Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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125 Proz. wuchs. Ein Zentner Gußftahl in Form von Stangen hatte etwa 25 Taler Wert,
in Form von Münzftempeln das Drei- bis Vierfache, in Form von Walzen das Fünf-
bis Zehnfache. Auch durch andere Llmftände wurde Krupp auf diefen Weg gedrängt.
Noch immer kam es vor, daß gute Stahllieferungen bei der Kundfchaft durch die Weiter-
bearbeitung verdorben wurden. Alfred Krupp ließ es (ich zwar nicht verdrießen, feine
Kunden immer wieder zu überzeugen, daß der Stahl nur richtig behandelt werden
müfTe, um dem heften englifchen Erzeugnis gleichzukommen. «Wie würden ich und
Andere fonft imftande fein, fo gute Sachen daraus zu verfertigen», fchrieb er. Aber
in unkundiger Hand mußte doch manche Lieferung mißraten, und die Schuld wurde
dann auf den Stahl gewälzt. Diefen Vorwürfen konnte man nur durch die Lieferung
fertiger Waren entgehen. Krupp und feine Arbeiter zeichneten fich Ichon damals durch
außerordentliche Erfahrung und Gewandtheit im Schmieden von Gußftahl aus. Mit
diefen Kenntniflen, mit diefem Pfunde galt es zu wuchern. Seit 1830 trat die Lieferung
fertiger Produkte allmählich in den Vordergrund, und die meiften Abnehmer fahen
ein, daß fie dabei tro^ höherer Preife befler fuhren.
Vor allem bezog fich diefe Veränderung auf die Walzen. Jahrelang hatte Krupp nur
gclchiniedete Walzen geliefert, die fich feine Kunden felbft abdrehten, härteten und
fchliffen. Die Münzen hatten meift gut eingerichtete Werkftätten und geübte Arbeiter,
aber felbft hier machte die Behandlung des Gußftahls Schwierigkeiten, und manches
Stück zertprang beim Härten. Alfred Krupp hatte die Arbeit des Abdrehens und Härtens
bei feinen Befuchen in der Düfleldorfer Münze oft gefehen, und im Jahre 1829 entlchloß
er fich, die verantwortungsreiche Aufgabe felbft zu übernehmen. Ein längerer Stillftand
der Räder und Hämmer infolge ftrengen Frottes im nächften Winter bot Gelegenheit,
die nötigen Einrichtungen zu treffen. Gewohnt, fich felbft zu helfen, baute fich Krupp
eine kleine Drehbank und eine einfache Schleifmafchine, die in der Walkmühle auf-
geftellt und durch ein Handrad in Bewegung gefegt wurden. Der erfte Verfuch fchlug
fehl, die Schleifmafchine lieferte keine genaue Walzenbahn. Krupp ftudierte ihre Fehler
und baute eine zweite, die Befferes leiftete. Im April 1830 teilte er feinen Kunden mit, daß
er nunmehr fertig gefchliffene und gehärtete Walzen anfertige. Das erfte Paar wurde
am 26. Auguft an die Firma Hüfeken «in der Nahmer» bei Hohenlimburg geliefert. Viel
Lehrgeld war bezahlt worden, manches Paar war beim Härten zerfprungen. «Hätte
ich — fchrieb Alfred Krupp bei Überfendung der Walzen ■— im voraus die mit der Arbeit
verknüpften Schwierigkeiten gekannt, fo würde ich fie zu 55 TIr. nicht übernommen
haben, da bitterer Schaden dabei ift. Wir find indefTen obigen Betrages einmal einig
geworden, es foll mir dafür Erfa^ und Trott fein, wenn Sie recht zufrieden mit der Ware
find.... Nunmehr kann ich jede Walze von Gußftahl machen, fei fie auch noch fo groß.»
Diefe Hoffnung griff allerdings den EreignifTen bedeutend vor. Es handelte fich vorerft
nur um ganz kleine, etwa fpannenlange Walzen, aber der Brief fpiegelt doch den Stolz
des jungen Fabrikanten wider, der aus eigener Kraft zum Ziel gelangt war. Krupp follte
bald erfahren, wie groß der Markt für folche harten Stahlwalzen war, und wie wenig
Brauchbares auf diefem Gebiete von anderer Seite geliefert wurde.
Die zuerft auf Gerberwerkzeuge befchränkte Garantie dehnte Krupp nunmehr auch
auf die fertig bearbeiteten Walzen aus. Es war freilich noch ein mühfamer Weg bis zum
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