ForsideBøgerKrupp 1812-1912

Krupp 1812-1912

Forfatter: Friedrich Krupp

År: 1912

Forlag: Friederik Krupp A. G.

Sted: Essen-Ruhr

Sider: 447

UDK: St.f. 061.5(43)Kru

Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr

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Side af 456 Forrige Næste
Und auf der andern Seite — wie lange hat es gedauert, bis man in weiteren Kreifen anfing, die Grundlage dicter Probleme — den induftriellen Großbetrieb felbft richtig zu verliehen? Welche Mythen und Mißverftändnifle umweben ihn noch je^t in den Augen der Menge? Man kann ohne Übertreibung tagen: das Mißverftehen der Trieb- federn des heutigen Großbetriebes ift einer der Hauptgründe dafür, daß der Gedanke möglich war und viele Taufende begeiftern konnte: europäifche Menfchen anders als auf der tief in ihrem Innerften verankerten Grundlage des Individualismus zu regieren oder (ich regieren zu latTen. Der das Schlagwort von dem Riefenbetriebe als Über- leitung zur ftaatlichen oder gefelirchaftlichen Gütererzeugung prägte, ahnte nicht, in wie ausgefprochener Weife auch im Großbetrieb die ausfchlaggebende Kraft immer und immer wieder die individuelle Leiftungsfähigkeit ift — wie alles «Organifieren», das moderne Zauberwort, eigentlich darauf hinausläuft, diefe Kraft in all’ die fonft nur zu bald ftille (lebenden Glieder und Muskeln des Ganzen zu leiten und in ihnen lebendig zu erhalten. Wer durch den Schein der Dinge hindurchfieht, weiß es genau: den Großbetrieb, dies überallher aus dem Boden der individualiftifchen Wirtfchäfts- ordnung und WeltaufFafTung gierig individuelle Kraft auflaugende Gewächs verall- gemeinern — heißt ihm den Lebensfaft abzapfen. Das Bewußtfein der Familie Krupp, mit dem erften deutfchen Großbetriebe auch alle diefe Probleme mitgefchaffen zu haben, hat fie immer lebhaft die Pflicht empfinden laffen, duch mitzuhelfen bei ihrer Löfung. In Friedrich Alfred Krupp, unter dem die Arbeiterzahl feiner Werke in 15 Jahren von 20000 auf 43000 (lieg (gegen heute rund 71000) war dies Gefühl befonders lebendig. Schon feine Wohlfährtseinrichtungen zeigen es. Er war in und mit der Fabrik groß geworden und kannte den Arbeiter und den induftriellen Betrieb. Das erklärt es, wenn trots feines ausgeprägten fozialen Empfindens feine Ànficht über das, was dem Gemeinwohl frommte, weit abwich von dem, was mein bisher meift auf den Hochfchulen hörte. Seine und feines Vaters Überlieferung lebt auch heute fort. Erbe fein — heißt ja nicht nur den Befits feiner Väter übernehmen, fondern auch wifTen, was fie getan und wie fie gedacht haben, (ich mitverantwortlich fühlen für die ungelöften Fragen, die jedes Menfchen Tätigkeit hinterläßt und die nur derjenige verftändnisvoll fortfpinnen kann, der fich nicht nur als Nachfolger, Condern als Erbe fühlt. In dem Kranze der je^igen großen Unternehmungen Relit die Firma Krupp, die ja nur der Form nach eine Aktien- gefellfchaft ift, eine der Geftalten dar, die bei allem Streben immer frifche Schößlinge im Neulande der Gegenwart zu treiben, am tiefften in der Vergangenheit und ihren Überlieferungen wurzeln. Es ift darum verftändlich, wenn fie trots des Vergehens alter patriarchalifcher Formen, tro^ der Unmöglichkeit, ein unmittelbares Band vom einzel- nen zum einzelnen aufrechtzuerhalten, doch nicht davon ablaflen will, in organilcher Fortentwicklung unter neuen Formen die bewährten Triebfedern glänzender vergangener Entwicklung zu verknüpfen, mit den neuen Kräften in der Seele einer Àrbeiterwelt, deren Dafeinsgrundlagen doch eigentlich Männer wie Alfred Krupp mitgefchaffen haben. Und fo baut fie weiter an dem Gedanken, daß zwilchen der Familie der Werks- belizer, wie fie war und wie fie heute vor uns fteht, und der Gefamtheit der in ihren Unternehmungen Befchaftigten eine tiefwurzelnde Àrbeitsgemeinfchaft, eine Werk- gemeinfchaft befteht, die ftärker ift als alle Mächte, die horizontal teilen wollen, was