Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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c. Neu-Gottorp unter den Grafen von Holstein aus dem Geschlechte der Schauen-
hurger (1340—1459).
So war noch vor dem Erlöschen des Abelschen Geschlechtes das Schloss Gottorp, die vielumstrittene „Wehr
der Dänen“ in den Besitz der Holstein’schen Grafen gekommen. Bevor wir nun die begonnene Erzählung weiter-
führen, dürfte es am Platze sein, einen flüchtigen Blick auf die frühere Geschichte dieses tüchtigen Fürsten-
hauses zu werfen.
Nachdem etwa 1110 der Graf Gottfried von Stormarn von den Slawen erschlagen worden war, übertrug
Herzog Lothar von Sachsen, der nachmalige Kaiser Lothar IL, die erledigte Grafschaft über Stormarn und
Holstein an Adolf von Schauenburg t), dessen Nachkommen unter mannigfachem Wechsel der Lehenshoheit
mit einigen Unterbrechungen bis zum Jahre 14592) sich im Besitze dieses Landes erhalten haben. Diese Unter-
brechungen sind charakteristisch für die Art des Geschlechtes. Die erste trat ein, weil Graf Adolf II. seinem
Lehensherrn, dem welfischen Herzoge Heinrich dem Stolzen in seinem Kampfe gegen Kaiser Konrad III. treu
ergeben blieb und so in dessen Niederlage und die schweren Folgen derselben verwickelt wurde (1138). Damals
wurde der oben3) genannte Heinrich von Badewide mit Holstein belehnt. Allein schon 1143 erhielt Adolf II.
den grössten Theil seines Landes zurück. Zum letzten Male wurde die Herrschaft unterbrochen, als Graf
Adolf III. bei dem machtlosen Zustande des durch Bürgerkriege zerrissenen Deutschen Reichs den Uebergriffen
Dänemarks nicht auf die Dauer mit Erfolg entgegentreten konnte. Von Waldemar, Herzog von Schleswig und
späterem Könige von Dänemark (als solcher Waldemar II., der Sieger, 1202—1241), in den Jahren 1201 und
1202 besiegt und gefangen, musste er zuletzt nach nahezu zweijähriger Haft eidlich seinen Landen nördlicli der
Elbe entsagen4) und geloben, nie melir jenseits des Stroms zu erscheinen und weder selbst sein Land wieder
von Dänemark zu erkämpfen, noch einen andern es in seinem Namen thun zu lassen. Der stolze und ehrlich
denkende Mann vermochte es nicht, die Anschauung der damaligen Zeit über Befreiung und Lossagung von
einem noch dazu erzwungenen Eide für sich auszunützen. Grollend zog er sich auf die Schauenburg Zurück,
wo er bis zu seinem am 3. Januar 1225 erfolgten Tode seine Tage in aller Stille verlebte. Erst seinem zweiten
Sohne Adolf IV. gelang es, in Verbindung mit anderen deutschen Fürsten in der Schlacht bei Bornhöved
(22. Juli 1227) das entrissene Erbe seiner Väter wieder zu gewinnen. Obwohl nun nach Adolphs IV. Tod
das Land unter seine Söhne getheilt und in der folgenden Zeit noch mehr zerstückelt wurde, so blieben die
„Holsten“ und ihre Grafen dennoch eine starke Wehr besonders gegen Dänemark. Auch wurde allmählich durch
das Aussterben einzelner Linien die Zersplitterung des Landes mehr und mehr beseitigt.
Diesem kräftigen Fürstenhause war die grosse Aufgabe zugefallen, das Deutschthum im Norden unseres
Vaterlandes zu erhalten und zu stärken, und diese seine Mission hat es glänzend erfüllt. Schon Adolf II. berief
Colonisten aus Flandern, Holland, Friesland, Utrecht und Westphalen in das Land5), infolge dessen es rasch auf-
blühte und Christenthum und Kultur feste Wurzeln fassen konnten. Das benachbarte Schleswig war in beständiger
Gefahr, ganz im Dänenreiche aufzugehen. Erst durch die aufstrebende Herrschaft der Schauenburger, wozu sich
später noch das reiche Wirken der Hansa gesellte, wurden alle Gebiete südlich der Schlei, welche dem Einflüsse
der dänischen Nationalität schon fast erlegen waren, wieder gewonnen. Ueberallhin kamen jetzt sächsische Colo-
nisten; am Hofe war nur sächsische Rede und Schrift im Gebrauche; der Bischofsstuhl in Schleswig wurde fortan
nur von Deutschen eingenommen, und in der Stadt Schleswig selbst wurde erst von jetzt ab das sächsische Volks-
thum vorherrschend0). Auch die Weckung und Ausbildung des Gefühls der Zusammengehörigkeit der Schles-
wiger und Holsteiner verdanken wir diesem Geschlechte.
So leicht gaben freilich die Dänen ihre seitherige Stellung im Lande nicht auf. Wir haben schon oben
gesehen, wie sie, allerdings in einer Zeit des Verfalls, mehrere vergebliche Versuche machten, das Schloss
Gottorp, welches ja als der „Schlüssel“ von Dänemark galt, den Schauenburgern wieder zu entreissen 7).
Hvitfeld mitgetheilt hat und das auch bei Langebek VI, 551—557 abgedruckt ist. Neben verschiedenen anderen Klagen über die schweren
Verluste, welche das Land unter der Herrschaft eines Knaben (regnum, cui dominatur puer, maledicitur), d. h. Waldemars III., erlitten hat,
heisst es dort in der 16. Strophe: „Iam es tacta et redacta | In derisum omnium, | Nec non facta et distracta | Per dissensum cordium.|
Guttriip, castrum optimum, | Danorum praesidium, | Perditur, | Traditur | Exteris; | Posteris | Vix redit dominium.
1) Diesen Namen führte das Geschlecht nach seinem Stammsitze Schauenburg auf dem Nesselberge im Weserthale. Der Gründer desselben
und Erbauer der Burg war Graf Adolf, welchem Kaiser Konrad II. die Grafschaft an der Weser übertragen hatte. Vgl. R. Schmidt, Die
Schauenburg am Weserthale (Kieler Zeitung, Okt. 1882).
2) Eine Seitenlinie, welche in Schauenburg und in den Herrschaften Pinneberg und Rantzau gebot, erlosch erst 1640- Dieselbe wurde
von Christian I. nach seiner Wahl zum Landesherrn von Schleswig und Holstein (1460) mit Geld (43 000 rhein. Gulden) abgefunden.
3) Vgl. S. 1.
4) Waldemar nannte sich schon nach seiner Krönung (1203) „Herr von Nordalbingen“.
B) Vgl. oben S. 4.
6) Vgl. Sach, Gesch. d. St. Schleswig, S. 171.
7) Vgl. oben S. 13.
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