Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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Auffassung als „Gutes Dorf-1 oder „Gottes Dorf“. In neuerer Zeit, wo die Nationalitätenfrage mehr in den
Vordergrund getreten ist, dreht sich der Streit vielfach darum, ob das Wort deutschen oder dänischen Ur-
sprungs sei. Zu einem überzeugenden Abschlusse ist man noch nicht gelangt1).
Die Nachrichten bei Saxo Grammaticus, der die Anlage ganz allgemein ein „aedificium speciosissimum“ nennt
(vgl. oben S. 2, A. 3), bei Cypraeus, welcher nocli um 1530 aus den Überbleibseln auf ein „aedificium splendi-
dissimum“ schliesst und bei dem oft wenig kritischen Dankwerth, der ein früheres „schön Palatium“ an dieser
Stelle vermuthet, gestatten uns auf die ehemalige, vielleicht für den Norden ansehnliche Ausstattung der Burg
nur unsichere Schlüsse. Zur Zeit Ulrich Petersen’s (y 1735), dessen Aufzeichnungen und Sammlungen in den
Archiven zu Kopenhagen und Schleswig aufbewahrt werden, waren auch diese letzten Reste bis auf die Burg-
wälle verschwunden; diese wurden später mit Tannen bepflanzt, so dass jetzt auch diese letzte Spur so ziemlich
verwischt ist2). Wenn wir daher im Nachfolgenden den Versuch machen, so weit es eben Schlüsse ohne ge-
nügende weitere Anhaltspunkte gestatten, ein Bild von dem ehemaligen Bischofssitze zu entwerfen, so kann für
dasselbe kein Anspruch auf vollkommene Richtigkeit und Genauigkeit in jedem Detail erhoben werden.
Zwei von Süden nach Norden gerichtete Sandhügel gelten jetzt als ehemaliger Standort der Veste. Der
grössere, im Süden gelegene Hügel, welcher noch im 16. Jahrhunderte auf seiner Süd- und Westseite von einem
8 —10' tiefen Graben umgeben war, hat die Form eines Ovals; bei einer Höhe von etwa 24' hat er eine Länge
von 210' und eine grösste Breite von 130'. Er trug ehemals das Hauptwerk. Auf dem Plane bei Sach sind
auf der Ost- und Westseite dieses Hügels ganz regelmässig vertheilte sechs Vertiefungen angegeben, welche wohl
dadurch entstanden sind, dass man die Fundamente der ehemals an diesen Stellen befindlichen Thürrne ausgrub,
um das Steinmaterial anders zu verwerthen 3). Nördlich davon, durch die Verlängerung des Grabens von ihm
getrennt, liegt der kleinere Hügel, welcher die Form eines ausgeschnittenen Halbmonds hat und bei einer Länge
von 105' und einer grössten Breite von 160' nur 14' hoch ist 1). U. Petersen berichtet, dass zu seiner Zeit
auf der Ostseite, wo man damals noch deutlich einen Damm erkannte, hie und da die alten Pfähle einer früheren
Brücke, sowie Reste eines gepflasterten Weges gesehen wurden, und fügt bei, dass die Bauern diese Pfähle aus-
gegraben und „etliche Fuder“ Holz davon gesammelt hätten. Auch F. v. Schröder spricht in seiner Topographie
des Herzogthums Schleswig (Oldenburg 1854) von Spuren von Wällen und doppelten Gräben an diesen Hügeln.
Ferner ist man erst vor mehreren Jahren bei Erdarbeiten auf umfangreiche Reste eines mit Feldsteinen ge-
pflasterten Weges gestossen, der einst nach dem gegenüberliegenden bewaldeten Bergrücken führte5). Trotz dieser
Momente, welche auf jene zwei Hügel hinweisen, zweifelt H. Handelmann (a. a. 0. S. 37), gestützt auf ältere
Zeichnungen und Bemerkungen des Generalmajors Zacharias Wolff, an der ehemaligen Lage des Bischofssitzes auf
dieser Stelle und erklärt: „Der Burgwall war offenbar kein geeigneter Platz weder für den urkundlichen Meierhof6)
noch für das bischöfliche Lusthaus des Saxo“. Einen anderen, passenderen Ort weiss er freilich nicht anzugeben,
und ein solcher dürfte wohl auch schwer zu finden sein.
Nacli dem Stande der Befestigungskunst und Bauweise jener Zeit, in welche die Entstehung „Alt-Gottorps“
fällt, sowie nach den damals feststehenden Regeln und Gewohnheiten bei Anlage einer Burg gestaltet sich nun
das Bild Alt-Gottorps ungefähr in folgender Weise. Man darf mit Recht annehmen, dass die Veste einstmals rings
von einem breiten Wassergürtel umgeben war7) und so mehr den durch sie umgebende Sümpfe und Gewässer
gesicherten wendischen Burgen geglichen habe als den aus fester Erde hergestellten germanischen Ringwällen,
welche besonders häufig auch in Mitteldeutschland angetroffen werden und, vorwiegend in Wäldern und auf Anhöhen
gelegen, in kriegerischen Zeiten Menschen und Vieh einen vorübergehenden Zufluchtsort bieten sollten8). Die
wendischen Wasserburgen dagegen waren dazu bestimmt, eigentliche Festungen, dauernde feste Wohnplätze zu bilden.
Es waren also bei der Burg des christlichen Bischofs alte, heidnische Traditionen wohl berücksichtigt. Aber der
Erbauer war auch mit Ausnahme etwa der Feldsteine auf das in jenen Gegenden während der heidnischen Zeiten
fast allein verwendete Material, — das Holz, angewiesen. In diesem von alluvialem Boden gebildeten Lande stand
ihm kein Haustein zur Verfügung, und der Backstein, das „christliche Baumaterial“, wie wir ihn wohl nennen
können, da ei sich mit dem mehr und mehr vordringenden Christenthum stetig ausbreitete, hatte zur Zeit der
Gründung Alt-Gottorps in jenen Gegenden seine Herrschaft noch nicht angetreten. Allerdings erzählt Adam von
J) Vgl. Sach a. a. 0. S. 16. Handelmann, Vorgesch. Befestigungen S. 37.
2) Vgl. Schleswig-Holstein’sche Provinzialberichte 1830, H. III, S. 344.
3) Vgl. Sach a. a. 0. S. 4.
1) Vgl. Sach a. a. 0. S. 1, desselben Gesch. d. Stadt Schleswig S. 314. Im Jahre 1842 wurde Alt-Gottorp von Prem.-Lieut. v. Timm
vermessen und beschrieben (vgl. 7. Bericht d. K. Schleswig- Holstein - Lauenb. Gesellschaft f. Sammi, und Erhalt, vaterl. Alterth. 1842).
5) Vgl. Sach, Gesch. d. Stadt Schleswig S. 314.
6) Damit meint er die in der oben erwähnten Urkunde aufgeführte „villa majoris Gottorp“.
7) Dafür spricht auch der oben (S. 2, Anm. 7) erwähnte Name „Waterborg“, sowie die jetzige Umgebung des ehemaligen Standortes.
8) Dasselbe lässt sich von den sog. Bauernburgen auf den nordfriesischen Inseln sagen.
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