ForsideBøgerKrupp 1812-1912

Krupp 1812-1912

Forfatter: Friedrich Krupp

År: 1912

Forlag: Friederik Krupp A. G.

Sted: Essen-Ruhr

Sider: 447

UDK: St.f. 061.5(43)Kru

Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr

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Side af 456 Forrige Næste
des Minifters, fo wurde Krupp bedeutet, habe das Kruppfche Unternehmen fchon durch die Unterftü^ung des Nicolai eine ausreichende ftaatliche Förderung erhalten. Die damit verbundene Andeutung, das Nicolaifche Geheimnis fich zunu^e gemacht zu haben, wies Krupp allerdings nachdrücklich zurück. Diele erften Unterftü^ungsgefuche find aus den bis dahin geltenden Anfchauungen über die Rolle des Staates zwanglos zu verliehen, aber fie fielen in einen für Krupps Wünfche gänzlich ungeeigneten Zeitraum. Seit den Befreiungskriegen war die Zeit eine andere geworden, die Anfchauungen über die Bevormundung des Bürgers durch die Behörden hatten fich verändert. Unter weitblickenden Staatsmännern, in erfter Linie von Bülow, Maaßen und Eichhorn, war Preußen mit einerÀnzahl von vorbildlichen wirtfchaftlichen Gefeiten vorangegangen, die ihre Einwirkung auf das gewerbliche Leben nicht verfehlten. Die Abgaben auf den WafTerftraßen und die Binnenlandzölle waren gefallen. Das Maigefe^ des Jahres 1818, mit den Worten Heinrich vonTreitfchkes «das freiefte und reif fte ftaatswirtfchaftliche Gefe^ jener Tage», ließ 67 Zolltarife in den altpreußifchen Landesteilen fallen unter Beibehaltung eines einheitlichen, maßvollen Eingangszolk an den Grenzen. Die freie Entfaltung aller wirtfchaftlichen Kräfte, unge- hemmt aber auch unbevorzugt durch den Staat, die Erzielung billiger Preife für den Bürger und Landmann war das Ziel der Staatswohlfahrt, das zugun ften des einzelnen nicht verrückt werden durfte. Diejenigen Induftriezxveige, die fich zum Erfatj eng- lifcher Manufakturen erft jüngft gebildet hatten und noch zu fchwach waren, um auf eigenen Füßen zu ftehen, befonders aber die Fabriken der weftlichen Grenzgebiete, denen der große preußifche Markt durch die unzulänglichen Verkehrsmittel noch verfchloden war, litten zunächft fchwer unter diefer neuen Strömung. Ein Ausgleich konnte für fie nur dadurch entftehen, daß fich die deutfehen Staaten zu einem größeren Vaterlande zufammenrchlonen, daß die Zollfchranken auch zwilchen Preußen und den Südftaaten fielen, und der deutfehen Induftrie auch ein deutfehes Àbfa^gebiet eröffnet wurde. Aber dafür war die Zeit noch nicht gekommen. So blieb denn Krupp in feiner größten Bedrängnis auf fich allein angewiefen. Seine Verwandten hatten um Co weniger Luft, ihn weiter zu unterftü^en, als gerade damals ein vermögender Doubléfabrikant aus Barmen, namens Ehrenberg, der (ich ebenfalls mit der Fabrikation von Werkzeugftahl befaßte, anfeheinend zum Ziel gekommen war und öffentlich in EfTen fein Bedauern über Krupp geäußert hatte, der fich gegen die neue Erfindung nicht mehr lange werde halten können. Auch die Krupp Näherftehenden glaubten diefen Reden und hielten den Untergang feines Unternehmens für befiegelt gerade zu einer Zeit, wo er felbft fich dem Ziele nahe fah, und nur der Geldmangel ihn hinderte, die gemachten technifchen Fortrehritte gehörig auszunutzen. Als Ehrenberg vollends auf feine Erfindung, die fich übrigens nicht auf Gußftahl, fondern auf raffi- nierten Stahl bezog, ein preußifches Patent erhielt, gab fogar der Generaldirektor Goedeking Krupp den Rat, lieber mit diefem Manne in ein Gefelirchaftsverhältnis zu treten, als fich durch ihn möglicherweife an die Wand drücken zu lafTen. Aberdas lehnte Krupp unter dem Eindruck feiner früheren Teilhaberverhältnifle ftandhaft ab. Er mochte auch den Wert des Ehrenbergfchen Patents nach den Erfahrungen, die er mit Nicolai gemacht hatte, nicht fehr hoch einfehä^en. Seinen Weg dagegen feinte er unbeirrt fort. 32