ForsideBøgerSchloss Gottorp : ein nordischer Fürstensitz

Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz

Forfatter: Robert Schmidt

År: 1887

Forlag: Ernst Homann

Sted: Kiel

Sider: 135

UDK: st.f. 725.17 sch

Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken

Søgning i bogen

Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.

Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.

Download PDF

Digitaliseret bog

Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.

Side af 143 Forrige Næste
Südseite (s. Tafel II 1.) in Verbindung mit dem eigentlichen Festungswall errichtet. Im folgenden Jahre wurde dann die nicht durch eine Bastion geschützte Nordwestecke, wie schon oben erwähnt, mit einem heute noch bestehenden starken Rundthurme versehen, der den Namen Schlachterthurm wohl aus dem Grunde führte, weil er als Schlacht- haus diente, worauf auch die nocli theilweise vorhandenen grossen eisernen Ringe im Kellergewölbe und die Nähe der Küchenräume zu deuten scheinen 1). Die ganze Anlage hatte, wie aus den Plänen auf Tafel Ilr. und IV r. ersichtlich ist, fast die Gestalt eines regelmässigen Vierecks, bei dem die Ecken durch Bastionen markirt wurden, welche den starken, an der Basis mit Quadersteinen bekleideten Wällen etwas vorgeschoben waren. Die Kosten sämmtlicher Bauten des Herzogs Adolf auf Gottorp beliefen sich auf 1- 1Millionen Reichsthaler, zu denen das Schleswiger Domkapitel mit je 4 Thalern vom Pfluge beisteuern musste 2). Ueber die damalige innere Einrichtung des Schlosses lässt sich nicht viel berichten. Wir müssen jedoch annehmen, dass dieselbe prächtig gewesen sei und dass bei ihrer Herstellung alle Kleinkünste in Wettstreit traten 3). Dabei mag manche alte, gothische Gewohnheit beibehalten worden sein, wie wir dies bei der äusseren Architectur schon gesehen haben. Besonders erhielten sich damals noch die mittelalterlichen, getäfelten Balken- decken, und erst später wurde nach dem Vorgange Italiens auch im Norden die Deckenausschmückung den Malern und Stuccateuren überlassen. Vor allem aber fehlten jener Zeit noch Corridore und sogen. Degagements. In der französischen Grundrissbildung tritt diese Verkehrserleichterung zuerst auf (Hôtel Pisani 1603); aber noch bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts geht, wie in den meisten älteren Schlössern, so auch zu Gottorp die Ver- bindung rücksichtslos durch sämmtliche Zimmer4), wie wir dies auch beim Studium der Grundrisse des Nord- und Westflügels auf Tafel VI und VII erkennen. Auch ein grosser Theil alter Mobilien war noch in Gottorp vorhanden, die von der Renaissance wenig berührt sein mochten; so ist überliefert, dass bei der Theilung im Jahre 1544 der König seinen Brüdern allen Hausrath überlassen hat5). Jedenfalls aber huldigte der kunst- und prachtliebende Adolf bei Neuanschaffungen der immer entschiedener auftretenden Wandelung auf dem Gebiete der Kleinkünste, welche bis zum dreissigjährigen Kriege zur höchsten Blüthe gediehen und auch nach demselben im Norden sich verhältnissmässig lange auf hoher Stufe erhielten. Gottorp und daneben u. a. auch die Schlösser Heinrich’s v. Rantzau waren für Schleswig - Holstein der Mittelpunkt dieser Bewegung. Von be- sonderem Verdienste für unsere Lande ist der von Heinricli v. Rantzau in seiner bereits mehrfach erwähnten Beschreibung der cimbrischen Halbinsel hochgerühmte Maler, Schnitzer und Stecher Melchior Lork aus Flens- burg6). Er ist der erste Schleswig- Holsteiner, von dem wir erfahren, dass er nicht bloss aus Lehrbüchern und Schilderungen sich die Kenntniss der neuen Formen erwarb, sondern auf weiten Reisen durch die Niederlande, Frankreich, Italien, Griechenland und die Türkei eigene Anschauung gewann. Die von ihm gesammelten Skizzen, Stiche, Lehrbücher sowie seine eigenen Schöpfungen sind daher von unverkennbarem Einfluss auf die heimische Kunst gewesen, wie wir dies auch bei den Intarsien und Schnitzarbeiten der fürstlichen Loge zu Gottorp annehmen müssen, an welchen ein Flensburger Schnitzer bei den Hauptarbeiten mitwirkte. Zu welcher Blüthe schon unter der Regierung Adolfs die Holzschnitzkunst der Renaissance gelangte, sehen wir auch bei dem „bunten Pesel“ 7) des Markus Swyn8) im Dorfe Lehe bei Lunden in Norderdithmarschen. Es war dies die wirklich mit vornehmer Pracht ausgestattete Prunkstube des Hauses, welche heute noch als hohes Kunstwerk bewundert wird. Der ringsum vollständig getäfelte, oben mit einer eichenen Kassettendecke versehene Raum bildet mit den zwei ausserordentlich grossen, eingebauten Bettstellen, welche durch die unüber- treffliche Feinheit der Schnitzereien als die Krone der ganzen Ausstattung gelten, den beiden Schränken, von welchen der grössere fast gleiche Vortrefflichkeit der Arbeit zeigt, aber in seiner übertriebenen Pracht unter der Häufung der Motive leidet, einer sehr fein geschnitzten Thüre und dem Kamine ein überaus schönes, harmonisches Ganzes. In den Details an Schränken und Betten ist das bei der Schilderung der äusseren Architectur charakte- risirte Ornament der damaligen Renaissance, architectonische Gliederung wie Cartouche, in stilvoller und edler Weise zur Einrahmung von Reliefs mit reichem figürlichen Schmucke angewendet. Das Ornament bewegt sich fast ^ Früher hielt man diesen Raum der dort befestigten eisernen Ringe wegen für eine ehemalige Folterkammer. Aber der durch U. Petersen in seinen Aufzeichnungen überlieferte Name „Schlachterthurm“ führte zur richtigen Deutung. 2) Vgl. Lorenzen a. a. 0. S. 52. — Die letzte Bastion, welche in sumpfigem Terrain errichtet werden musste, fügten erst seine Nachfolger hinzu. 3) Bei der Ausstattung der Schlösser macht sich nun überhaupt ein Zug nach grösserer Behaglichkeit und Bequemlichkeit des Wohnens geltend. 4) Vgl. Johann Daniel Major, Reisen in den nordischen Reichen (1693). 5) Vgl. oben S. 26, A. 3. Von diesen Gegenständen mag bei dem S. 30 erwähnten Brande Manches zu Grunde gegangen sein. 6) Vgl. S. 24. 7) Das im Jahre 1884 durch Brand stark beschädigte Zimmer wurde 1885 ira Auftrage des Landes wieder von Heinrich Sauerraann in Flensburg restaurirt und in dem Anbau des Museums dithraarsischer Alterthümer zu Meldorf aufgestellt. Vgl. F. Posselt, Die Restauration des „bunten Pesels“ (Kieler Zeitung 1885 Nr. 10 979). Zum Ganzen vgl. R. Haupt, Bau- und Kunstdenkm. v. Schl.-H. S. 139 ff. 8) M. Swyn (f 1585), aus einem der ersten Geschlechter des Landes, war als die Freiheit unterging (1559), Achtundvierziger und später Landvogt im nördlichen Dithmarschen. 35 5*