Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
(24. Marz 1411); aber ihr 27/28. Oktober 1412 erfolgter Tod liess den Streit von Neuem entbrennen. Nacli
ihr kamen die Zügel der Regierung in die Hände des eigenwilligen und glanzsiichtigen Königs Erich, des
Pommern (mit Margaretha 1387—1412, allein 1412—1438). Erich war der Enkel Ingeborgs, einer Schwester
Margarethas, der Sohn des Herzogs Wratislav von Pommern. Schon als sechsjähriger Prinz war er an Stelle
des frühe (3. August 1387) verstorbenen Oluf zum Könige der drei nordischen Reiche gewählt worden. Mar-
garetha, welche seine AVahl betrieben hatte, führte für ihn die Regierung; auch als er volljährig geworden war,
spielte er bei Lebzeiten der klugen und gewaltigen Königin nur eine untergeordnete Rolle. Sobald er nun zur
alleinigen Regierung gekommen war, berief er ein Lehnsgericht nach Nyborg, welches über die Schleswig’sche
Angelegenheit entscheiden sollte. Als Beistand diente der Herzogin Elisabeth jetzt vorzugsweise ihr Bruder,
der Herzog Heinrich von Braunschweig - Lüneburg !), den sie nach Margaretha’s Tod in die Vormundschaft ein-
setzte. Weder dieser noch sonst einer der Geladenen stellte sich vor dem Lehnsgerichte, und dieses sprach
nun, wie sich bei seiner einseitigen Zusammensetzung nicht anders erwarten liess, am 29. Juli 1413 das Urtheil,
dass die Holstein’schen Grafen unrechtmässig im Besitze des Herzogthums seien, welches deshalb an den Landes-
herrn und das Dänische Reich zurückfalle. Da ergriffen die jungen Grafen, deren ältester Heinrich IV.2) nun
die Führung der Sache selbst übernahm, weil seine Oheime es gerade in diesem schwierigen Augenblicke an der
gewünschten Hülfe fehlen liessen, die Waffen gegen den übermüthigen König. Nur die Friesen traten entschieden
auf die Seite der jungen Fürsten. Hochherzig erkannten die Landschaften Eiderstedt, Everschup und Utholm,
nachdem sie sich früher lange dagegen gesträubt hatten, in der Noth ihre Oberhoheit an und versprachen ihnen
Hülfe. Als nun Erich nicht nur aus seinen Landen ein grosses Heer heranführte, sondern auch von dem Herzoge
Erich von Sachsen-Lauenburg unterstützt wurde, zogen sich die Holsteiner und Schleswiger in Schleswig und
Gottorp zusammen und erwarteten hier den Angriff der Feinde. Im Jahre 1415 rückte der König vor die Stadt.
Dort legte er starke Befestigungen an, die er mit seinen Truppen besetzte, und war seiner Sache so gewiss, dass
er nach Dänemark zurückging und die Belagerung ihren Lauf nehmen liess. Von Dänemark aus bewirkte er, um
die Holstein’schen Grafen noch weiter einzuschüchtern, von seinem Vetter, dem damals auf dem Concil zu Constanz
weilenden Kaiser Sigismund, die Bestätigung des Nyborger Lehnsgerichtsspruches (14. Juni 1415).
In der That geriethen der junge Herzog Heinrich, damals 19 Jahre alt, und sein gleichnamiger väterlicher
Oheim, der frühere Bischof von Osnabrück, dessen Unterstützung er durch die Abtretung von Kiel (21. Dezem-
ber 1415) wiedergewonnen hatte, allmählich in solche Bedrängniss, dass sie mit den Vitalienbrüdern 3), die
als kühne Seefreibeuter das Meer mit ihren Schiffen durchzogen, in Verbindung traten. Gleichzeitig von den
Friesen unterstützt, gelang es den Bedrohten bei einem Ausfall aus der Stadt dem königlichen Heere, welches
auf der kleinen St. Jürgens - Insel sein Lager aufgeschlagen hatte, einen grossen Verlust beizubringen. Die
Chronik erzählt: „Gott im Himmel aber gab den Holsten Gnade, dass sie durch das Wasser ritten; und sie
kamen an die Schiffe und an die Insel Jùrgensburg und beraubten und erschlugen alle Dänen“. Auch die
längs der Schlei liegenden Burgen musste der inzwischen zum Belagerungsheere zurückgekehrte König räumen.
Mit erneuten und grösseren Anstrengungen setzte er aber 1417 die Belagerung fort, und trotzdem aus Braun-
schweig, Lüneburg, Mecklenburg sowie aus dem Schauenburgischen (an der Weser) Hülfe gekommen war, so
gelang es ihm dennoch, am 18. Juli, als gerade Herzog Heinrich mit dem grössten Theile seiner Holsteiner
und den Schauenburgern zur Verproviantirung einen Zug ins Flensburgische gemacht hatte, die Stadt Schles-
wig einzunehmen, wobei der Herzog Albrecht von Mecklenburg gefangen genommen wurde, und das Schloss
Gottorp so hart zu bedrängen, dass seine Uebergabe unabwendbar schien. In dieser höchsten Noth jedoch
trat Hamburg, wo der durch Gicht gelähmte, bejahrte Graf (Bischof) Heinrich durch eindrucksvolle, vom Wagen
aus an die Bürger gerichtete Worte die Herzen für die gerechte Sache gewonnen hatte, in den Kampf ein und
übersandte dem König den Fehdebrief (20. Juli 1417). Eilends trafen 600 Hamburger Schützen vor Gottorp ein
und brachten die Nachricht von umfassenden Rüstungen. Aber auch die Herzöge von Braunschweig und Lüne-
burg erschienen mit Hülfstruppen. Die Dänen und Skandinavier waren übrigens immer noch den Deutschen
überlegen, und erst die Einmischung Lübecks und anderer Hansastädte veranlasste den König zu einem Waffen-
stillstand bis Michaelis 1420, während Erichs Bundesgenosse, der Herzog von Sachsen-Lauenburg Frieden schloss
(29. August 1418). Die Stadt Schleswig kam an den Herzog Heinrich. Ehe aber der Waffenstillstand abge-
laufen war, überfiel der König Erich die Insel Fehmarn und verwüstete dieselbe in greulicher Weise. Er be-
herrschte die See, während die Schleswig-Holsteiner zu Lande glücklich waren und unter Führung ihres jugend-
1) Später zog er sich zurück und stellte für seine Dienste 40 000 Mark in Rechnung, wofür ihm ausser anderen Schlössern auch
Gottorp verpfändet werden musste. Um zu seinem Gelde zu kommen, drohte er, diese Schlösser an Herzog Erich von Lauenburg als Vertreter des
Königs Erich zu überliefern, beruhigte sich aber schliesslich, ohne seine Drohung zu erfüllen.
2) So heisst er als Graf von Holstein, als Herzog von Schleswig jedoch Heinrich ' II.
3) Eigentlich Victualienbrüder; sie wurden auch „Liekedeeler“ genannt, weil sie die Beute gleichmässig zu theilen pflegten.