Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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ausschliesslich im Figürlichen und Vegetativen, und das feine Blattwerk der Frührenaissance zeigt sich in reizender
Abwechselung. Ob die Zimmerausstattung in den heimischen Schlössern hier als Vorbild gedient hat, dürfte
zweifelhaft sein; jedenfalls waren einst ähnlich ausgestattete Innenräume auch sonst noch im Lande vorhanden J).
Ueber die Anordnung der Räume auf Schloss Gottorp sowie über ihre Benützung sind wir besser als über
deren Ausstattung unterrichtet. Dieselben werden nämlich in einem im Jahre 1587, also kurz nach dem Tode
des Herzogs aufgesetzten Inventarverzeichnisse, das sich im Geheimarchiv in Kopenhagen befindet2), aufgezählt.
Diese Urkunde gewinnt dadurch ein erhöhtes Interesse, dass uns durch sie zugleich ein, wenn auch nur
lückenhaftes Bild über den Hofhalt Adolfs entrollt wird. Vorerst wird eine Menge goldverbrämter Sammt- und
Seidenzeuge u. dgl. erwähnt, die sicli „auf der Herzoginnen Sahle“ fanden, welcher, wie manches andeutet,
im nördlichen Flügel östlich vom Aufgang lag. In einer „Kahmer zu endest am Sale“, wahrscheinlich nach dem
östlichen Walle zu, wurde verschiedenes Hausgeräth, namentlich von Zinn und Messing aufbewahrt. Dann wird
„der Borchstuben in einem weiszen Gewölbe“ genannt, welches jetzt noch in den Erdgeschossräumen des Nord-
flügels erhalten ist und damals als Lagerraum für allerlei Bettzeug, Leinen und niederländische Tuchwaaren
diente. Die Zimmer des Herzogs nimmt Lorenzen im Ostflügel über der alten Kapelle, die noch einige Decennien
benutzt wurde, sowie über dem alten Thorgebäude an. Es wird nämlich angeführt, was sich fand „in unseres
Godtseligen gnedigen fürsten und Herrn, Herzog Adolphen Gewelbe, an S. f. gd. Schlaffkahmer“, deren Lage
bezeichnet wird durch „In F. gd. andern gewelbe an der Schlaffkahmer ober der alten Porthen“. Dann folgt
das Verzeichniss der Gegenstände, die sicli vorfanden „in dem gewelbe recht under f. gd. Schlaffkahmer“, also
vermuthlich da, wo sich früher das alte Thor befand. Alsdann werden Räume aufgeführt, welche wieder im
Nordflügel zu suchen sind, und zwar in der Nähe der Gemächer der Herzogin, nämlich eine „Junffern Cahmer“,
„Junffern Stube“, „Herzoginnen Schlaffkahmer“, „der Kinder zweyen Cammern“, „Kinderstube“, „der Herzoginnen
Gemach zu endest dem Sahle“, „der Herzoginnen Gewelbe“, „der Obersten höhne bauen der Junffern Cammer“. —
Im ersten und zweiten Geschoss des Südflügels lagen: „der Königinnen Cammer, Vorkahmer, der Königinnen
Junffern Kahmer, F. gd. Winterstube, die beiden Newen Cammern bei der Stubenn, F. gd. Saal, Dantzstube,
Kon. Mayst. Cammer, des Stadthalters Stube, Vorgemack, Karnap, des Junge Herzog Johann sin Schlaffkahmer,
Vorkahmer, Schlaffkahmer negest darby, Vorkahmer, der Bettebohne, der Lackeyen Cammer, des Hertzogen Phi-
lipsen f. gd. Schlaffkahmer“. Dann werden diejenigen Zimmer aufgezählt, welche sich im Westflügel, am West-
ende des Nordflügels, im Kellergeschoss des Südflügels, sowie im Thorhaus des Walles befanden, nämlich: „die
Stube, der Sahl, des Erzbischoffs Cammer3), Vorstube, Carnap darnegest, die Cantzley, Carnap vor der Cantzley,
Bartramb Pogwischen Cammer, des Vice-Cantzlers Lossement, Schlafkahmer darnegest, des Küchenmeisters Cammer,
des Küchenschreibers Cammer, der Küche-Cammer, der Silber-Cammer (noch jetzt so genannt), Gewelbe negest auff
der linke Handt an der silber Cammer, des Ambtmanns Schlaffkamer, des Ambtmanns hinderste Cammer, des
Ambtmanns Stube, Berendt Soltowen4) Cammer, des Hausvoigts Schlaffkahmer, die Stube, die Küche, Duuen-
Kahmer, der Altfrawen Vorkamer, des Marschalckes Kahmer, der Hertzoginnen Schneiders Gemack, des Schneiders
Carnap, Grobbeckerkeller, Brauerkeller, Bierkeller, Borohstube, Weinkeller, der Weinschencken Stube, in der Porten,
Balthaser Kollers Cammer, die Hingestreuters Cammer, Jochim Wanzelins Cammer, die Multherey, Weissbecker-
haus, Cammer bey dem Weissbeckerhause, die erste Cammer oben unter dem Dache auffm Porthause, die mittelste
Cammer unterm Dach, die dritte Cammer, des Hoffschneiders Cammer, des Rüstmeisters Cammer, des Korn-
schreibers Cammer, des Amtsschreibers Cammer, die Einspennig Cammer, in der blauen Porten“. Dann folgen:
„Kleider-Cammer, Rüstkahmer, Harnischkahmer“, ferner „das Zeuchhaus, die Schmiede, Schwefelbrennergewelbe,
Pulverkahmer auff dem Porthause, gewelbe underm Walle“. Im Anschlusse daran wird erwähnt, was sich „unter
dem Schloss Gottorff“ d. h. in den Nebengebäuden befand, nämlich „In den Stallen, Im Vorwerck, Im Wasch-
hause, auff dem Kornehause“ 5). Endlich werden auch „Lossements“ für Gefangene, also Gefängnisse erwähnt,
von denen zwei ungefähr mitten unter dem nördlichen Flügel, eines im südwestlichen Keller und eines bei dem
alten Schlossthurme lag6). Als Ergänzung zu diesem Verzeichniss mag noch angefügt werden, dass bei den
1) Von diesen Gegenständen fragen ein Schrank und die beiden Bettladen die Jahreszahl 1568. Ein leider sehr lädirtes Gemälde, welches
den Marcus Swyn und seine Ehefrau darstellt, ist 1552 datirt. Vgl. Posselt a. a. 0.
2) Lorenzen erwähnt a. a. S. 54 ff. besagte Urkunde und knüpft einige Bemerkungen über Orientirung der Räume daran, die im all-
gemeinen wohl zutreffen.
3) Der Prinz und nachmalige Herzog Johann Adolf war 1586 Erzbischof von Bremen und Bischof von Lübeck geworden.
4) Bernhard Soltow war lange Sekretär und Kammermeister der Herzöge von Gottorp. Ueber ihn und sein Geschlecht vgl. Noodt,
Beiträge II, 477 ff. In der Domkirche zu Schleswig befindet sich sein Epitaphium, dessen Inschrift bei Sach, Gesch. d. St. Schleswig,
S. 187 niitgetheilt ist.
5) In diesem waren 467 Tonnen Roggen, 320 Tonnen Gerste und Malz, 2 Tonnen Weizen, 5 Tonnen Buchweizen und 244 Tonnen Hafer aufgespeichert.
6) Von diesem letzterwähnten Gefängnisse erzählt U. Petersen in seinen Aufzeichnungen S. 833 (vgl. Lorenzen a. a. 0. S. 56): „imgleichen
wie das Fundament in dem alten Gottorfer Gefängniss kurz vor dem Ooster Flügel bey diesem bau (1698) vertieftet ward, funde man darin unter-
schiedliche Todtengebeine, so ohne Zweifel von Malefiz-Personen zu präsumiren, die in alten Zeiten incognito alda abgethan und begraben worden“.
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