Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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Von den Künstlern, welche Friedrich HI. an seinen Hof zog, nahm der in Tönning gebürtige Historienmaler
Jürgen Ovens den ersten Rang ein. Man kann ihn den Familienmaler des Gottorper Geschlechtes nennen.
Seine Hauptthätigkeit entfaltete er erst unter dem Nachfolger Friedrich’s, Christian Albrecht, weshalb wir weiter
unten auf ihn zurückkommen werden. Doch gab ihm auch schon Friedrich III. Gelegenheit zu künstlerischem
Schaffen. Im Jahre 1654 stellte er die Vermählung einer Tochter Friedrich’s, der Prinzessin Hedwig Eleonore,
mit Karl X. Gustav von Schweden auf einem grossen Gemälde dar 1).
So war Gottorp ein Mittelpunkt der wissenschaftlichen und künstlerischen Bestrebungen des Landes. Schon
seine Lage und Umgebung machte es dazu geeignet, wie Johann Rist in seinem „Kriegs- und Friedensspiegel“
in einfachen Worten ausgesprochen hat. „Gottorf“, schreibt er, „ist das führnehmste Schloss und der eigentliche
Sitz der Herzogen von Holstein, nahe bei der alten Stadt Schleswig an einem überaus lustigen Orte gelegen. Es
hat sehr schöne Hügel, fröhliche Wälder, köstliche Gärten. . .. Im Uebrigen halte ich gänzlich davor, dass kein
besser oder gelegener Platz für die Künstler und Gelehrten, sonderlich aber für die Poeten, als eben dieser könnte
gefunden werden.“
Obwohl nun Friedrich III. den Glanz seiner Regierung vorzugsweise im Einklange mit seinen edlen, auf die
Förderung von Kunst und Wissenschaft gerichteten Neigungen zu wahren und zu erhöhen suchte, so war damit
doch nicht ausgeschlossen, dass bei besonderen Gelegenheiten ein seinem fürstlichen Range und den Sitten der
Zeit entsprechender äusserer Pomp entfaltet wurde. So wurden nach seiner Vermählung mit Maria Elisabeth,
Tochter des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen (21. Februar 1630), die in Dresden begonnenen Festlich-
keiten bei der Ankunft in Gottorp in glänzender Weise fortgesetzt. Besonders aber wurden die Hochzeiten seiner
drei Töchter mit grossartigen Festen gefeiert. Anlässlich der Hochzeit der Prinzessin Sophia Augusta mit dem
Fürsten Johann von Anhalt (19. September 1649), bei welcher ausser König Christian IV. viele andere Fürstlich-
keiten zugegen waren, gab es zur Erheiterung der hohen Gäste Festlichkeiten mit Turnieren, Ringrennen, „Balletten
und Comödien“ und Feuerwerk, welche zehn Tage lang währten. In ähnlicher Weise wurde die im Jahre
darauf (24. November 1650) abgehaltene Hochzeit der Prinzessin Maria Elisabeth mit dem Landgrafen Ludwig
von Hessen begangen 2).
Von dem bei solchen Anlässen in damaliger Zeit für die Verpflegung der Gäste üblichen Aufwande vermögen
wir uns jetzt kaum noch eine Vorstellung zu machen. Die Zeit des Dreissigjährigen Krieges, welche die fürst-
lichen Höfe und die Adligen vielfach an üppige Gelage gewöhnt hatte, während die niederen Kreise darben
mussten, forderte auch von einem durch höhere Interessen belebten Hofe wie dem Gottorper ihr Recht. Es ist
uns ein Küchenzettel3) erhalten, der die Lebensmittel aufzählt, die anlässlich einer fürstlichen Kindtaufe4), vom
18.—24. November 1632 verbraucht wurden. Wir lesen: „11 Ochsen, so in alles gewogen 4 348 Pfd., 19 Kälber,
17 Schweine, und 9 Schweine aus der Sultz verspeiset, 33 Brathferken, 13 Seiten Speck, gewogen 540 Pfd.,
196 Schaffe und Lämmer, darunter aber Viel gahr Klein und Mager gewesen, 193 Gense, 42 Kalkunsche Hüner,
934 Hüner, 526 Stieg Eyer, lf Dreuge Elb-Lachse, 16f Dreuge Nord-Lachse, 2 Bundt Rigische Butte, 2 frische
Elb-Lachse, 23 Steig Krebss, 1 Korb mit Quappen von Hamburgh, 30 Kese. — Wildtbrett: 13 Stück Wildt und
3 Klein Stück Dahe Wildt, 1 Wildtschwein, 10 Rehe, 41 Hasen, 2 wilde Schwane, 53 Raphüner. — Tonnen
Gueth: 8 Tonnen Butter, In Alless zum Brodte, zu Kochen, zu Pasteten und Backelss verbraucht, 2 Tonnen
Saltzen Heringh, so mehrentheilss zu Brathen verbraucht, 1I^ Tonne Saltzen Lachss, 1 Tonne Stockfisch, 1 Tonne
Saltzen Cablow, 2 Tonnen Saltz, 10 Tonnen Schellfisch, 26 Tonnen Oesters, 4 Fesschen Neunaugen, 7 Tonnen
Rogken und 4 Tonnen Weitzen zu Pasteten, Torten und Backelss verbraucht. — Gewürz: 386 Pfd. Zwetzgen
zu kochen, durchzustreichen und zu Hüner Pasteten, 58 Pfd. Reiss zu Kochen und Stossen, 60 Pfd. Herse,
334 Limonien, 28^- Pfd. Olie.“
Wir vermögen kaum ohne ein Lächeln eine solche lange Reihe von Lebensmitteln zu übersehen, welche uns
die Leistungsfähigkeit früherer Geschlechter in dieser Richtung drastisch illustrirt. Diese Festlichkeiten konnten
allerdings den Glanz des herzoglichen Hofes nur vorübergehend erhöhen. Friedrich III. war aber auch bemüht,
sich durch Verschönerung des Schlosses Gottorp und seiner Umgebung ein dauerndes Andenken zu sichern.
Ausser einigen Festungs- und verwandten Bauten, die weiter unten besprochen werden, nahm er im Jahre 1651
1) Eine Darstellung der Krönung der Hedwig Eleonore in der Kirche zu Upsala befindet sich auch in Pufendorf, De rebus a Carolo
Gustavo Sueciae Bege gestis etc., Norimbergae Anno MDCXCVI.
2) Die Geschichte des herzoglichen Hauses berichtet übrigens nicht allein von solchen grossartigen Familienfesten; sie ist auch reich an
reizenden, einfachen Episoden des Familienlebens, auf deren Schilderung wir wegen der hier gezogenen Grenzen leider verzichten müssen.
3) Es ist auch nicht ohne Interesse, etwas über den Holzverbrauch zu Gottorp zu erfahren. Nach einem Extract der Gottorper Holz-
ordnung vom Jahre 1664, also unter dem Herzog Christian Albrecht, wurden zur fürstlichen Haushaltung und an Deputatholz auf den Hüttener
Bergen und in der Gegend von Oster Waldbye, Gobye und Wittensee 2240 Faden Holz jährlich geschlagen. (Der Faden beträgt 1,883 Meter.)
4) Es war dies die Taufe des frühverstorbenen Prinzen Johann Adolf. Die Ehe Friedrich’s III. war mit sechzehn Kindern gesegnet.
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