Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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welche deutliche Spuren von Feuer an sich getragen haben sollen1). Vor diesem mit Holzthürmen gekrönten
Schutzwalle befand sich nun in Alt-Gottorp, ebenso wie es vom Danevirk bezeugt ist2), ein Graben, von welchem
sich noch Sputen eihalten haben. Die ganze Anlage zielte weniger darauf liin, eine Flankenvertheidigung als
vielmehr einen von möglichst hohem Standpunkte aus zu führenden Kampf zu ermöglichen, so dass die Con-
structionsweise späterer Festungswerke hier nicht erfordert wurde. Für die Seitenvertheidigung genügte der
Schutz, welchen u. a. besonders die erschwerte Zugänglichkeit bot. Nach Sach führten nur zwei an der Ost-
und Westseite befindliche Zugänge zur Burg, welche aus mit Granitfindlingen gepflasterten Dämmen bestanden und
mit hölzernen Brücken (Slagebrücken) versehen waren3).
Das auf dem „Halbmond“ liegende Vorwerk, welches schon wegen seiner geringeren Höhe weniger stark war,
war vermuthlich mit dem Hauptwerke durch eine Brücke verbunden und wurde von diesem aus mit beschützt.
So ungefähr haben wir uns die äusseren Befestigungsanlagen Alt-Gottorps vorzustellen.
Heber die innere Anlage der Burg lässt sich bei dem Mangel bestimmter Nachrichten gleichfalls nur auf
dem Wege des Vergleiches und der Schlüsse ein Urtheil bilden. Doch charakterisirt sie sich heute noch für
den Wanderer, der diese Hügel mit verständnissvoUem Blicke mustert, als ehemals befestigter Sitz, welcher gleich
den früheren Dynastensitzen, Hof- und Landesburgen eine ausgedehntere Anlage erforderte und auch für
mannigfache Wirthschafts- und Haushaltungsgebäude Raum bot, während die vielfach mit kärglicheren Mitteln
errichteten Ritterburgen, durch welche oftmals die Freien nur ihre selbstständige Stellung den kaiserlichen
Statthaltern gegenüber zu sichern suchten, den Verhältnissen entsprechend sich mit engerem Raume begnügten.
Besonders deutet die Anlage der Vorburg darauf hin, dass den ziemlich ausgedehnten Bedürfnissen an Wirth-
schafts- und Arbeitsräumen, an Wohnungen für Dienstmannen und Beamte, wie wir diess von einem Bischofssitze
in jener Zeit erwarten dürfen, ausreichend genügt werden konnte. Die Gebäude für diese Zwecke pflegten auf
den Vorwerken angelegt zu werden. Auch die Kapelle, der Schlossgarten und der Tummelplatz fanden gewöhnlich
hier oder in der Nähe, soweit es eben der verfügbare Raum gestattete, ihren Platz. Freilich können diese An-
lagen in Alt-Gottorp, dem Burgplatze entsprechend, nur mittleren Umfang gehabt haben, wenn wir nicht noch
Gebäulichkeiten in der weiteren Umgebung annehmen wollen.
Die wichtigsten Gebäude, welche dem Bischof selbst und seiner Klerisei zur Wohnung dienten, lagen sicher
auf der Hauptburg, während die Hörigenkotten und Wirthschaftsgebäude, welche mit einfachen Strohdächern
versehen waren, sich mit einer weniger geschützten Lage begnügen mussten. Die Nähe des Wassers und die
Absonderung der einzelnen aus Holz, Lehm, Flechtwerk1) und Stroh errichteten, meist einstöckigen Gebäude,
wie sie auch bei den Angelsachsen üblich waren und durch Beowulf und nordische Quellenschriftsteller bezeugt
werden, waren bei der so feuergefährlichen Bauart ein nothwendiger und nahezu der einzige Schutz gegen Brand-
schaden. Auch das für den Bischof selbst bestimmte Gebäude war jedenfalls aus Holz gezimmert. Das vom
Deutschen Ritterorden, der später einen so glänzenden Beweis seines Kunstsinnes und Kunstverständnisses gegeben
hat, in der Mitte des 13. Jahrhunderts zu Königsberg in Preufsen errichtete Schloss war in seiner ersten Anlage auch
noch ein Holzbau. Ebenso wurden in Dänemark und Schottland die Königsburgen noch lange Zeit aus Baumstämmen
eibaut, in die Fugen gestopftes Moos musste vor den eindringenden Winden schützen. Aber im Innern waren
sie durch an den Wänden befestigte bunte Teppiche und später durch farbige Holzvertäfelung geziert3). So ent-
behrte wohl aucli die "Wohnung des Bischofs, welche sich schon durch Höhe und Geräumigkeit vor den anderen
Gebäuden im Umkreise auszeichnete, nicht jeden Schmuck und jede Zierde, so wenig auch das Material ver-
1) So berichtet auch Lorenzen in seiner Schrift über das Danevirk (Kopenh. 1859). Die Untersuchungen Sach’s an einigen der Dom-
schule zu Schleswig gehörigen Eichenstämmen aus dem ehemaligen Danevirk, welche keine Spuren von Verbrennung an sich tragen (vgl. Sach
a. a. 0. S. 28), beweisen nichts für das Ganze.
2) Vgl. die obige Bemerkung des Stephanius zu Saxo.
3) Vgl. Sach, Geschichte des Schlosses Gottorp S. 3 f. U. Petersen, zu dessen Zeit an der Ostseite noch ganz deutlich ein Damm
zu erkennen war, und der auch noch selbst das Vorhandensein von Pfählen der früher dort befindlichen Brücke bezeugen konnte (vgl. oben
S. 3), scheint gar nur an einen Zugang gedacht zu haben. Derselben Meinung ist auch Wolff bei Handelmann (a. a. 0. S. 34), der diesen Zu-
gang auf der Nordostseite sucht, wo eine Furth (vormals eine Brücke) zu dem von Schleswig und Ruhkrug kommenden Wege hinüberführte.
Diese Wege und Zufalirten haben wir uns nicht sehr breit und so angelegt zu denken, dass der Angreifer stets die vom Schilde nicht geschützte
Seite dem Vertheidiger darbet.
4) Ueber die Flechtwerkhäuser der deutschen Stämme vgl. auch A. Schulz in d. Mittheil, d. K. K. Centr.-Commiss. Wien. VIII, 331.
Wohl werden auch bei diesen Bauten an der Luft getrocknete Lehmsteine, wie es ja noch heute bei untergeordneten Baulichkeiten auf dem
Lande vorkommt, in Anwendung gekommen sein.
3) Ein recht anschauliches Bild von der Ausstattung skandinavischer Holzbauten giebt Dahlmann, Gesch. v. Dänemark II, 123 ff.
Ueber derartige Holzbauten vgl. man weiter:
Dahl, Denkmäler einer sehr ausgebildeten Holzbaukunst in Norwegen 1837.
Schnaase, Ueber die skandinavischen Holzbauten IV, 2, 482.
Dr. Karl Weinhold, Altnordisches Leben. Berlin 1856.
Besonders sei hier hingewiesen auf die lehr- und geistreichen Ausführungen Semper’s II, 288 ff., besonders auf § 147: die Holzarchitektur
(im Mittelalter); § 148: der skandinavische Herrenhof; § 149: die skandinavischen Holzkirchen; § 150: Fachwerksgebäude des Mittelalters.
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