Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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arbeitet und mit einer festen weissen Masse überzogen. Auf der Aussenseite zeigte er die Erde mit ihren Ländern,
Städten, Strömen und Seen und im Innern den ganzen Himmel mit den damals bekannten Sternen in vergoldetem
Silber. Die Sonne bestand aus einem geschnittenen Krystall. An einer Axe im Innern hing ein runder Tisch,
den eine Bank umgab, auf welcher zehn Personen Platz finden und den Auf- und Untergang der Gestirne be-
obachten konnten. Die Umdreliung, welche durcli das Wasser einer Quelle bewirkt wurde, vollzog sich regel-
mässig in 24 Stunden1). Der Verfertiger dieses „köstlichen“ Kunstwerkes war der Mechaniker Andreas Bösch
aus Limburg, welchen der Herzog an seinen Hof gezogen hatte.
Allein das vielseitige Interesse Friedrich’s beschränkte sich nicht auf die Schöpfung und Sammlung von
Gegenständen, welche Kunst und Wissenschaft fördern konnten, sondern bethätigte sich auch in der edelsten
Freigebigkeit und in den huldvollsten Gunstbezeugungen gegen die Männer der Wissenschaft und Kunst, die er
an seinem Hofe versammelte.
In Schleswig-Holstein pulsirte damals überhaupt ein reges geistiges und wissenschaftliches Leben, welches an den
Fürsten des Gottorper Hauses warme Förderer fand. Schon Johann Adolf hatte den Hamburger Gelehrten Johann
von Wouwern an seinen Hof berufen. Ihm folgten die Bibliothekare Chytraeus, der Verfasser der Saxonia,
und Heinrich Lindenbruch (1610—1642). Besonders ausgezeichnet war als Bibliothekar und Antiquar Adam
Olearius aus Aschersleben in Sachsen. Er bereicherte nicht nur die Kunstkammer durch seltene und merk-
würdige Gegenstände, sondern erwarb auch mehrere wichtige orientalische Handschriften. Gelegenheit hierzu
bot die von Friedrich III. ausgerüstete Gesandtschaftsreise über Moskau nach Persien (1635—1639), an welcher
Olearius als Gesandtschaftsrath und Sekretär theilnahm. Eine köstliche Frucht dieser Reise ist die in deutscher
Sprache veröffentlichte Beschreibung derselben, ein Buch, das man heute noch mit grossem Genüsse lesen kann “).
Auch seine Uebersetzungen aus der persischen Sprache sind anregend und verdienstvoll3). Weniger bedeutend
erscheint seine hier öfter erwähnte Holstein’sche Chronik.
Auch für die Geschichte und Beschreibuug des Landes wurde damals viel gethan. Schon der im Jahre 1609
verstorbene herzogliche Rath Paul Cypraeus schrieb unter Benutzung der Arbeiten seines Bruders Hieronymus
(i 1575) eine Geschichte des Schleswiger Bisthums bis zum Jahre 1550. Dieselbe wurde von seinem Sohne
Johann Adolf Cypraeus, welcher in Köln zur katholischen Kirche übertrat, neu bearbeitet und bis in den Anfang des
17. Jahrhunderts fortgeführt (Annales episcoporum Slesvicensium, Köln 1634). Der Dithmarsche Johann Adolfi
(Neocorus) schilderte in niederdeutscher Sprache die Thaten seines Volkes. Niklas Helduader aus Schleswig gab
eine Beschreibung seiner Vaterstadt (Kurze und einfältige Beschreibung der alten und berühmten Stadt Sleswig 1603)
und die „Sylva chronologica circuli Baltici“ heraus, welche er als Königlicher Mathematiker in Kopenhagen vollendete.
Besonders beachtenswerth ist das bedeutende Kartenwerk des Mathematikers Johann Meier aus Husum (1638—1648),
zu welchem dann Caspar Dankwerth seine hier öfter erwähnte „Newe Landesbeschreibung“ (1652) verfasst hat.
Meier batte von dem Könige Christian IV. und dem Herzoge Friedrich III. den Auftrag erhalten, die Herzog-
thümer zu vermessen und Karten darüber anzufertigen. Die meisten derselben wurden von den Husumer Gold-
schmieden und Rothgiessern, den Brüdern Matthias und Nikolaus Petersen, in Kupfer gestochen. Das Ganze
war eine vortreffliche Leistung, wie sie in jener Zeit selten ein Land aufzuweisen hatte.
Eifrige Pflege fand auch die Poesie. Die Stürme des Dreissigjährigen Krieges hatten den Dichter Martin
Opitz veranlasst, in dem ruhigeren Holstein eine Zuflucht zu suchen. Sein fruchtbarster und begabtester Schüler
war Johann Rist, Pastor zu Wedel, welcher sicli der besonderen Gunst Friedrich’s III. erfreute. Seine „Himm-
lischen Lieder“ (1641) fanden grossen Beifall. Sie wurden überall gelesen und bewundert und haben zum Theile
in dem noch in neuer Zeit gebrauchten Schleswig-Holstein’schen Gesangbuche Aufnahme gefunden1). Viele
Jünger schaarten sich um ihn und bildeten mit ihrem Meister den Elbschwanenorden, der allerdings keine besonders
geschmackvollen Leistungen zu Tage förderte. Auch Paul Flemming, dessen schönes Lied „In allen meinen
Thaten“ heute noch nicht vergessen ist, kam während des Dreissigjährigen Krieges nach Holstein, wo er sich die
Freundschaft des Herzogs Friedrich erwarb. Er begleitete die oben erwähnte Gesandtschaft nach Russland und
Persien, und manches schöne Gedicht verdankt dieser Reise seine Entstehung. Leider starb er schon bald nach
seiner Rückkehr zu Hamburg am 2. April 1640.
0 Vgl. Ad. Olearius, Holstein’sche Chronik (Buch XII, Cap. 23). Auch in seiner Persianischen Reise (Buch V, Cap. 29) giebt er
eine kurze Beschreibung, lieber die späteren Schicksale dieses Globus vgl. den letzten Abschnitt des historischen Theiles.
2) A. Olearius, Moskowitische und Persianische Reisebeschreibung (Hamburg, bei Zacharias Hertlein und Thomas v. Wiering, wieder-
holt aufgelegt). Die Reise, welcher im Jahre 1633 eine Gesandschaft nach Moskau vorausgegangen war, hatte den Zweck, den persischen Seiden-
handel über Russland nach Schleswig-Holstein zu lenken. Am 8. August 1639 kamen zwar persische und russische Gesandten nach Gottorp,
allein das ganze Unternehmen blieb erfolglos.
^ A. Olearius, Das Persianische Rosenthal (ist auch der Ausgabe der Persianischen Reise vom Jahre 1696 beigedruckt).
4) Auch das gastfreie Schloss Gottorp hat er in einem Gedichte (1640) gefeiert. Dort heisst es u. A.: Und du, o schönstes Schloss, du
Gottorf an den Hügeln, | Das Fama hat gebracht auf ihren schnellen Flügeln | Bis gar in Perserlaud, der Himmel steh’ Dir bei!
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