übertragen hatte. Aber die GerchoHe zerfchellten beim 369