Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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legien — und auch nach seinem Tode (22. Mai 1481) unter der Regierung des Königs Johann I. (1482—1513)
erlangte es seine Bedeutung als Herrschersitz nicht sogleich wieder. In der Theilung vom Jahre 1490, in wel-
cher Schleswig-Holstein in einen Segeberger (königlichen) und in einen Gottorp’schen (herzoglichen) Theil zerlegt
wurde, wobei man die Bestimmung des Freiheitsbriefes bezüglich der „Untheilbarkeit“ dadurch aufrecht erhielt,
dass nicht nui der Landtag gemeinschaftlich blieb, sondern auch die Ritter und Prälaten durchweg unter beiden
Landesherren stehen sollten, bekam Friedrich, der früher zum Geistlichen bestimmte jüngere Bruder des Königs
Johann den herzoglichen Theil, und erst dieser Fürst machte Gottorp wiederum zum Mittelpunkte des künst-
lerischen und geistigen Lebens im Lande 1). Nur zweimal wurde seine friedliche Regierung durch kriegerische
Unruhen gestört, das erstemal, als er zur Unterwerfung der Dithmarschen mit seinem königlichen Bruder Johann
im Jahre 1500 einen unglücklichen Feldzug gegen die freien Bauern unternahm, welcher mit der schweren Nieder-
lage bei Hemmingstedt endete, das zweitemal, als König Christian II. (1513—1523) der Sohn und Nachfolger seines
Bruders, sich seine Stellung in Dänemark unmöglich gemacht hatte, und Friedrich, von der empörten Geistlichkeit
und Ritterschaft Jütlands zum König von Dänemark (23. März 1523) gewählt, sich die Anerkennung der dem ent-
setzten Könige noch treu gebliebenen Theile des Landes mit Gewalt erzwingen musste. Auch nachdem er König
geworden war, hielt er sich mit Vorliebe auf Gottorp auf2) und richtete unausgesetzt seine Aufmerksamkeit auf
das Wohl der beiden Herzogthümer3). Am 10. April 1533 starb er auf Gottorp, 56 Jahre alt. Die Durchführung
der kirchlichen Reformen hatte seine Macht vermehrt, doch verfuhr er dabei mit solcher Mässigung, dass auch die
Anhänger des alten Glaubens dies anerkannten und in keine feindselige Stellung zu ihm traten. Auch die literari-
schen Interessen des Landes fanden bei ihm eine anerkennenswerthe Pflege^).
Von der gleichen Vorliebe für die Künste und Segnungen des Friedens war auch sein Sohn Christian III.
(1533 1559) beseelt, der schon vor seiner Wahl zum König als Statthalter in Schleswig-Holstein unter den
Augen seines Vaters in dessen Sinne gewirkt hatte. Auch als König hielt er sich noch gern und häufig zu
Gottorp auf, für dessen Befestigungswerke er viel that®). Freilich wurde auch während seiner Regierung be-
sonders durch die von der Stadt Lübeck gegen Dänemark unternommene sogenannte Grafenfehde (1533 und 1534)
die Wohlfahrt und ruhige Entwickelung des Landes vielfach gestört. Sein unmittelbarer Einfluss auf Gottorp
hörte im Jahre 1544, als die Herzogthümer wieder getheilt wurden®), ganz auf7);
Wenn nun auch der hier behandelte Zeitraum nicht einmal hundert Jahre umspannt, so lässt sich derselbe
doch sehr wohl zu einem kulturhistorischen Ausblicke zusammenfassen. Unter der Regierung Christian’s zeigen sich
bald die Anfänge der Renaissance im Lande. Die Gothik hatte auch hier jetzt ihre hohe Mission in der Geschichte
der Baukunst erfüllt und neigte sich mit dem Tode Friedrich’s dem Verfalle zu. Fast überreiche Künstlichkeit
war an die Stelle der Kunst getreten, und Willkürlichkeit hatte die strenge Logik verdrängt, welche bisher all-
gemein das Merkmal des gothischen Stils gewesen war. Der Norden hielt etwas länger und zäher an den über-
lieferten Stilformen fest. Dies hatte bezüglich der Architektur seinen Grund auch in dem vorhandenen Bau-
material, sowie in den klimatischen Verhältnissen. So waren die steilen gothischen Dächer mit dem üblichen
Deckmaterial (Doppel-Pfannen) ein besserer Schutz gegen die Witterung, als die flachen und leichten Bedachungen
des Südens. Die eigentliche Renaissance verbreitete sich hier niclit so wie im Süden, wohin sie aus Italien ge-
kommen war, schon vor der Reformation, sondern nach und theilweise durch die Reformation, welche ihr in viel-
facher Beziehung ihr Gepräge gab. Sowohl Friedrich I. wie Christian III. waren der Reformation mit Eifer zu-
gethan, und aus der freieren Lebensanschauung Luther’s, dessen Lehre sie in ihren Landen allen Vorschub leisteten,
erwuchs wie eine Pflanze aus ihrem natürlichen Boden auch eine freiere Auffassung der Kunst, als in der alten
gothischen Zeit, und so entwickelte sich hier im Norden allmählich eine eigenartige Blüthe der deutschen Re-
naissance. Friedrich I. bekannte sich 1526 zur lutherischen Lehre. In den Jahren 1526—1528, wurde der evangelische
Gottesdienst in den meisten Gemeinden eingeführt, und nachdem unter Christian III. im Jahre 1537 das Kirchen-
wesen in Dänemark durch den berühmten Bugenhagen geordnet war, erhielt am 9. März 1542 auch Schleswig.
1) Im Jahre 1506 gab Herzog Friedrich der Stadt Itzehoe ein Privilegium, datirt: „auff Unserm Schlosse Gottorp“.
2) Am 14. April 1523 huldigten ihm auf dem Schlosse die Bitter und Prälaten, welche sich von Christian II. losgesagt hatten.
3) Holstein wurde 1474 von Kaiser Friedrich III. zum Herzogthum erhoben. König Christian I. wurde damals persönlich zu Bothenburg
a. dl Tauber vom Kaiser mit dem neuen Herzogthume belehnt (14. Februar).
J) Von der Fürsorge dieses Fürsten für die Verbreitung der allgemeinen Bildung zeugt u. a. die Berufung des Buchdruckers Walther Brenner in
die Stadt Schleswig. Dieser druckte im Jahre 1534 das Schleswiger Stadtrecht. Das erste in Schleswig gedruckte Buch ist übrigens das Missale
Slesvicense vom Jahre 1486 (Drucker Stephan Arndt), welches sich jetzt in Kopenhagen befindet. — Die ersten Drucker nach der Berufung
Brenner’s hatten die Stellung herzoglicher Beamten mit Dienstwohnung und Gehalt. Auf Gottorp selbst wurde 1668 eine Druckerei errichtet.
6) Hegest. Dipl. Hist. Dan. II, 13 ff.
6) Das Nähere siehe S. 26 fg.
7) Während seiner Begierung am 18. August 1535 starb auf Gottorp der berühmte frühere Erzbischof Gustav Trolle, welcher im Kampfe
für Christian II. in dem Treffen beim Ochsenberge auf Fünen am 11. Juli desselben Jahres gefangen genommen und zur Internirung nach Gottorp
geschickt worden war.
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