Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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beschlossen haben; doch Herzog Adolf trat für eine menschliche Behandlung ein, so dass sie milde Bedingungen
erhielten und sogar manche der alten Freiheiten erhalten blieb. Kurz nach diesem Feldzuge eröffnete sich dem
Herzog die Aussicht auf ein Feld der Wirksamkeit, wie es seiner Persönlichkeit entsprochen hätte. Heinrich VIII.
von England (1509— 1547) hatte schon 1545 dem jungen Fürsten die Hand einer seiner Töchter angeboten.
Im Jahre 1560 machte nun Adolf wirklich eine Brautfahrt nach England, wo er um die Hand der Königin
Elisabeth anhielt. Gleich den anderen Bewerbern wurde zwar auch er „von der jungfräulichen Königin“ abge-
wiesen J), doch war die Erinnerung an England, wo er vielfach vor dem Hofe Gelegenheit fand, seine körperliche
Kraft und Gewandtheit zu beweisen — einmal soll er durch den Blick seiner Augen sogar einen entsprungenen
Löwen gebannt haben —, für ihn nicht demüthigend. Stolz schmückte er später mit den Insignien des ihm
daselbst verliehenen Hosenbandordens das herzogliche Wappen, wie u. a. die Sculpturen über dem Portale der
Kapelle und an der äusseren Nordostecke des Schlosses Gottorp bezeugen. Zum grossen Verdrusse seines Landes
trieb ihn seine Kriegslust in den Jahren 1567 und 1568 in den Dienst Philipp’s II. von Spanien, den er gegen
die Niederlande unterstützte. Auch im Jahre 1572 brachte er mit 2000 Holstein’schen Reitern den Spaniern
gegen den Prinzen Wilhelm von Oranien Hülfe.
Trotz dieser vielen Kriegszüge versäumte es Adolf jedoch nicht, für die Wohlfahrt seines Landes und auch für
Wissenschaft und Kunst zu sorgen. Er liess in Eiderstedt umfassende Deichbauten aufführen, gab Eiderstedt,
Everschop und Utholm ein Landrecht und dem aufblühenden Husum eine Municipalverfassung ^ und errichtete in
der Stadt Schleswig eine höhere Lehranstalt, das „paedagogium publicum“3). Durch Reisen im Lande suchte er
sich über den Stand der Industrie und des Handels zu unterrichten, um überall thätig eingreifen zu können*).
Seinen Sinn für die Kunst bewährte er zugleich mit seiner Pietät durch das schöne Marmorgrabmal, welches er
zusammen mit seinen Brüdern, Christian III. und Johann dem Aelteren, seinem Vater, König Friedrich I., im
Schleswiger Dome errichtete 5). — Adolf liebte einen prächtigen, glänzenden Hof. Für die vielen und mannigfachen
Bedürfnisse eines fürstlichen Hofhaltes war reichlich gesorgt, wie wir aus dem bei späterer Gelegenheit an-
geführten Inventarverzeichnisse schliessen können ®). Auch war er von zahlreichen Beamten und Dienern umgeben.
Die damalige Zeit kannte noch keinen von der Person des Fürsten getrennten Staatsdienerverband, und so
bildete sich, da das Schloss selbst nicht ausreichte, wie bei anderen fürstlichen Höfen auch bei Gottorp eine
Art Colonie fürstlicher Diener.
Durch die schon erwähnte rege Bauthätigkeit des Herzogs Adolf hat, wie wir oben sahen ?), das Schloss
Gottorp manche Verschönerungen erhalten. Aucli in der äusseren Umgebung desselben wurden durch ihn
vielfache Veränderungen getroffen. Vorzugsweise erfuhren die Befestigungen, wie es sich bei einem so
kriegslustigen Fürsten erwarten lässt, der Zeit entsprechende Verbesserungen. In Folge der Verlegung des
Haupteinganges nach der Südseite liess Herzog Adolf auch zur Verbindung mit der „langen Platte“ eine grosse
steinerne Brücke über den Burgsee bauen, die noch lange die einzige Verbindung blieb. Um einen näheren Weg
zu dem damals aufblühenden Lollfuss und von da aus in die Altstadt zu gewinnen, liess er den heute noch be-
stehenden grossen Damm in der Schlei aufwerfen, wobei auch, wie sich aus der Biegung desselben schliessen
lässt, auf die neuen Befestigungswerke Rücksicht genommen wurde3). In der Mitte des Dammes war eine Brücke,
und westlich davon lag das erst im vorigen Jahrhunderte abgebrochene gewölbte Thorhaus, worin die Haupt-
wache und Kanzlei sich befand und wo für Wagen und Pferde ein sogen. Dammgeld erhoben wurde, dessen Er-
trag im Jahre 1582 die Höhe von 220 Mark erreichte9). Ein Thor nebst Brücke wurden später noch auf
der Nordseite angelegt. — Die an den Festungswerken neu aufzuführenden Bastionen und Wälle wurden 1568
mit Ausnahme der erst in der Folge zur Ausführung gelangten, nach Nordwesten gelegenen Bastion des
morastigen Untergrundes wegen auf Pfahlwerk fundirt. Ferner wurde 157.> ein starkes, massives Thorhaus an der
1) Seine Verheirathung mit Christina von Hessen ist S. 30 erwähnt. Eine Tochter dieser kinderreichen Ehe, die gleichfalls Christine
hiess, wurde die Mutter des grossen Schwedenkönigs Gustav Adolf.
2) Das Stadtrecht bekam Husum erst unter Johann Adolf im Jahre 1608.
3) Dieses Paedagogium, welches eine höhere Landesschule für Schleswig-Holstein sein sollte, wurde am 17. November 1567 im Beisein
des Herzogs in der Domkirche inaugurirt. Es war mit allen vier Fakultäten ausgerüstet und sollte die Zuhörer bis zum Magistergrade bringen,
konnte aber sein Dasein kaum bis zum Tode seines Stifters fristen. Vgl. Sach, Gesch. d. St. Schleswig, S. 210.
1) So finden wir ihn noch in seinem Todesjahre mit seiner Familie in Eiderstedt.
6) Siehe Beschreibung desselben von Rob. Schmidt in den Itzehoer Nachrichten, December 1886, sowie die bildliche Darstellung in
der Zeitschrift für bildende Kunst von Lützow (Wien 1887).
6) Vgl. unten S. 36 ff.
7) Vgl. oben S. 30. Zur Bauthätigkeit Adolfs auf Gottorp vgl. auch Westphalen, Monum. ined. III, 326: Vicina est Slesvico oppido
arx Gottorpia . . . nunc Adolphi ex Oldenburgensi familia primi eins nominis dominio uno cum oppido subjecta est, qui arcem muris muiiire
aedificiisque novis ac ponte lapideo ornare coepit.
8) Vgl. Sach, Schloss Gottorp II, 6.
9) Vgl. Saeh, Gesch. d. St. Schleswig, S. 318.
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