Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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Ornamente und Medaillons der Proto- und Früli-Eenaissance, den sogenannten „gedruckten“ Steinen, aus der ge-
putzten Wandfläche hervor und waren häufig auch bemalt, der Grund nicht selten blau, die Reliefs mit Gold ').
Von anderen Kunstzweigen, die sich schon im Mittelalter zu hoher Ausbildung entwickelt hatten, sei noch die
Giesskunst und die Kunst des Messingschnittes erwähnt (14. Jahrhundert). Im 15. Jahrhundert und zu Anfang
des 16. erreichten dieselben besonders zu Lübecks) (Katharinen-Kirche) eine sehr hohe Ausbildung. Im Ganzen
sehen wir so zu einer Zeit, wo in Süddeutschland die Renaissance ihren vollen Einzug hält, hier die Kunstthätig-
keit meist noch auf den mittelalterlichen Bahnen; doch ihre fast überreiche Blüthe, welche keine Steigerung mehr
zuliess, deutete zugleich ihre Erschöpfung und eine bevorstehende Neuerung an. Ein zweites Moment, das in
Süddeutschland die Renaissance anzeigt und begleitet, die veränderte sociale Stellung der Künstler und das Auf-
tauchen von Namen und Individuen aus der Menge handfertiger Arbeiter, fehlte hier zwar nicht ganz, aber es
besitzt doch für Schleswig - Holstein nicht das Gewicht, welches es für die Kunstforschungen in Süddeutschland
schon ein halbes Jahrhundert früher hatte. Dort finden wir in so viel früherer Zeit zahlreiche Namen, hier in
so viel späterer verhältnissmässig nur wenige. Eine festere Gestalt gewinnt unter anderen besonders Hans Brügge-
mann in unserer Vorstellung, dessen Schnitzwerk wir vorher erwähnten. Melchior Lork, von Heinrich v. Rantzau
in seiner Beschreibung der cimbrischen Halbinsel als einer der vorzüglichsten Maler hoch gerühmt und für die
Verbreitung der Renaissanceformen in Schleswig - Holstein von grosser Bedeutung, gehört einer späteren Zeit an.
Dabei sehen wir, dass im Norden die Gewerbe, aus denen in Süddeutschland die Künstler hervorzugehen pflegten,
vielfach noch nicht durch die festen Bestimmungen und Regeln der Zunft eingeschnürt waren, und somit für den
freien künstlerischen I rieb die Verhältnisse weit günstiger lagen, so dass man also hier mit Recht erwarten
könnte, auf zahlreichere Namen zu stossen. Während wir sonst in Deutschland finden, dass der Bildschnitzer
seine Statuen nicht selbst bemalen darf, sondern sie einem zünftigen Maler übergeben muss, wenn er nicht vom
Metier der Maler in Verruf erklärt und als ein Einpfuscher öffentlich gebrandmarkt werden will, und während
wir bemerken, dass der Künstler anderwärts innerhalb seiner Zunft noch lange „ehrsamer“ Handwerker bleiben muss,
bewegt sich liier das Handwerk des Malers, Kunsttischlers, Holzschnitzers frei^). Hans Brüggemann war Schnitzer
und Maler zugleich — sein hervorragendstes Werk, das oben erwähnte Altarblatt, hat er freilich ohne Farben
gelassen — und Melchior Lork war nicht nur Maler und Bildschnitzer, sondern auch noch Kupferstecher. Wenn
wir gleichwohl nur wenige Namen kennen, so mag dies theilweise darin seinen Grund haben, weil die Gothik
feste Typen geschaffen hatte, denen das Individuum nicht immer Persönliches zu verleihen vermochte, und daher
das Werk des Einzelnen unter den meist gleichgearteten Schöpfungen seiner Genossen sich nicht besonders hervorhob.
Theilweise aber mag dies aucli darin seinen Grund haben, weil nach dieser Richtung noch nicht genügende archi-
valische Forschungen angestellt worden sind. Welche Ausbeute hier noch zu machen ist, hat die am Schlüsse der
Baubeschreibung erwähnte Durchsicht der alten Bau- und Nagelrechnungen im Staatsarchiv zu Schleswig gezeigt,
durch welche manche Namen der Vergessenheit entrissen worden sind.
Deutlicher als auf dem Gebiete der Kleinkünste zeigt sich in der Baukunst, dass die Aufgabe der Gothik
erfüllt und ihre Schöpfungskraft versiegt war. Mit dem Ausgange des 15. Jahrhunderts nimmt theilweise auch
der grossartige Aufschwung des Backsteinbaues in der nördlichen Tiefebene ein Ende, und es treten nun, gegen
den Schluss der Entwickelung zur Reife und Deutlichkeit gebracht, die eigenthümlichen Dialekte der Kunstformen,
die durch die mannigfachsten lokalen Einflüsse bedingten Unterschiede in der Formensprache der einzelnen Städte
und Landschaften, z. B. in Schleswig, Flensburg, Hadersleben, Kiel, Altona, Hamburg, Lübeck, immer mehr her-
vor. Nachdem der Höhepunkt der Bauthätigkeit im Lande überschritten war, zeigte sich aber neben einer hand-
werksmässigen Sicherheit der Struktur vielfach eine Vernachlässigung in der Ausbildung der Formen. Von der
Bauthätigkeit Friedrich’s I. zeugt ausser der oben schon erwähnten prächtigen Ausschmückung der Klosterkirche
zu Bordesholm u. a. auch eine im Chor der Kirche zu Hütten befindliche Inschrift, nach welcher er am 15. Dezember
1520 den ersten Stein „to der hallen jut koer“ legte. Betreffs des Schlosses Gottorp selbst ist uns überliefert,
dass er im Jahre 1522 die seither in Husum befindliche Münzel) in ejner nordöstlich vom Schlosse erbauten
Bastion unterbrachte, sowie dass er viel für die Wiederherstellung des Schlosses that, von welchem im Jahre
- !) Auch die Ofenkacheln wurden mit Reliefbildern geschmückt und in allen Farben glasirt.
2) Ueber die Bedeutung Lübecks als Stätte der Giesskunst vgl. auch Mitthof, Kunstdenkmäler und Alterthümer in Hannover, Bd. VI,
S. 103. Vgl. Wendelin Bolheim, Die Sammlung alter Geschütze im k. k. Artillerie-Arsenal zu Wien. Mittheilungen der k. k. Centralcommission
zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale. Neue Folge. Bd. X, Heft I u. II. Wien 1884.
3) In der Stadt Schleswig seihst gab es vor dem Anfange des 15. Jahrhunderts noch keine Zünfte und „Aemter“. Der älteste Amtsbrief ist
der der Schneider (in oct. ascens. Marie 1415); erst später folgte der der Bäcker (in den achte dagen des billigen apostels sante Matthias 1418)
und Knakenhauer, d. h. Schlachter (aller seien dag 1421). Der Brief der Handschuhmacher und Gerber ist vom 12. Januar 1550, der der
Tischler vom Donnerstag nach Fastnacht 1588 datirt. Alle anderen Zünfte sind dort erst im 17. oder 18. Jahrhundert entstanden. Vgl. Sach,
Geschichte der Stadt Schleswig, S. 141 ff.
4) In dieser Münze wurden u. a. später auch die sogen. Dütchen Friedrich III. geprägt. (Siehe auch die Medaillen auf Tafel XVIII.)
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