ForsideBøgerSchloss Gottorp : ein nordischer Fürstensitz

Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz

Forfatter: Robert Schmidt

År: 1887

Forlag: Ernst Homann

Sted: Kiel

Sider: 135

UDK: st.f. 725.17 sch

Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken

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Side af 143 Forrige Næste
Holstein durch denselben verdienten Mann seine Kirchenordnung. Als so die Reformation Wurzel geselilagen hatte, erwuchsen auch der Kunst neue Anregungen und Aufgaben. Der Zug dieser Zeit ist im Gegensätze zum Mittelalter überwiegend weltlich, politisch, und ihm entsprechend übernahmen jetzt auch der Staat, die Fürsten und Grossen des Landes sowie der wohlhabende Bürgerstand die Förderung der Kunst als Erbschaft von der Kirche. Dabei regte sich überall ein frischer, neuer Geist; die Reaktion des Naturmenschen gegen die Schablone der kirchlichen Erziehung und des Wissensdurstes gegen den blinden Dogmenglauben ist bekanntlich der rothe Faden, welcher um diese Zeit die Culturgeschiehte der protestantischen Länder durchzieht. Dieser Geist wirkte auch auf die Entwickelung der Kunst. Luther besass erwiesenermassen Kunstverstäudniss genug, um die hohe Be- deutung der bildenden Künste für die Kirche richtig zu würdigen. Er selbst rügte die Bestrebungen und das Auftreten der Bilderstürmer und Eiferer, welche die Kunst ganz aus der Kirche verbannen wollten. In richtiger Erkenntniss und Würdigung seines Geistes, welcher Männer wie Dürer, Holbein, Cranach zu einem dem protestan- tischen Geiste so verwandten künstlerischen Schaffen hinzureissen vermochte, verfuhr man nicht einseitig puri- tanisch, sondern ging bei Abstellung des Missbrauchs an den Werken, in denen sich frommer Sinn und tiefe Auf- fassung aussprach, schonend vorüber, wie die Erhaltung zahlreicher Kunstwerke aus der katholischen Zeit Schles- wig-Holsteins deutlich beweist.1) Während so das Verständniss für die kirchlichen Kunstwerke vergangener Zeiten ungetrübt fortdauerte, bekam die Kunst, wenn sie aucli jetzt niclit mehr wie im Mittelalter fast ausschliesslich im Dienste der Kirche stand, immer noch dankenswerthe Aufgaben auch auf dem religiösen Gebiete, welche sie, wie die Schlosskapelle in Gottorp glänzend beweist, durch Reichthum und zugleich durch mass- und würdevolles Auf- treten in schöner und wirksamer Weise löste. Aber auch sonst lässt sich um diese Zeit in Schleswig-Holstein entsprechend der geistigen Bewegung vielfach eine raschere Wandlung in der Formensprache der Kunst verfolgen. Das Gebiet, in welches hier wie auch in Süddeutsch- land die Renaissance zuerst einzieht, sind die Kleinkünste. Aber während in Süddeutschland die wachsende Be- deutung des Kunstgewerbes, das durch die Zeichnungen und Vorlagen von Malern und Zeichnern, wie Dürer und Holbein, sowie von Kleinmeistern, wie Flötner und Jamnitzer, auf den neuen Weg gewiesen und auf ihm weiter- geführt wird, sich von Stufe zu Stufe leicht verfolgen lässt, kommt der ganze, reiche neue Formenschatz beinahe fertig an die Fürstenhöfe des Nordens, welcher sonst in der Kunstentwickelung immer fast um ein halbes Jahrhundert gegen den Süden zurückblieb, und so war dieser Wechsel liier nicht selten ein weit rascherer und in einigen Distrikten des Landes nahezu unvermittelt. Datier kommt es, dass wir in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts noch eine reiche Blüthe spätgothischer Kunst und mittelalterlicher Kunstweisen antreffen. In der Kunsttischlerei kommen sogar noch romanische Anklänge vor. Vor allem reich und virtuos zeigt sicli damals die bildende Kunst des Mittelalters in den Schnitzwerken von Holz, welche häufig aucli andere Künste in ihren Wirkungsbereich mit hineinziehen und mit ihnen eine harmonische Gesammtwirkung erzielen. Durch den kunstsinnigen Friedrich I., welcher nicht nur die damalige Schlosskapelle zu Gottorp ausschmückte, sondern auch die Klosterkirche der Augustiner Chorherren zu Bordesholm als neugewählte Begräbnissstätte der Landesfürsten prächtig ausstattete und in ihr für sich und seine erste Gemahlin Anna, eine Tochter des Kurfürsten Joachim von Brandenburg, der Mutter Königs Christian III. von Dänemark, ein herrliches Kenotaph aus Bronce setzen liesst), fand wie jede andere Kunst- übung, so besonders die Holzschnitzerei in Folge dieser Unternehmungen lebhafte Förderung. Ihr haben wir auch das bekannteste Holzschnitzwerk Schleswig-Holsteins, das im Jahre 1521 fertig gestellte Hans Brüggemann’ sehe Altarblatt®), ursprünglich in Bordesholm, seit dem 28. Januar 1666 im Dom zu Schleswig befindlich, zu ver- danken. Die mehr oder weniger erhabenen, zum grossen Theil freistehenden figürlichen Darstellungen der Altar- tafeln, von reicher Architektur eingefasst und bekrönt, zeigen die Kunstfertigkeit der mittelalterlichen Technik auf ihrer Höhe. In ähnlicher Weise stand um diese Zeit die Kunst des Modellirens in Thon (erhöhte Arbeit) be- sonders in Lübeck und Mecklenburg in schönster Blüthe. In Schleswig - Holstein trat an die Stelle des Thons häufig der sogenannte Gipsstein. Man kann zu Gottorp an der Hofseite des Westflügels hinter dem Treppenthurme noch jetzt die dort angebrachten Medaillons dieser Technik betrachten (s. Taf. IX). Auch in Kiel hat man beim Ab- bruch alter Häuser diese Façadendekoration angewendet gefunden, und zu Lübeck hat sich dieselbe noch heute an vielen Bauwerken erhalten, so dass man hier eine besonders stark beschäftigte Fabrik annehmen muss. Erst nachdem sich der vollendete Bau gesetzt hatte, pflegten die fertigen Tafeln eingegipst und dann oft noch weiter behandelt zu werden. Sie traten gleich den in der italienischen Kunstweise und im niederländischen Baustil verwendeten 1) Vgl. Robert Schmidt, die Kunst in der lutherischen Kirche Schleswig-Holsteins. Kieler Zeitung 19. Aug. 1883. 2) Vgl. Robert Schmidt, Die ehemalige Stiftskirche der regulirten Chorherren Augustiner - Ordens zu Bordesholm. Darmstadt 1882. — Robert Schmidt, Üeber das Grabmal der Herzogin Anna von Holstein-Gottorp. Kieler Zeitung, August 1883. 3) Vgl. F. Posselt, Die Restauration des Schleswiger Altarblattes und des Gottorper Fürstenstuhls. Kieler Zeitung 1884, Nr. 10273 und 75, F. Posselt, Hans Brüggemann, „pictor et caelator“. Ebend. 1885, 10. und 13. März. — Dr. Sach, Hans Brüggemann. Schles- wig 1865. ____Robert Schmidt, Üeber Hans Brüggemann und sein berühmtes Altarblatt im Dome zu Schleswig. Kiel 1883. 23