Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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In einem noch höheren Maasse als Johann Adolf erwies sich sein Sohn Friedrich III., der erste Schleswig-
Holstein’sche Erhfürst aus dem Oldenburgischen Hause als ein Gönner der Wissenschaft und schönen Künste. Die
Nachricht von dem Tode seines Vaters, der am 31. März 1616 im Alter von 42 Jahren auf Gottorp starb, er-
reichte ihn und seinen Bruder Adolf zu Paris, von wo beide alsbald in die Heimath zuriickkehrten. Adolf wurde
gemäss der von seinem Vater eingeführten Primogenitur durch eine fürstliche Versorgung mit geistlichen Gütern
entschädigt und 1621 im Bisthum Lübeck zum Subcoadjutor erwählt, während Friedrich die Regierung des Her-
zogthums übernahm. Die Sorge dieses feinsinnigen, gründlich gelehrten Fürsten, bei welchem uns hochherzige
Gesinnung, edle Geistesbildung und schöpferische Kraft in herrlicher Weise entgegentreten, war trotz vielfacher
Kriegsnoth und Bedrängnisse unausgesetzt auf die Förderung der Wissenschaft und der schönen Künste gerichtet.
Hätte ihm das Schicksal friedlichere Zeiten gegönnt und ihn an die Spitze eines grösseren Staates gestellt, so
würde er sich nach dem Urtheile zeitgenössischer Schriftsteller als „ein hervorragender Mäcenas den Dank
der Wissenschaft gleich den Ptolemäern und Mediceern erworben haben". Seine Kenntnisse auf den wissen-
schaftlichen Gebieten waren für einen Fürsten seiner Zeit ganz ungewöhnlich. Er las das Alte Testament in der
Ursprache und widmete sich mit besonderer Liebe der Astronomie und den gesammten mathematischen Wissen-
schaften J). Gelehrte Institute erfuhren deshalb auch seine besondere Gunst. Im Jahre 1635 wurde das Gym-
nasium zu Bordesholm wieder hergestellt, und 1640 der Versuch gemacht, die sehr heruntergekommene Domschule
zu Schleswig zu verbessern. Er fasste sogar den Plan zur Gründung einer Universität in seinem Lande, welchen
erst sein Sohn verwirklichen sollte. Audi den König Christian IV. wusste er für diesen Gedanken zu gewinnen
und legte im December 1641 einen förmlichen Antrag zur Bewilligung der Kosten den versammelten Ständen
vor. Diese bewilligten die nöthige Summe nicht, und der Herzog gedachte nun, mit eignen Mitteln das
Werk zu gründen. Am 26. April 1652 ertheilte auch Kaiser Ferdinand III. das erforderliche Diplom2). In
Folge der Schwedenkriege aber musste der Herzog auf den Ruhm, Stifter der Universität zu werden, verzichten.
Doch liess er seinen Lieblingsgedanken nicht aus den Augen, und noch in seinem Testamente gab er die Wege
an, auf welchen derselbe verwirklicht werden könnte.
Die künstlerischen und wissenschaftlichen Bestrebungen Friedrich’s kamen besonders dem Schlosse Gottorp
zu gut. Die von seinem Vater angelegte Bibliothek vergrösserte er durch vielfache Erwerbungen derartig,
dass sie nach ihrem werthvollen Inhalte bald zu den bedeutendsten Büchersammlungen Europa’s gehörte. Es
fanden sich daselbst nicht nur lateinische und griechische, sondern auch orientalische Handschriften. Für diese
Schätze wurde eine Reihe von gewölbten Sälen hergestellt, in deren Mitte reichvergoldete Säulen die durch
Kreuzgewölbe gebildeten Decken trugen3).
Ausserdem errichtete er die in weiten Kreisen berühmt gewordene Gottorp’sche Kunstkammer, ein Kunst-
und Naturalienkabinet, das wir heute etwa ein „ethnographisches Museum“ nennen würden *). Den Grundstock
bildete die Sammlung des weitgereisten holländischen Arztes Paludanus5). Doch wurde dieselbe durch neue
Erwerbungen fort und fort vergrössert und durch Kunsterzeugnisse und Seltenheiten aller Art, besonders auch
durch Münzen und Gemälde, bereichert. Unter den daselbst befindlichen Gegenständen waren auch mathematische
und besonders astronomische Instrumente, welche von allen Besuchern höchlichst bewundert wurden. Nach des
Herzogs eigener Erfindung wurden zwei Kunstwerke auf diesem Gebiete geschaffen, wie sie Europa noch nicht
gesehen hatte. Das eine, die Sphaera Copernicana, stellte das damals noch wenig bekannte Copernicanische
Weltsystem dar. Den hervorragendsten Platz aber nahm der grosse Globus ein, welcher in einem besonderen
Gebäude des Gartens aufgestellt war. Derselbe hielt llÿ Hamb. Fuss im Durchmesser, war von Kupfer ge-
x) Vgl. F. W. Christiani Entwurf einer gelehrten Gesch. Herz. Friedrich’s III. (Kiel 1772) und „Bettung der Kenntnisse und Gelehr-
samkeit Friedrich’s III., Herz, zu S.-H., gegen die unwürdige Art, über ihn zu denken und zu schreiben, die sich J. Vossius und St. Heinsius
erlaubt haben“ (Kiel 1786).
2) Gedruckt in der Systemat. Sammlung der Verordnungen, IV, S. 733 ff., aucli bei Schwarze, Nachrichten von Kiel, von Fehse, S. 234.
3) Aus einer Handschrift der Gottorper Bibliothek veröffentlichte Aemilius Portus zuerst den Commentar des Proklus zu Plato (1618).
Andere Handschriften klassischer Autoren benutzten die berühmten Philologen des Jahrhunderts, Salmasius, Isaac Vossius und Heinsius zu ihren
Arbeiten. Vgl. Waitz, Schlesw.-Holsteins Geschichte II, 463. Diese werthvolle Bibliothek wurde später sammt dem von A. Olearius gefertigten
Kataloge nach Copenhagen gebracht und dort 1749 mit der königlichen Bibliothek vereinigt. Näheres findet sich bei Lackmann, Schleswig-
Holstein’sche Historie II, 237, 242; Joh. Mollerus, Cimbria literata II, 594, Henningius, Inaug. academic. Kil. p. 27, Werlauf,
Geschichte der k. Bibliothek.
4) Vgl. Adam Olearius, Gottorp’sche Kunstkammer, Schleswig 1666, 2. Aufl. 1674, 3. Aufl. 1703; Sach, Geschichte des Schlosses
Gottorp II, 12 ff.
5) Als Adam Olearius im Auftrage des Herzogs die dort erworbenen Schätze nach Gottorp brachte, feierte Friedrich Crochel, der
Erzieher der herzoglichen Prinzen, das Eintreffen derselben mit folgenden Versen:
Advena, quae Batavo venis optatissima ponto, Die age: Daedaliden Nereus cum merserit undis
Grata ratis, grato pondere facta gravis, Daedaleum cur hoc mergere parcat opus?
Daedaleae vehis artis opus, mirabile quidquid Credite mersisset, si non Olearide tutus
Orbis ab Eoo Belgicus orbe tulit; Isset. Palladiis nil scit obesse oleis.
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