Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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Hansabund bei einer Zusammenkunft in Vordingborg (1435) unter anderem, „dass das Recht, welches der König
in des Kaisers Hof gegen Herzog Adolf wegen des Herzogsthums Schleswig erlangt hatte, todt sein und keine
Macht haben solle“, und der König sah sich bei der Erschöpfung seiner Hülfsmittel und durch den Aufstand
dei Schweden gegen seine Herrschaft genöthigt, die gestellten Forderungen anzuerkennen und am 15. Juli 1435
mit Adolf!) ein friedliches Abkommen zu treffen. Nachdem Erich aus seinen Reichen nach Gothland ge-
flohen war (1438), wo er zehn Jahre lang ein unrühmliches Leben führte2), versprach der dänische Reichs-
rath, die Angelegenheit im Sinne Adolfs zu schlichten, sobald der neue König gewählt sei. Als nun Christoph
der Baier (1440—1448), der Sohn der einzigen Schwester Erich’s und des Pfalzgrafen Johann von Baiern, König
geworden war, verfuhr er nach diesem Versprechen und ertheilte am 30. April 1440 dem Herzog Adolf VIII.
zu Kolding die Belehnung mit dem Herzogthume Schleswig als „einem rechten Erblehen“ mit ausgestreckter
Fahne. Da der Herzog bereits am 15. August 1439 vom Kaiser Albrecht II. eine Bestätigung seiner Ansprüche
auf das Herzogthum erlangt hatte, so war auch jede rechtliche Folge des früheren Schiedsspruches des Kaisers
Sigismund3) beseitigt. Der langwierige Streit war nach jeder Seite hin beendigt.
So hatten die Schauenburger in langen und schweren Kämpfen den Besitz von Schleswig und seiner festen
Burg Gottorp behauptet. In dieser kriegerischen Zeit, welche wir ihrer Wichtigkeit wegen ausführlicher be-
handelten, konnten die Werke des Friedens in Kunst und Wissenschaft keinen Aufschwung nehmen. Erst die
Regierung des letzten Schauenburgers, Adolf VIII., brachte den ersehnten Frieden. Dieser weise Fürst war
ernstlich darauf bedacht, die durch den Krieg dem Lande geschlagenen Wunden zu heilen, den gesunkenen
Wohlstand zu heben und hierdurch den Boden zu bereiten, auf welchem sich dann später die reiche und glänzende
Kunstthätigkeit in Schleswig-Holstein und in dessen künstlerischem Mittelpunkte Gottorp entwickeln konnte. Tief
betrauert von seinem Volke, welches ihn den „guten Herzog“ nannte, starb er am 4. Dezember 1459 auf dem
Schlosse zu Segeberg. Er hinterliess nicht wie Abel’s Geschlecht seinen Erben ein verwüstetes, sondern ein
aufblühendes Land.
Während dieser Periode, in welcher der Gebrauch der Feuerwaffen sich immer mehr verbreitete, mussten
wie anderwärts so auch in den Befestigungsanlagen der Stadt Schleswig und des Schlosses Gottorp mannigfache
Umgestaltungen eintreten. Bei dem kleinen Kriege, wie ihn einst die mittelalterlichen Waffen und Vertheidigungs-
werke gestatteten, konnten sich die Besatzungen bis auf das Aeusserste halten. Eine Vertheidigungslinie nach
der andern musste in schwerem Kampfe genommen werden; dabei durfte man immer auf die Erschöpfung des
Angreifers und auf jeden Vortheil rechnen, welcher bei dem Hin- und Herwogen des Kampfes für die Besatzung
eintreten konnte. Dieses System der „Vertheidigung bis auf das Aeusserte“ spricht sich auch deutlich in allen
mittelalterlichen Befestigungen aus. Allein die Fortschritte des Kriegswesens machten viele Neuerungen nöthig.
So wurde u. a. vor den Burgmauern ein Wall oder eine wallartige Ausfüllung angelegt. Meist endeten die Mauern
in Zinnen, welche aus den „Wimpergen“ oder „Windbergen“ und den Zinnenlücken oder Scharten bestanden. Am
Ende des 15. Jahrhunderts wurden dann die Formen der Zinnen, besonders in dem hausteinreichen Süden,
auch decorativ weiter entwickelt, wie dies die sogenannten ghibellinischen Zinnen4) bekunden. — Hauptsächlich aber
erlitt die ganze Befestigungsweise dadurch eine Umgestaltung, dass man jetzt bei der Anlage der Werke in
erster Linie darauf sehen musste, den zur Vertheidigung aufgestellten Geschützen mehr einen rasirenden Schuss zu
ermöglichen. Demnach musste man, wenn auch bei der Umfestigung die alte Grundform noch stark hervortrat,
die Werke mein flach als steil anlegen. Vor allem bekamen die in die Stadtmauer eingebauten Thürme
mehr die Aufgabe der Flankenvertheidigung. Die Höhe des Standpunktes, deren Vortheil die Festungsbau-
meister der frülieren Zeit bei Anlage der Thürme zumeist berücksichtigen mussten, hatte jetzt geringeren Werth
Daraus ergiebt sich auch, dass die frühere Bedeutung des Hauptthurmes, „des Burgfried“5), allmählich ver-
schwindet. Diese Bezeichnung wird nun vielfach auf die massiv angelegten, vier- oder vieleckigen Wartthürme
der Landwehren und Stadtmauern sowie auf die Flankenthürme der Schlösser angewendet 6); dagegen wurde
der eigentliche Burgfried von Gottorp einfach als „groter Torn“ bezeichnet 7). Der Name eines solchen Thurmes
bei Schleswig ist uns in den Registern der dortigen Kämmereirechnungen aus den Jahren 1465 und 1484
erhalten. Dort wird nämlich ein „Berchfriede by der molen“ erwähnt, welcher in der Nähe der Stadtmüllle
1) Aldolf war von den Enkeln des „eisernen Heinrich“ allein noch übrig; denn sein jüngster Bruder Gerhard war schon am 24. Juli 1433
gestorben.
2) Die letzten zehn Jahre seines Lebens brachte der unglückliche Fürst in Pommern zu.
3) Vgl. oben 8. 16.
4) Vgl. Otte, Archäolog. Wörterb. 8. 272, und Mothes, Die Baukunst d. Mittelalters.
6) Vgl. oben 8. 11.
« r S° sagt J’ T’ Schr8der in seiner Topographie von Schleswig (Oldenburg 1854): „Zur Vertheidigung dienten ehemals Schutz- oder
Wartthürme (Bergfreden), nämlich die Bergfrede vor Gottorp u. s. f.“
7) Vgl. Lorenzen a. a. 0. 8. 39.
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