Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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zeigten sich auch hier Fort- und Rückschritte, wie es die Zeit brachte. In der Spätrenaissance werden die Formen
kräftiger, bewegter, und vielfach findet sogar eine Vermischung der verschiedenen Stilnuancirungen an einem
Kunstobject statt.
Von der ehemaligen, glänzenden Einrichtung des Schlosses Grottorp ist jetzt leider nur wenig erhalten;
doch legt vor allem noch die Kapelle, die unter Adolf bald nach dem Neubau des Nordflügels im Jahre 1568
in diesen verlegt '), unter Johann Adolf 1591 geweiht und bis in den Anfang des 17. Jahrhunderts mit grossem
Fleiss und feinem Verständniss ausgeschmückt wurde, Zeugniss ab von dem Aufschwung und der Vollendung,
welche die Kleinkünste unter den Gottorpern gewannen.
Indem wir auf die im technischen Theile folgende Beschreibung der Kapelle hinweisen, begnügen wir
uns, bei der Schilderung der Regierungen der einzelnen Herzöge, welcher wir uns jetzt zuwenden, damit, nur
einige weitere Notizen über die Entwickelung der Kleinkünste während dieser Periode anzureihen.
Herzog Adolf (1544—1586), der Ahnherr der Gottorper Linie (s. Tafel XVIII sein Porträt), dessen Nach-
kommen von 1751—1818 den schwedischen Königsthron inne hatten, und dessen Geschlecht heute noch in der
russischen Kaiserfamilie und in dem Grossherzoglich Oldenburgischen Hause fortblüht, erinnert in mancher Beziehung
durch seine Thatkraft und seinen persönlichen Muth an Gerhard den Grossen und noch mehr an Heinrich den
Eisernen, die beiden hervorragendsten Schauenburger. Die Verhältnisse seiner Heimatli waren ihm zu eng, und
so suchte er, um seinem kriegerischen Sinne Genüge zu thun, die grossen Kampfplätze der Zeit auf. Obwohl
Protestant, war er ein Kampfgenosse Karl’s V. in Deutschland und sogar Philipp’s II. in den Niederlanden2). An
dem Hofe Karl’s zu Brüssel war er bei ritterlichen Spielen und Turnieren ein glänzender Cavalier. Auch später
verweilte Adolf längere Zeit in Karls Umgebung und wohnte in seinem Gefolge dem Reichstage zu Augsburg (1550)
bei. Erst nach dem Abfalle des Kurfürsten Moritz von Sachsen kehrte er in sein Land zurück (1552), aber nur,
um neue Truppen für den Kaiser zu werben. Schon im October desselben Jahres begab er sich mit 2000
Reitern wieder zu seinem kaiserlichen Freunde und Gönner, um ihn bei der erfolglosen Belagerung des von den
Franzosen entrissenen Metz zu unterstützen. Auch als Karl V. die Krone niedergelegt hatte (1556) und in der
Einsamkeit eines spanischen Klosters gestorben war (1558), kämpfte Herzog Adolf noch fern von seinem Lande
für das kaiserliche Interesse. So stritt er im Jahre 1567 gegen Wilhelm von Grumbach und Johann Friedrich
von Sachsen-Gotha. Er nahm an der Belagerung der Stadt Gotha und der Veste Grimmenstein mit einem starken
Heereshaufen Theil und hielt nach dem Siege am 14. April des genannten Jahres in Begleitung des Kurfürsten
von Sachsen seinen Einzug in Gotha 3).
Aber auch an den Grenzen seines eigenen Landes führte er einen Krieg, welcher unter dem Namen „die
letzte Fehde“ noch lange im Munde des Volkes fortlebte. Wir haben schon oben4) verschiedene misslungene
Versuche erwähnt, die freiheitsstolzen Dithmarschen zu unterwerfen. Die Erinnerung an den glänzenden Sieg bei
Hemmingstedt war noch in lebendiger Erinnerung und wurde in Liedern gefeiert. Der Wohlstand des Landes,
in welchem auch Schiffahrt und Handel blühten, hob sich mehr und mehr. Da richtete der kampflustige, ruhm-
begierige Adolf seine Blicke auf das Land und bereitete in sorgfältiger Kriegsrüstung, welche er als Oberster des
niedersächsischen Kreises ohne Aufsehen betreiben konnte5), dessen Unterwerfung vor. Kaum war sein Bruder,
König Christian III., welcher das Unternehmen missbilligte, gestorben (1559), so eröffnete er in Verbindung mit
dessen Sohn und Nachfolger Friedrich II. (1559 — 1588) den Feldzug gegen den freien Bauernstaat. Auch
Herzog Johann der Aeltere, welcher zu Hadersleben residierte 6), schloss sich an. Einen Rechtsgrund sah Adolf
wie seine Vorgänger in der kaiserlichen Belehnung, kraft welcher die schleswig-holsteinschen Landesherren sich
auch Herzöge der Dithmarschen nannten. Die Dithmarschen waren dem unerwarteten Angriffe gegenüber nicht
genügend gerüstet; doch traten sie den fast vierfach überlegenen Feinden, welche am 22. Mai den Einmarsch
in ihr Land begannen, mit dem alten Muthe, aber nicht mit dem alten Glücke entgegen. Bei Heide kam es am
13. Juni zur entscheidenden Schlacht, in welcher die verbündeten Fürsten vorzugsweise durch den persönlichen
Muth des Herzogs Adolf, welcher schwer verwundet wurde, nach blutigem Kampfe den Sieg gewannen. Die
trotzigen Bauern mussten sich unterwerfen (20. Juni). Die erzürnten Fürsten sollen sogar deren Vernichtung
1) Vgl. Dr. H. N. Jensen, Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig (Flensburg 1842) S. 1294—1298. Ueber
die frühere Kapelle auf Gottorp vgl. oben S. 25.
2) Auch auf die Fürsten des Welfischen Hauses, mochten sie der alten Lehre angehören oder sich dem Lutherthume zugewendet haben,
übte der Hof des Königs Philipp II. seine Anziehungskraft aus. Vgl. Otto v. Heinemann, Geschichte von Braunschweig und Hannover, II. Bd.
(Gotha 1886), S. 481 ff.
3) Vgl. Dr. G. P. Hönn, Sachsen-Coburgische Chronik. Coburg 1806.
4) Vgl. oben S. 15 und 22.
5) Die kaiserliche Belehnung hatte Adolf am 5. October 1548 zu Brügge in Flandern erhalten. Seit 1548 blieb Holstein unmittelbares
Reichslehen und Glied des niedersächsischen Kreises.
6) Vgl. oben S. 26.
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