Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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hofer wurde von Franz I. an seinen Hof nach Paris berufen, um für ihn und seine Grossen Rüstungen aus-
zuführen. Trotz der vielfachen Zerstörungen und Verschleppungen (besonders nach London und Paris) ist noch
eine Menge der prächtigsten Schöpfungen des Gewerbefleisses aus jener Periode vorhanden, mit denen die Fürsten,
der Adel und die reichen Kaufleute ihre Gemächer, die Kirchen und Klöster ihre Altäre schmückten. An den
nun entstehenden Werken tritt das Ornament nicht mehr nur verschönend und ausfüllend, sondern als ein noth-
wendiger Theil des Ganzen hervor. Das Studium der Antike hatte gelehrt, die Gesetze der Formen und Ver-
hältnisse mit Erfolg zur Anwendung zu bringen. Im Geschmacke der Renaissance wurden Arbeiten aus Holz
sowie aus Gold, Silber und anderen Metallen, die Erzeugnisse der Bildschnitzer, Kunsttischler, Goldschmiede und
Modelleure mit Frucht- und Blumenschnüren, Masken, geflügelten Engelköpfen, Genien, Putten, Karyatiden,
Faunen, Hermen und allerlei Fabelwesen, mit Löwenköpfen und Drachen, mit Nischen, Muscheln und Schnecken,
mit korinthisirenden decorativen Säulen u. dgl. in bunter Weise geschmückt. Es war ein Ueberreichthum von
Motiven vorhanden, der freilich in der späteren Zeit des Verfalles zu einer Ueberladung bis zur Entstellung ver-
leitete. Eine besondere Stellung nimmt Schleswig - Holstein durch die vorwiegende Pflege der Holzschnitzkunst
ein 1). Sehr zahlreich sind die Werke der Hochrenaissance, welche in diesem Lande etwa um 1600 die höchste
Blüthe zeigte und bis in die dreissiger Jahre des 17. Jahrhunderts von den Schnitzern beibehalten wurde. Das
Thaulow-Museum zu Kiel2) besitzt aus dieser Zeit besonders schöne Schränke und Bildnisstruhen, welche in ihren
Füllungen Ritter und Edelfrauen oft mit ganzer Figur und mit Vorliebe in flachen Reliefs darstellen3), wobei
sich ein besonders künstlerischer Aufwand bei seltener Reinheit und Schönheit der Form und Adel der Ver-
hältnisse zeigt. Vor allem ragen aber die prächtigen Altarschnitzereien in schöner und reicher Umrahmung her-
vor, welche hier und sonst im Norden die Stelle der grossen, im Süden mehr üblichen Altargemälde vertraten4).
Neben ihnen kamen jedoch auch feine Silberarbeiten an den Tafeln der Altäre vor, an welchen der Dom zu
Schleswig einst besonders reich war. Auch der Altarschmuck in der Schlosskapelle zu Gottorp sowie in der
Kirche zu Wandsbeck (letzterer von dem Goldschmied Hans Lenker in Augsburg verfertigt) ist in dieser Arbeit
hergestellt. Aus dem Schlosse zu Hadersleben kam ein in Ebenholz und Silber gearbeiteter Altar (angeblich Augs-
burger Arbeit) 1620 nach Kopenhagen, wo noch mehrere andere dieser reich ausgestatteten Kunstwerke bewundert
werden können. Aber nicht allein die Hochrenaissance, sondern auch die Spätrenaissance (Barock, Rokoko und
Zopfstiel) haben der Kleinkunst viel Material geliefert, das mit Vorliebe vom Kunstgewerbe nicht nur in Deutsch-
land, sondern aucli in Frankreich (die Stile Ludwig’s XIV. und XV.) gepflegt wurde.
Johann Adolf war ein friedliebender Fürst und widmete seine Thätigkeit mit Eifer der Wohlfahrt seiner
Lande5). Er hatte zu Cassel am Hofe seines Oheims, des Landgrafen Wilhelm von Hessen, der selbst ein Freund
der Wissenschaften war, gemeinsam mit dessen Sohn Moritz eine gelehrte Erziehung erhalten und sich besonders
in den alten Sprachen schöne Kenntnisse erworben. Auch als regierender Fürst pflegte er die in der Jugend
gewonnene Vorliebe für gelehrte Studien, und so gründete er 1606 die Gottorper Bibliothek, welche unter seinen
Nachfolgern hohen Ruhm erlangte. Schon bei ihrer Gründung besass dieselbe einen reichen Schatz an lateinischen
und griechischen Handschriften, welche aus den säcularisirten Klöstern der Herzogthümer, besonders aus Cismar
und Bordesholm, stammten. Zwei Gedenktafeln, die über einem Kamin in den hohen gewölbten Bibliotheks-
räumen im Erdgeschosse des Schlosses Gottorp angebracht waren, feierten das für Schleswig - Holstein wichtige
Ereigniss in erhabenen, vergoldeten Lettern folgendermassen:
Artibus excellens pacis dux Janus Adolphus
Condidit et libris istud conclave dicavit;
Ille quidem numero libros et sedibus, at se
Mansuro, donec domus haec erit, auxit honore,
Si qua manet seris benefacti gratia sedes.
Darunter:
Ut pater ex imo Sleidanus gurgite vidit
Pulchrum hoc vicino littore surgere opus,
Dixit: io! nova iam Princeps habitacla Minervae
Struxit et hospitium Cimbria facta deae est.
1) Vgl. oben S. 23.
2) Vgl. Heinrich Dose, Katalog der schleswig-holstein’schen Holzschnitzwerke und Intarsien im Thaulow-Museum, Kiel 1884, und die
interessanten Abhandlungen über die Kunstschätze des Thaulow-Museums in der Kieler Zeitung, Jahrgang 1885.
3) Auch für die Kostümkunde sind diese Truhen von Wichtigkeit.
4) Ein unerreichtes Muster ist der oben S. 23 erwähnte Brüggemann’sche Altar. Andere Kunstwerke auf diesem Gebiete sind abgebildet
und beschrieben bei Dr. Richard Haupt, Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Schleswig-Holstein.
3) Von seiner Sorgfalt für das Wohl seiner Unterthanen zeugen auch die scharfen Mandate aus den Jahren 1599, 1609 und 1614 zum
Schutze des Publicums gegen eine Ausbeutung durch die Handwerker und Händler. Hierin war ihm schon sein Vater im Jahre 1568 durch
eine Polizeiverordnung vorangegangen, welche besonders über das Verhältniss der Zünfte interessante Aufschlüsse giebt. Vgl. Sach, Gesch. d.
St. Schleswig, S. 144 ff.
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