Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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Gesandtschaft Ersatz zu erlangen suchte *), waren seine Finanzen in einem geordneten Zustande. Mit Behagen
schildert Heinrich v. Rantzau in seiner Schrift, die er kurz vor seinem Tode (1597) vollendete, den Wohlstand
und die Fruchtbarkeit des Landes. Der günstigen materiellen Lage entsprach aber auch der Aufschwung in
Wissenschaft und Kunst, die allgemeine Steigerung des geistigen Lebens, welche als eine Folge der Reformation
unter der Regierung Adolfs überall zu Tage trat. Der Herzog war bei seinem Volke sehr beliebt, er sprach die
verschiedenen Dialecte seiner Unterthanen und liebte es, sich in leutseliger Weise bei ihnen selbst nach ihren
Bedürfnissen und Wünschen in Zwiegesprächen zu erkundigen2). Seine merkwürdigsten Tbaten sind kurz und
„artig“ in der ihm zu Ehren verfassten lateinischen Grabschrift ausgedrückt. Diese lautet:
Marte togaque potens Princeps, quo mitior alter
Imperio haud rexit subdita régna sua,
Qui genus antiquum regali stemmate duxit,
Dania quo gaudet sceptra gerente domus,
Maxima Cimbriacae qui gloria gentis et acer
In bellis heros Marte furente fuit, —
Id, Meta, sensisti id, Gotha, id et, Ditmarsica tellus,
Gervici imposuit cum juga dura tuae —
Mortuus hic posuit sub marmore corpus Adolphus,
Quem Pax, Mars, Pietas, templa scholaeque dolent3).
Kurz nach einander folgten dem Herzoge Adolf seine beiden ältesten Söhne in den Tod. Friedrich II.
(geb. 1568), welcher schöne Anlagen für die Wissenschaften zeigte und im Jahre 1582, als in Schleswig-Holstein
eine grosse Pest herrschte, in Heidelberg den Studien oblag1), herrschte nur ein Jahr; er verschied plötzlich am
15. Juni 1587, bevor er die Huldigung der Landstände entgegengenommen hatte, erst neunzehn Jahre alt.
Sein Bruder Philipp (geb. 1570) starb nach einer kurzen Regierung von drei Jahren am 18. October 1590;
er hatte nur ein Alter von 20 Jahren erreiclit. Ihm folgte dann der dritte Sohn Adolfs, Johann Adolf
(1590 — 1616), erst fünfzehn Jahre alt. Unter diesem Fürsten, sowie unter seinem Sohne und Nachfolger
Friedrich III. (1616—1659), erreichten die künstlerischen und wissenschaftlichen Bestrebungen in Schleswig-
Holstein ihren Höhepunkt, obwohl die Regierung des letzteren durch die Wirren des dreissigjährigen und des
darauf folgenden schwedischen Krieges vielfach gestört wurde.
Besonders erfreulich ist die Entwickelung, welche unter ihnen die Kleinkünste genommen haben. Die In-
tarsia, die verhältnissmässig spät in Schleswig-Holstein Eingang findet, wurde nun im Verein mit der Holzschnitzerei
mit grosser Vorliebe und Kunstfertigkeit bei der inneren Ausstattung, besonders der fürstlichen Wohnräume
in Anwendung gebracht. Wände und Decken der Zimmer wurden in musterhafter Weise mit hölzernem Getäfel,
das die genannten Techniken zeigte und in kräftig gegliedertem Rahmen ruhte, ausgestattet. Es wurden so Muster
polychrom gehaltener Holzbildschnitzereien5) geschaffen, welche nach der Zeit des missverstandenen Klassioismus,
der von einer früheren Bemalung der Bau- und Sculpturwerke der Griechen und Römer noch nichts wusste und
infolge dessen die weisse oder graue Farbe als das klassisch Schöne bewunderte und nachahmte, besonders durch
Schinkel und Semper8) nun wiederum volle Würdigung erlangt haben. Das hervorragendste Beispiel ist die
16147) vollendete Schlosskapelle zu Gottorp. Man vermuthete in ihr noch zum Theil italienische Arbeit, trotz-
dem doch gerade auf dem Gebiete der Kleinkunst deutsche Kunstfertigkeit und künstlerisches Gefühl wie
im übrigen Deutschland so auch in Schleswig-Holstein seinen schönsten Glanz entfaltete. Die Perlen nicht allein
der Museen zu Dresden, München, Berlin und Wien, sondern auch zu London und Paris sind Arbeiten
deutscher Kunst. Nicht Benvenuto Cellini, sondern der Münchener Meister Hans Mielich zeichnete die be-
rühmten Rüstungen der französischen Könige, welche dann zu Augsburg geschmiedet wurden, und Jörg Seusen-
1) Vgl. P. Cypraeus, Acta legationis Hispan., in Noodt’s Beiträgen I, 349—377.
2) Vgl. Heimreich, Nordfriesische Chronik, S. 362.
3) Eine ältere Uebersetzung lautet: Er, der ein mächtiger Fürst im Kriege und Frieden wie keiner | Mild obherrschte dem Volk, welches
ihm liebend gehorcht, | Er, der ein Sprössling sich rühmte des alten Königsgeschlechtes, | Das auf Daniens Thron preislich den Scepter noch
führt, I Er, der Cimbrer Ehre und Stolz, der Held, dem des Schlachtgotts | Wüthend Zornesgebrüll nimmer noch schreckte das Herz, — | Metz,
du hast es gefühlt, du Gotha, Dithmarsisches Land Du, | Als Dich ins dienende Joch beugte des Siegenden Arm, — | Adolph ruht hier unter
dem Marmor; Bürger und Krieger, | Fromme weinen, es weint Kirche und Schule um ihn.
4) Im Matrikelbuche der Universität Heidelberg ist er für das Jahr 1582 eingetragen: Fridericus haeres Norvagiae, Hector. Vgl. Hautz,
Gesch. d. Univers. Heidelberg II, 111. (Im Register ist aus diesem „haeres Norvagiae“ ein Kronprinz von Norwegen geworden! Es war dies
aber ein blosser Titel, den sich zuerst Herzog Friedrich, der nachmalige König von Dänemark Friedrich I. (1523 — 1533), beigelegt hat und
später auch die Herzöge von Holstein-Gottorp führten).
8) Vgl. zur allgemeinen Orientirung Biernatzki, S.-H.-L. Volksbuch, II. Jahrgang (1845), S. 166—173: Die Schnitzkunst (Holzsoulptur),
Wach, Bemerkungen über Holzsculptur mit farbiger Bemalung, Kunstblatt 1833 Nr. 2.
fi) Vgl. Semper’s Werk vom Stil.
7) Dies ergiebt sich aus den Jahreszahlen, welche sich an dem Gestühle beim Altare sowie an einem Fries der Täfelung im Innern der
fürstlichen Loge befinden.
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