ForsideBøgerSchloss Gottorp : ein nordischer Fürstensitz

Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz

Forfatter: Robert Schmidt

År: 1887

Forlag: Ernst Homann

Sted: Kiel

Sider: 135

UDK: st.f. 725.17 sch

Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken

Søgning i bogen

Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.

Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.

Download PDF

Digitaliseret bog

Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.

Side af 143 Forrige Næste
eigenartigen Aufschwung.1) Während man sich früher mit einem mit Pallisaden und Pfahlwerk versehenen und mit hauptsächlich aus Holz construirten Thürmen gekrönten, ringförmigen Walle begnügt hatte, vor welchem ein Graben gezogen war, wurden die nun in polygoner Gestalt angelegten Festungsmauern aus festerem Material, aus Back- und Feldstein, errichtet. Man befestigte ferner die Burgen durch zwei concentrisch angelegte Vertheidigungs- linien. Die äussere Mauer, welche man die „Zingeln“2) (cingulum) hiess, war von der inneren, mit Zinnen ausgestatte- ten eigentlichen Burgmauer durch einen breiteren oder schmäleren Zwischenraum, den Zwinger3), getrennt. In diesem Raume befand sich ein ziemlich hoch aufgeschütteter Wall. Die Burgmauer selbst, welche früher steil in den Burggraben abfiel, verzichtete jetzt nicht selten auf den Schutz desselben und erhob sich von ebener Erde; sie konnte nur mit Sturmleitern erstiegen werden. War nun aucli bei diesen Befestigungsbauten das wesentlichste Material der Stein, so war die Anwendung des Holzes doch nicht ganz ausgeschlossen. Auch die Römer haben trotz ihrer prachtvollen Steinbauten das Holz als Befestigungsmaterial nicht ganz verschmäht. In Frankreich wurden hei den luxuriösen Festungsbauten der grossen Herren bis in die Zeiten der Feuerwaffen hinein aus Holz ge- zimmerte Ausbauten und Gänge angewendet4). Auch während der Kreuzzüge hatte man nicht nur an den Be- festigungswerken der Feinde, sondern auch bei Errichtung eigener Kastelle kennen gelernt, wie mannigfach bei Vertheidigungsanlagen das Holz, welches man in jener Zeit, in der sich der Steinbau immer mehr verbreitete, be- sonders auch in Süddeutschland oft unterschätzte, verwendet werden könne. Und so finden wir bei den deutschen Burgen jetzt überall auf den Mauern äusser den oben aus Holz gezimmerten Halbthürmen (Wichhäusern) hölzerne Gallerien (Wehrgang, Mordgang)5), durch deren Lucken die Vertheidiger siedendes Pech, kochendes Wasser, Steine u. dgl. auf die Anstürmenden hinabschleuderten6). Aber auch sonst konnte man bei den üblichen Anlagen das Holz nicht entbehren. Vor der Burgmauer befand sich häufig noch ein Vorwerk, der „Barbakan“7). Von ihm aus gelangte man dann über eine hölzerne Zugbrücke an das zweite, eigentliche, stark befestigte Burgthor, welches meist mehrere Stockwerke hoch und mit Vorrichtungen zur Vertheidigung des vorn und hinten befindlichen hölzer- nen Fallgitters versehen war. Das Thor selbst, welches nicht nur schützen, sondern auch repräsentiren sollte, war meist mit Wappen und anderen Dekorationsmotiven geschmückt. Zu allen diesen Befestigungen kam endlich, gleichsam als Abschluss und letzter Zufluchtsort, ein erst in der Höhe eines oder mehrerer Stockwerke zugäng- licher, fester Thurm, der Burgfried (berfredus, balfredus, beffroi)8). Während nun bei den süddeutschen Burgen von der äussersten Mauer bis zu dem Burgfried in der Be- festigung und Wichtigkeit der einzelnen Theile eine stetige Steigerung stattfindet, hat man im Gegentheile bei den norddeutschen Burgen nicht selten den inneren Anlagen geringere Bedeutung beigelegt, so dass sich von der Hauptmauer an bei den nachfolgenden Anlagen oftmals eher eine Abnahme des ihnen beigemessenen Schwergewichts erkennen lässt. Wenn auch von einem doppelten Thore nicht abgegangen wurde, so schied man doch nicht immer streng den Vorhof und den eigentlichen Burgplatz oder betonte sie wenigstens nicht als Stationen des zurück- weichenden Kampfes. Besonders verlor hier der „Burgfried“ seine Bedeutung. Die Art der Kriegführung, die Bodenverhältnisse, die Verschiedenheit des Baumaterials sowie des Volkscharakters mögen diesen Unterschied ver- anlasst haben. In wie weit nun diese nordische Eigenart bei der Waldemar’schen Burg Anwendung fand, lässt sich nicht mehr feststellen. Betreffs des Thurmes, welcher sich nach der Holstein’schen Chronik damals dort be- fand3), dürfen wir annehmen, dass er unmittelbar an das Schlossthor heranrückte und hauptsächlich zu dessen Vertheidigung diente. Er sollte den Zugang decken und zugleich das dahinter liegende Hauptgebäude vertheidigen. i) Besonders gilt dies von den Burgen und Schlössern des Deutschen Ritterordens in Preussen. 2) Dieses gerade nicht häufig vorkommende Wort findet sich z. B. bei Joh. Adolfi (Neocorus) Chron. d. Dithmarschen (herausg. v. F. C. Dahlmann) II, 192: „entlieh averst . . . hefft man den Wal erstegen, de Zingel upgebracken.“ Vgl. Parzival 382, 9: Do streit der Herzog Astor den Zingeln allernächste vor. 3) In Frankreich und England war der Zwinger selten; desto häufiger waren daselbst „Umgänge“ und Erker, Anfangs aus Holz, am Ende des 13. und mehr noch im 14. Jahrh. aus Stein errichtet. ) Vgl. Viollet-le-Duc, Dict. d. l’arch. I, 327. Krieg v. Hochfelden, Gesch. der Militärbefestig., S. 48. ) Manche Städtewappen mit gethürmten Mauern im Schilde liefern schätzbare Beiträge zur mittelalterlichen Befestigungskunst. Vgl. Hilde- brandt, Heraldisches Wappenbuch, Taf. XXXV und XXXVI. ) Die besonders in Frankreich üblichen Anbauten auf Thürmen und Thoren, die „mâchicoulis “ (Moucharabie) und Pechnasen, sowie die „écharquettes “ (Eckthürmchen) waren damals in Deutschland und besonders im Norden weniger bekannt. Vgl. Caumont, Abécéd. d. l’archit. 7) Dieses aus ,, barba del cane“ verstümmelte Wort bezeichnete am Schlüsse des Mittelalters jedes vorgeschobene Werk ohne Rücksicht auf dessen Grundform. Vgl. Viollet-le-Duc, Dict. rais. u. d. W. Solche durch ein Fallgitter verschliessbare Vorhöfe kannten schon die Römer, wie das Thor zu Aosta und die Porta nigra in Trier beweisen. 8) Weiteres über Eintheilung, Situation u. s. w. der Burgen geben besonders die einschlägigen Schriften von Gottschalk, v. Cohausen und Leo. — Die im Abendlande herrschenden Ansichten über die Anlage einer Burg waren seit den Kreuzzügen überall im Wesentlichen die- selben. Das erste Lehrbuch der mittelalterlichen Befestigungskunst, des Angriffs und der Vertheidigung schrieb im 13. Jahrh. Aegid. Colonna General des Augustinerordens (zum ersten Male in Venedig 1473 gedruckt und dann in alle Sprachen übersetzt). 9 ) Westphal. III, 131 ff. — Von diesem Thurme selbst ist nichts erhalten. Lorenzen giebt auf einer Skizze seine vermuthliche Lage zwischen dem Hauptgebäude und dem östlichen Schlossgraben an. Siehe auch Taf. II, 1. Endgiltiges könnten nur eingehende bauanalystische Untersuchungen ergeben, wobei wohl weniger die mittelalterlichen, grossen, dunkelrothen Backsteine, wie solche besonders in einem Theile der 11 2*