Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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wobei der Bischof mit seinem ganzen Clerus in seine Hände fiel. Gottorp behielten die Grafen von Holstein,
die Oheime der Abelschen Kinder. Erst nach dem Friedensschlüsse konnte der Bischof zurückkehren, starb
aber bald darauf. Schon unter seinem Nachfolger, Nicolaus II., kam es zu neuen Kämpfen. Diesmal standen
sich der König Erich Glipping (1259 — 1286)1) und Herzog Erich, Abels Sohn, gegenüber. Der Bischof
stand auf des Königs Seite, während der Herzog bei seinen Oheimen, den Holstein’schen Grafen Johann I. und
Gerhard I. kräftige Hülfe fand. In der Schlacht auf der Lohhaide (28. Juli 1261) wurde Erich Glipping ge-
schlagen und mit seiner Mutter gefangen genommen. Auch Bischof Nicolaus fiel in die Hände der Sieger, welclie
ihn gefangen wegführten. Gottorp wurde von Herzog Erich besetzt und in der Folge in einem mit dem gefange-
nen Bischofe abgeschlossenen Tauschvertrage erworben. Am 20. November 1268 stellte er darüber dem Bischof
Bundo, dem Nachfolger jenes Nicolaus, eine jetzt noch im Wortlaute erhaltene Urkunde aus2). So war denn
das Schloss aus dem Besitze der Bischöfe an das Haus der Herzöge aus Abels Geschlecht gekommen.
b. Neu-Gottorp unter den Herzögen aus Abels Geschlecht (1268—1340).
Die neu erworbene Besitzung vererbte sich nun vorerst in der von Herzog Abel begründeten Seitenlinie des
dänischen Königshauses fort, bei welcher die herzogliche Würde bis zu ihrem Erlöschen (1375) verblieb.
Unter diesem Fürstenliause wurde Gottorp vor Allem ein Bollwerk gegen die Uebergriffe der dänischen Könige
und gewann immer grössere militärische Bedeutung. Schon Erich, Abels Sohn, verlegte seine Residenz von der
Juriansburg 3) nach Gottorp, welches nun bald als Schlüssel und Hort Dänemarks bezeichnet werden konnte. Er
selbst erbaute dort ein neues Schloss, welches übrigens nur kurzen Bestand hatte4). Nachdem Herzog Erich von
dem wegen seiner früheren Gefangenschaft auf das Geschlecht Abels erbitterten Könige Erich Glipping des ganzen
Herzogthums bis auf die Stadt Schleswig beraubt worden (1271) und im Unglücke gestorben war (1272), führte
der König Anfangs die Vormundschaft über dessen unmündigen Sohn Waldemar IV., bis ihn die Holstein’schen
Grafen nöthigten, den inzwischen mündig gewordenen Prinzen mit dem Herzogthume zu belehnen (1283)5).
Dieser Herzog Waldemar scheint den Schlossbau seines Vaters für unzulänglich gehalten zu haben, entweder weil
er für eine grössere Hofhaltung nicht ausreichte, oder — und dies ist wahrscheinlicher — weil die Zeit jetzt
einen Steinbau erforderte, was Erichs Schloss noch nicht war. Wenigstens liess Waldemar, als im Jahre 1288
ein grosser Theil von Schleswig und mit ihm die hölzernen Pallisaden und Planken, aus welchen vorzugsweise
die Befestigung der Stadt bestand, ein Raub der Flammen geworden war, das von seinem Vater errichtete Schloss
niederlegen, um Holzmaterial für die Neubefestigung Schleswigs zu gewinnen6). Doch begann der Neubau erst im
Jahre 12957). Man befürchtete damals einen neuen Krieg mit Dänemark, für welchen der Herzog durch Er-
richtung eines festen Schlosses seine Stadt Schleswig noch besser schützen wollte8). Im Jahre 1298, als König
Erich Menved (1286 1319) wirklich mit Krieg drohte, verbesserte Waldemar die Anlagen und scliützte die Burg
noch stärker als zuvor mit Wällen und Bollwerken.
Obwohl die Burg in den nachfolgenden kriegerischen Zeiten vielfach litt, so blieb doch die Gestalt, welche
sie durch Waldemar bekam, im Ganzen erhalten, bis sie in den Besitz der Grafen von Holstein überging.
Uber die Befestigungsanlage, sowie über den Bau des Schlosses fehlen uns alle Nachrichten, so dass wir auch
hier wieder auf Schlüsse angewiesen sind, die es wenigstens ermöglichen, aus den Resten und Schilderungen
gleichzeitiger bekannter Bauwerke uns eine annäliernd richtige Vorstellung davon zu machen.
Die Befestigungskunst nahm im 13. Jahrhundert, theilweise infolge der reichen Erfahrung, welche die Kreuz-
fahrer aus dem Orient mitbrachten, theilweise wegen der jetzt immer allgemeiner werdenden Verwendung des
Backsteins als hauptsächlichstes Baumaterial auch im Norden Deutschlands, einen grossen, in mancher Beziehung
1) Dieser Erich Glipping hatte 1273 auf Schloss Gottorp sein Beilager mit Agnes, der Tochter des Markgrafen Albert, gehalten. Vgl.
Lorenzen, Gottorp Slot, S. 17.
2 ) Es ist dies dieselbe Urkunde, von welcher oben bei der Besprechung des Namens Gottorp die Rede war. Vgl. S. 2, Anm. 6.
3) Die Juriansburg verfiel seitdem. Die Insel, auf welcher sie gestanden, wurde die Brutstätte der Möven, woher sie den Namen „Möven-
insel“ erhielt. Vgl. Sach, Gesch. d. Stadt Schleswig, S. 53.
4) Dass bald ein Neubau vorgenommen wurde, geht klar aus einer Stelle d. Chron. Eric. reg. (abgedr. b. Lorenzen a. a. 0. S. 15)
hervor. Dort heisst es: Waldemarus . . . destrui fecit castrum Gottorp, quod pater eins dux Ericus sumptibus maximis aedifica-
verat. In demselben Berichte wird Gottorp schon als „quasi clavis et custodia totius Daniae“ bezeichnet.
6) Vgl. Dahlmann, Gesch. von Dänemark I, 421. Andere geben das Jahr 1284 an.
6) Vgl. in d. ob. erw. Chron. Eric. reg. die Stelle: Sleswik periit igne proprio, quam dux Waldemarus muniri fecit in circuitu ex lignis,
quae tulerat de castro Gottorp. Dass Waldemar schon bei der Niederlegung an einen Neubau dachte, vermuthet auch Sach a. a. 0. S. 13.
7) Diese Verzögerung hat ihren Grund wohl darin, dass vorerst das abgebrannte Schleswig mit seinen Befestigungen wieder hergestellt
werden musste.
8) Vgl. U. Petersen bei Lorenzen a. a. 0. S. 18 ff.: „Waldemar, Herzog von Schleswig, Sohn Erichs, als er wegen der Restitution der
Inseln Alsen, Arroe und Femern, so König Erich VIII. von ihm verlangete, einen Krieg vermuthend war, hat er Gottorff, so vorhin ruiniret
war, wieder angefangen zu bauen und zu befestigen, anno 1295.“ Vgl. Annal. Daniel: MCCXCV dux Waldemarus reaedificavit castrum Gotthorp.
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