Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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garten“ oder „persischen Lustgarten“, an dessen Eingangsthüren sich noch jetzt die Anfangsbuchstaben des
Herzogs Friedrich und seiner Gemahlin Maria Elisabeth befinden, im Jahre 1652 errichtet. Weiteres mag uns
der Augenzeuge Dankworth selbst berichten. Er schreibt: „In sonderheit haben F. Durchlaucht einen newen
Bau daselbst aufführen, das platte Dach oder den Altan oben mit Kupfer decken, einen Thurm daran bauen und
mit einer Gallerie umgeben lassen, also dass man von demselben, wie auch aus den Gemächern darunter das
ganze Lustwerk übersehen kann. Unten in diesem Bau wird eine kunstreiche Grotte gemacht, woran nunmehr
fleissig gearbeitet wird. An der einen Seite des Baues ist ein Pommerantzen-Haus in diesem Jahre erbauet, und
dürfte an der anderen Seite mit der Zeit ein Vogelhaus aufgeführt werden.“ Also auch hier zeigt sich wieder,
wie sehr auf Durchblicke und Aussichten über den Park, Gottorp und Schleswig Bedacht genommen war. Dasselbe
Bestreben trat auch bei dem am Nordende des Schlosses befindlichen, gewölbten, 60 70 Fuss hohen Tliurme zu
Tage, welcher nach Dankwerth’s Schilderung „oben ein kleines Kabinett mit Fenstern nacli allen Seiten 1 hatte.
An diesen herrlichen und reich ausgestatteten Park schloss sich gegen Nordwesten das schöne Gottorper Gehölz mit
einem von zahmem Wild belebten Thiergarten an, welcher im Jahre 1750 auf den Befehl des Königs Friedrich V.einging 1).
Bezeiclinet in der von uns geschilderten Weise die Regierung Friedrich s III. den Höhepunkt und die Glanz-
periode des Gottorper Herrscherhauses, so fällt in sie doch aucli in anderer Hinsicht der Beginn zu dem Nieder-
gang desselben. Unter Friedrich ITT, wurden die Zwistigkeiten, welche von jeher zwischen den Herzögen und
der verwandten dänischen Königsfamilie bestanden, immer ernster und führten zu den Verwickelungen, in Folge
deren im Jahre 1721 der herzogliche Theil Schleswig’s und im Jahre 1773 auch das herzogliche Holstein an
die königliche Linie kam. An die Stelle des früheren Lehnsverhältnisses von Schleswig zu Dänemark war, ob-
wohl Dänemark auf dasselbe nie verzichtet hat, seit dem 1. Juli 1533 durch Christian III. noch vor dessen
Wahl zum dänischen Könige die „für ewige Zeiten“ geschlossene Union zwischen beiden Herzogthümern und
dem Königreich getreten. Es war dies ein Schutz- und Trutzbündniss, durch welches Christian III. den dänischen
Reichsrath sich günstig zu stimmen gesucht hatte. Dieser Bund wurde im September 1593 durch Christian IV. erneuert.
In demselben war festgesetzt, dass die Herzogthümer und das Königreich einander nach Vermögen nachbarlichen Bei-
stand gewähren sollten. Als nun nach dem unglücklichen Kriege des böhmischen Königs Friedrich V. von der
Pfalz (1618—1623) Christian IV. von Dänemark als das Haupt des niedersächsischen Kreises den Kampf gegen den
Kaiser und die katholische Liga begann, leisteten ihm auch die Herzogthümer die versprochene Hülfe. Da aber nach
seiner Niederlage bei Lutter am Barenberge (15. August 1626) Tilly und Wallenstein über die Holstein’sche Grenze
kamen (Anfang September 1627) und in kurzer Zeit ganz Schleswig-Holstein und Jütland besetzten, trennte sich
der Herzog Friedrich III. von der Sache des Königs und suchte eine neutrale Stellung zu gewinnen. Sein
jüngerer Bruder Adolf diente sogar im kaiserlichen Heere 2). Hierdurch wurde das gute Einvernehmen zwischen
dem Könige und dem Herzoge gestört, ohne dass dem Lande die gewünschte Schonung zu Theil geworden wäre.
Wallenstein versprach zwar Freiheit von Einquartirung und allen Kriegsbeschwerden (27. September oder 7. Oc-
tober), doch half dies wenig. Dem Herzoge wurde alle Achtung bezeugt, allein das Land hatte schwer zu leiden.
Sogar Gottorp, wo Wallenstein selbst erschienen war3), wurde von kaiserlichen Truppen besetzt, wodurch es
vielfach gelitten hat. Im Lande wütheten nicht nur die Feinde, sondern auch die fremden Söldner, welche
Christian IV. angeworben hatte. Ganze Orte verödeten; die Einwohner flohen vielfach in die Fremde. Alles
wurde schonungslos verwüstet4). Der englische Oberst Monro, welcher als Befehlshaber einer schottischen
Truppenabtheilung zu dem dänischen Heere gestossen war (1627), schrieb hierüber: „Das Land war voller Segen
und schwamm im Ueberflusse; die Adeligen lebten wie der hohe Adel in England, die Bürgerlichen wie unser
niederer Adel; aber binnen sechs Monaten kam Verderben über das Land, und aller Wohlstand wat dahin 3).
Dazu kam, dass der Herzog nun aucli von dem auf ihn wegen seiner neutralen Stellung erbitterten Christian IV.
einen Angriff zu erwarten hatte. Die Festungswerke zu Gottorp, zu deren Verbesserung der König den Herzog
noch während der Rüstungen zum Kriege aufgefordert hatte (1620), waren im Jahre 1626 ergänzt worden.
Damals wurde wohl auch die von Herzog Adolf unvollendet gelassene nordwestliche Bastion erbaut ®), wobei ein
1) Eine genaue Beschreibung der ganzen Anläge giebt J. Th. Jürgensen in seiner Fortsetzung von Helduader’s Chronik der Stadt
Schleswig (1822). Eine graphische Darstellung findet sich auf Tafel IV.
2) Hierin erinnert dieser Adolf an seinen Grossvater, der auch gegen seine Glaubensgenossen gekämpft hatte. Vgl. oben S. 33. Der
junge Fürst fiel in der Schlacht bei Breitenfeld (7. September 1631).
3 )Vgl. Sach a. a. O. II, 7.
4) Auch Kirche und Schule zu Bordesholm litten in dieser Zeit sehr. Vgl. B. Schmidt, Die ehemal. Stiftskirche der regul. Chorherren
Augustiner Ordens zu Bordesholm (Darmstadt 1881).
5) Vgl. Bremer, Geschichte Schleswig-Holsteins, S. 255.
6) Vgl. oben S. 34. Die Befestigungskunst damaliger Zeit wandte bereits Gewölbe in den Bastionen an und verliess mehr und mehr die
überlieferten mittelalterlichen Traditionen. Dem bastionirten System schliessen sich nunmehr auch die Ravelins, sowie die Dürer sehen Streich-
wehren, die gemauerten, niedrigen Bundthürme im Graben an. Vgl. Viollet-le-Duc, Dict. de l’architect. milit. I, 419. Der für jene
Zeiten wichtige Tractat Speckle’s „Von Architectura der Vestungen“ war schon 1589 in Strassburg erschienen.
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