Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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des Landes gegen äussere Feinde eine Statthalterschaft eingeführt worden, welche meist in den Händen königlicher
Prinzen lag. Im Jahre 1115 übertrug König Niels (1104—1134) seinem Neffen, dem begabten und kriegstüchti-
gen Knud Laward (= Lord, d. h. der Herr) gegen eine Geldzahlung diese Statthalterschaft auf Lebensdauer.
Man hiess ihn in deutscher Weise „Herzog“ von Südjütland oder von Schleswig. Hier übte er Regierungsrechte
im eigenen Namen und hielt ein Dienstgefolge von Getreuen, die ihm geschworen hatten 1). Schleswig wurde von
ihm zur Residenz erhoben, und es begann ein neues Aufblühen der lange verödeten Stadt. Die auf einer kleinen
Insel erbaute Juriansburg, welche zugleich Knuds Residenz war, und die gegenüberliegende Luseburg beherrschten
den Hafen und schützten die Stadt. Wie die weltliche Macht selbst, so treten jetzt auch diese in ihrem Besitze
befindlichen Burgen bei Ereignissen jener Zeit in den Vordergrund, während Neu-Gottorp bis in die erste Hälfte
des 13. Jahrhunderts keine besondere Rolle spielt. Auch gelang es in dieser Periode dem Feinde, obwohl der
Wassergürtel der Schlei damals noch nicht durch die später gebildeten Poehlwiesen verengt war, nicht selten, ohne
vorhergehende Belagerung in die Bischofsburg zu dringen2).
So sehen wir denn auch, dass die Bischöfe ihren Amtssitz in der Stadt selbst haben, und zwar in der Nähe
der Kathedralkirche an der Stelle, welche heute noch der Bischofshof heisst, und dass sie ihre Veste selbst in
Zeiten der Noth und Gefahr nicht immer als Zufluchtsstätte betrachteten3). Daraus ergiebt sich aber auch, dass
die Befestigung und ganze Anlage dieses bischöflichen Neu-Gottorp keine grosse Bedeutung haben konnte.
Wahrscheinlich war auch dieser Bau in den meisten Bestandtheilen nur aus Holz errichtet. Die vielfach
verbreitete Annahme, dass ein Theil heute noch bestehe und den Westflügel des jetzigen Schlosses ausmache, ist
von Lorenzen^) in gründlicher und überzeugender Weise widerlegt worden. Dass in jenen Zeiten überhaupt in
diesen Gegenden durchaus noch nicht an einen grösseren Backsteinbau gedacht werden darf, ergiebt sich schon
aus unseren Bemerkungen zu der Anlage Alt-Gottorps. Es dauerten aber die gleichen Verhältnisse im Grossen
und Ganzen noch fort5). Über die Lage des Schlosses können wir nur aus den Resten der alten Brücke Schlüsse
ziehen, welche vordem die Verbindung mit dem Festlande herstellte. Solche Reste in Form eines Pfahlwerkes
will noch Jürgensen, der Fortsetzer von Helduaders Chronik der Stadt Schleswig, zu Anfang unseres Jahrhun-
derts auf der Ostseite der Veste im Burgsee gesehen haben, und Sach weist nach, dass Gottorp bis ins 16. Jahr-
hundert einzig durch diese Brücke mit dem Festlande verbunden war6). Daraus aber würde sich ergeben, dass
die Hauptfront des Gebäudes nach Osten gerichtet war, dass also die trotz vielfacher Umänderungen und Neu-
bauten bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts beibehaltene Richtung die ursprüngliche ist.
Auf Occo folgten in der bischöflichen Würde Friedrich, Waldemar, Nicolaus, Tucco, Eskill und Nicolaus II.
Alle diese, bis auf die zwei letztgenannten, blieben im ruhigen Besitze der Veste. Unter Eskill änderten sich
die Verhältnisse. Seitdem durch Knud Laward ein Herzogthum Schleswig entstanden war, gab die Stellung
dieses Landes hinsichtlich des Umfanges der Lehenspflicht und der Vererbung der herzoglichen Würde in der
königlichen Familie fortgesetzt Anlass zu Streitigkeiten, und auch die Bischöfe von Schleswig wurden zur Partei-
name für den König oder für den Herzog gedrängt und so in diese Wirren hineingezogen. Diese erreichten
ihren höchsten Grad in den Kämpfen zwischen dem schwachen Könige Erich Pflugpfennig (1241—1250) und seinem
Bruder, dem Herzog Abel. Bischof Eskill stand auf der Seite Abels und wollte Erich nicht als seinen Lehens-
oberherrn anerkennen. Damals (1246) wurde Schleswig von dem Feldherrn des Königs von Rendsburg aus über-
fallen und der Bischof selbst vertrieben. Gottorp wurde von Erich besetzt. Erst als nach der Ermordung
Erichs (10. August 1250) der frühere Herzog Abel selbst zum Könige gewählt wurde, konnte Eskill seine Würde
und seine Besitzungen wieder übernehmen. Als aber König Abel schon 1252 nach dem Kampfe bei Coldenbüttel
mit der Axt erschlagen worden war, kam es zu neuen Kriegen zwischen seinem Nachfolger Christoph I. (1252—1259)
und den Kindern Abels. Jetzt stand der Bischof auf des Königs Seite, was ihm schlecht genug bekam. Heinrich
Aemelthorp7) ergriff die Partei der Kinder Abels und nahm am Michaelstage 1253 die Stadt Schleswig ein,
0 Vgl. Dahlmann, Gesch. von Dänemark I, 225.
2) Vgl. Sach a. a. 0. S. 12.
3) So hat z. B. keines der Concilien, welche in den Jahren 1222, 1230 und 1266 in Schleswig abgehalten wurden, einen Bezug zu
Gottorp. — Selbst als im Jahre 1253 die Stadt Schleswig durch ein Holstein’sches Heer unter der Führung Heinrich Aemelthorp’s erstürmt wurde,
flüchtete der damalige Bischof Eskill nicht nach Gottorp, sondern wurde, wie nachstehend bemerkt ist, mit der ganzen Klerisei in der Kathedral-
kirche gefangen genommen. Vgl. Lorenzen, Gottorp Slot, S. 13, 14; Sach a. a. 0. S. 12.
4) Vgl. a. a. 0. S. 14 ff.
6) Zwar haben die Cluniacenser-Mönche, welche nicht allein durch ihre befestigten Kirchen, sondern auch durch Burganlagen zu bedeutendem
Bufe und Ansehen gelangt wären (vgl. Giesebrecht, Kaisergesch. II, 362 ff.), noch vor 1192 auch in Schleswig hart an der Stadtmauer
eine befestigte Kirche erbaut, welche als starkes Bollwerk der Stadt galt (vgl. Lorenzen, Annal, f. nordisk. Oldk. og Hist. 1859, S. 297).
Allein an einen Einfluss dieser Mönche, bei denen schon im 12. Jahrhundert Zuchtlosigkeit und Verfall eintrat, auf die Anlage Neu - Gottorp’s
ist nicht zu denken.
6) Vgl. Sach a. a. 0. S. 12 ff.
7) Er war wahrscheinlich ein Deutscher. Vgl. Dahlmann, Gesch. von Dän. I, 408.
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