ForsideBøgerKrupp 1812-1912

Krupp 1812-1912

Forfatter: Friedrich Krupp

År: 1912

Forlag: Friederik Krupp A. G.

Sted: Essen-Ruhr

Sider: 447

UDK: St.f. 061.5(43)Kru

Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr

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Side af 456 Forrige Næste
Wie während der Cchnell verhallenden Töne der Silvefterglocken find es auch je^t nur flüchtige Bilder, die zuCammenhangslos aus der Fülle der Gefchichte eines Jahrhunderts vor uns auftauchen, (ich unwillkürlich mit Fragen an die Zukunft und an das Gewifien der Gegenwart verknüpfen und alsbald hinter neu auffteigenden Geftalten verfchwinden. 100 Jahre Induftrie — vernehmlich mahnt uns dies Wort, wie viel älter auch das deutsche Volk inzwifchen geworden ift. Doch in der Mitte diefer 100 Jahre iftin jugend- licher Kraft ein neues deutfches Reich erftanden. Eines Kai fers Auge ruht wieder auf uns und verfolgt ftolz den Siegeslauf heimiPchen Gewerbefleißes. Die Taten, die kraft- voll und wuchtig dielen Wandel der Zeiten von 1812 zu 1912 erzwangen, bannen alle Zweifel : noch find wir ein jugendliches Volk. Es ift diefelbe Kinderftube, aus deren gefunder kraftvoll ernfter Luft unfer neuer preußilch-deutfcher Staat und die Kruppfchen Werke hervorgewachfen find. Die Männer, die fie fchmiedeten, haben alle die Not gekannt. Sie waren alle Söhne der reichen Zeit, in der einerfeits ein Fauft gefchrieben werden konnte — und andererfeits der «kategori (ehe Imperativ» des Philofophen — oder auf preußifch-deutfch: die verdammte Pflicht und Schuldigkeit — in dem Bewußtfein eines ganzen Volkes Geftalt gewann. Heute dehnt (ich alles mächtig in die Breite. Der Zeit mühfeliger Entwicklung der Keime und Zellen, der moralifchen Grundlegung ift die Zeit der Ernte, der Manen- entwicklung, der Vervielfältigung mit all’ ihrem Glanze, aber auch mit all’ den Gefahren gefolgt, die wir vor uns Gehen. Der Mann, der wie Friedrich Krupp erfolglos, aber mit feftem Glauben dem Ziel nachjagte, das ihm in feinem deutfehen Idealiftengehirn vor- (chwebte, ift nicht der Typus der Gegenwart. Und doch ift auch er im Gefamtbild der Entwicklung eine leuchtende, unentbehrliche Geftalt. In einem einzigen Menfchenleben entwickelte dann der praktifche Genius Alfred Krupps aus den kleinften Anfängen heraus den erften induftriellen Großbetrieb Deutfch- lands fogleich bis zum Weltunternehmen, bis zum modernen «gemilchten Betriebe». Dies neue Gebilde im deutfchenWirtfchaftsIeben, dem inzwifchen zahlreiche ähn- liche Geftalten fich an die Seite geftellt haben, ift der Ausgangspunkt größter Erfolge, aber auch größter Schickfalsfragen. In welches Lebensgebiet wir auch blicken, überall Gehen wir uns vor der Aufgabe, eine an Zahl plötzlich riefenhaft gewordene Menfchenklafre, die es bis dahin in der Welt nicht gab, den großinduftriellen Arbeiter, einzugliedern in den langfam aufgewachfenen Bau unferes völkifchen Lebens. Die fefteften Kräfte und Begriffe drohen unter dem Ein- flufie diefer neuen Erlcheinung wie das Eifen im Feuer umgebogen und umgewertet zu werden. Aus unzähligen Beifpielen nur das eine: — nicht um Stellung zu nehmen in dem Streite der polit Heben Tagesmeinungen, fondern um aus der Entwicklung der Geifter eine befonders bezeichnende Tatfache herauszugreifen: was im bürgerlich-agrarifchen Staat als die vollkommenfte Verwirklichung höchfter Begriffe von Gleichheit und Ge- rechtigkeit erfchien, wie ein gleiches Stimmrecht aller in den gemeinfamen Dingen, — im Kopfe weiter Kreife malt es fich plötzlich dis gefährliches Machtwerkzeug, als Ge- waltmittel, das Leute, die des Abgrunds am Ende diefes Weges nicht achten, zu dem Verfuche benutjen möchten, geftü^t auf eine einzelne, aber unendlich zahlreiche Schicht des Volkes allen andern Volksklafien und gelcliichtlich gegebenen Mächten ihre Herrfchaft aufzuzwingen.