ForsideBøgerKrupp 1812-1912

Krupp 1812-1912

Forfatter: Friedrich Krupp

År: 1912

Forlag: Friederik Krupp A. G.

Sted: Essen-Ruhr

Sider: 447

UDK: St.f. 061.5(43)Kru

Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr

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Side af 456 Forrige Næste
im Lande abfe^te. Auch Alfred Krupp, der in diefer Hinficht praktiPcher als fein Vater veranlagt war und (ich des kleinften nicht fchämte, hatte mit dem Einzelverkauf von Gerbergeräten und Werkzeug gute Erfahrungen gemacht. Nunmehr fuchte er einen tüchtigen Gerber für den Haufierhandel zu intereffieren. Ein Brief an diefen Mann aus dem Jahre 1829 kennzeichnet die treuherzige Art des Verkehrs zwilchen dem Siebzehn- jährigen und feinen Gelchäftsfreunden : «Sie fehen wohl ein, daß wir, um ficher zu flehen, für diefes Gefchäft einen Mann haben müden, auf den wir uns in Hinficht der Ehrlichkeit fowohl als des Fleißes verlafTen können. Ihnen fchenken wir das ganze Zutrauen und glauben auch, daß wir uns nicht irren. Unfer Nu^en ift auch der Ihrige. Wenn Sie fchnell die Ware zu verkaufen fachen, fo daß mit wenigen Unkoften viel einkommt, fo haben Sie Ihre Prozente eher verdient und können defto eher wieder eine andere Gegend bereifen und defto eher können wir die Sache im Großen treiben.» Auch die Fabrikation fuchte er zu heben. Es Colite fchneller und billiger gearbeitet werden. Außer verbeflerten Schmiedegeräten, die er den erfahrenen Praktikern der Umgegend abfah, baute er fich rchon1829 eine PrefTe zum Schmieden der Gerberfalzen. Es war eine fehreinfache Ma Ich ine, größtenteils aus Holz beftehend, mit Stahlbacken, die durch Keile gegeneinander getrieben wurden. Aber fie hat mit gutem Erfolg gearbeitet. Krupps eigenhändige Skizzen davon find noch vorhanden und zeigen uns, wie diefe erfte SchmiedeprefTe der Gußftahlfabrik vor mehr als 80 Jahren ausgefehen hat. Auch die Feilenfabrikation fuchte er wieder einzuführen, hauptfächlich um die Stahlabfälle der Walzen und Stempel zu verwerten. Er ließ die Feilen von feinen Arbeitern fchmieden und fchickte fie dann nach Remrcheid, dem Sitj der bergifchen f eilenhciiierei, zum Fertigmachen. Ferner richtete er fein Beftreben darauf, die Arbeitskräfte und Betriebs- mittel befTer als bisher auszunu^en. Er fuchte eine gewifTe Arbeitsteilung einzuführen, Werkzeuge, Stempel u.dgl. partienweife anzufertigen, regelmäßiger zu Tchmelzen ufw. So wurde anfangs nur nach Bedarf, 1830 fchon jeden zweiten Tag gelchmolzen. Aber mit dem Erfolg diefer Bemühungen machte fich die Unzulänglichkeit der Betriebseinrichtungen, unter der fchon fein Vater gelitten hatte, auch für ihn doppelt fühlbar. Die alten Schwierigkeiten infolge der Doppelteilung der Fabrik und der be- deutenden Entfernung des Hammerwerks von dem Schmelzbau, der jet^t auch die Tiegelfabrikation und die Kleinfchmiede enthielt, beftanden fort. Der Reckhammer auf der Walkmühle entfprach nicht den befcheidenften Anforderungen. Das WalTcr der beiden Teiche wurde beim Betriebe des Hammers in wenigen Stunden verbraucht; die Arbeiter haben fpäter erzählt, daß Alfred Krupp oft unter einem Birnbaum des Gartens geftanden und fehnfüchtig die Berne aufwärts gelchaut habe, ob der oben wohnende Müller noch nicht feine Schleufe zog. Die Hämmer felbft, von denen der größere etwa vier Zentner wog, waren für die vorkommenden Arbeiten zu leicht. Konnten Werkzeugftahl und Münzftempel noch notdürftig gelchmiedet werden, fo reichte die Schlagkraft des Hammers für die 20- bis 30pfündigen WalzengüfTe in keiner Weife aus. Immer noch mußten folche Stücke in fremden Hämmern gefchmiedet werden, wobei nicht nur erhebliche Koften für Arbeitslohn und Transport entftanden, fondern auch der Stahl zuweilen von unkundiger Hand verdorben wurde. Das Schmie- den und befonders das Wärmen des Gußftahls war ja damals und noch lange eine 62