Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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Pfalilrost in den sumpfigen Untergrund getrieben werden musste und die durch theilweise Abtragung des kleinen, der
Festung zu nahe gelegenen Hesterberges gewonnene Erde für Schanzen und Eindämmung der morastigen Stellen ver-
wendet wurde. In Folge eines Rescriptes leistete die Stadt Schleswig zu diesen Arbeiten achttägige Hülfe. Diese
Befestigungen mussten nun gegen den König schützen. Sein Angriff erfolgte jedoch erst im Frühjahr 1629,
kurz bevor zu Lübeck der Friede zwischen ihm und dem Kaiser abgeschlossen wurde. Er landete mit einem
Geschwader von 150 Schiffen und begann im Ausgang des April mit „etlichen“ Reitern, dem grössten Theile
seines Fussvolkes „samt etlichen Feldstücken“ und zwei grossen Mörsern das mit holsteinischen und kaiserlichen
Truppen unter dem Oberstlieutenant Christian Hübner und dem Hauptmann Koch besetzte und gut befestigte
Schloss zu belagern. Der König liess das Geschütz auf dem kleinen Hesterberg hinter der Festung aufpflanzen.
Zu einem ernstlichen Kampfe kam es jedoch nicht. Christian IV. schickte zwar einen Trompeter mit einem Schreiben
auf das Schloss, um den Beginn der Feindseligkeiten anzuzeigen, und gab den Befehl, dasselbe zu beschiessen;
aber noch bevor sein Befehl zur Ausführung kam, traf die fröhliche Botschaft vom Abschluss des Friedens ein,
worauf der König mit seiner ganzen Armee wieder abzog *).
Das alte Verhältniss wurde, freilich nur äusserlich, durch Erneuerung und Erweiterung der Union mit Dänemark
(1634 und 1637) wieder hergestellt. Aber im letzten Abschnitte des Dreissigjährigen Krieges, von welchem die Herzog-
thümer wiederum berührt wurden, kam es zu einer neuen Entzweiung. Als nämlich der schwedische Feldherr Torsten-
son im Jahre 1643 „in unglaublicher geschwinder Eile“ von Ungarn aus seinen berühmten Zug gegen Dänemark
unternahm, um den König wegen seiner den Schweden gegenüber eingenommenen feindlichen Stellung zu bekriegen,
und siegreich bis nach Jütland vordrang, schloss Herzog Friedrich III. einen Separatfrieden (3. Januar 1644), während
der Kampf gegen den König fortdauerte. Allerdings war Friedrich durch die Verhältnisse zu diesem Schritte ge-
zwungen worden; denn Torstenson verlangte von ihm die Uebergabe aller Festungen und Schlösser mit Einschluss
von Gottorp, und nur durch diesen Friedensschluss, welcher von dem Obersten Douglas auf Schloss Gottorp ver-
mittelt wurde und durch Einräumung von Trittau und eine hohe Geldsumme (100 000 Reichsthaler) erkauft werden
musste, erhielt er einstweilen Schonung für seine Aemter. Allein Christian IV., welcher jetzt schwere Kämpfe zu
bestehen hatte, die erst der nachtheilige Friede von Brömsebroe (13. August 1645) beendigte, hat ihm den wieder-
holten Abfall von der Union nie verziehen. Da Friedrich III. deshalb wieder einen Angriff Dänemarks be-
fürchtete, so suchte er sich durch neue Festungsanlagen zu sichern. Im Jahre 1644 liess er die Stadt Tönning
in eine Festung umwandeln, welche später auch eine wichtige Rolle in dem Leben des Herzogs spielen sollte.
Ferner liess er, als Christian IV. bereits gestorben (28. Februar 1648), und ihm sein Sohn Friedrich III.
(1648—1670), welcher den gleichnamigen Herzog als Feind betrachtete, gefolgt war, im Jahre 1651 zu Gottorp
die Wälle des Schlosses ausbessern, die südliche Brücke, welche bisher aus Holz erbaut war, „viel schöner als
jemahlen gewesen, neben einem Porthause“ aus Stein herstellen, ein Zeughaus mit wohl ausgestatteten Rüst-
kammern, ein Kornhaus und Laboratorium errichten und die Reitbahn mit einer Mauer umziehen. Zugleich
suchte er eine Anlehnung an Schweden, das von Dänemark wegen seiner Erfolge im Dreissigjährigen Kriege
eifersüchtig beobachtet wurde. Als die Königin Christine nach Niederlegung der Krone nach dem Süden reiste,
um dort ganz ihren gelehrten und frommen Neigungen zu leben, kam sie auch durch die Stadt Schleswig
(1. Juli 1654), ohne das Schloss Gottorp zu besuchen. Allein bald darauf hatte sie Zusammenkünfte mit dem
Herzoge, zuerst in Hamburg, dann in einem fürstlichen Jagdhause zu Neumünster. Hierher kamen aucli die
Töchter Friedrich’s, und es wurde eine Verbindung angeknüpft, welche für die weiteren Geschicke des herzoglichen
Hauses grosse Wichtigkeit gewinnen sollte. Noch im September desselben Jahres fand nämlich die schon erwähnte 2)
Vermählung der Prinzessin Hedwig Eleonore mit dem schwedischen Könige Karl X. Gustav statt. Sehr bald verwickelte
diese Verwandtschaft den Herzog in die Kriege, welche zwischen Schweden und Dänemark ausbrachen. Karl
Gustav verliess nach der Kriegserklärung Dänemarks Polen, wo er in die auch aus der brandenburgischen
Geschichte bekannten Kämpfe verwickelt war, und rückte am 22. Juli 1657 in die Herzogthümer ein; hier wurde
er von seinem Schwiegervater, Friedrich III., der dem dänischen Könige zu dem übereilter Weise unternommenen
Kriege die Unionshülfe verweigerte, mit offenen Armen empfangen. Sein Hauptquartier war lange Zeit in Kiel.
Dreimal wurde er festlich von dem Herzoge zu Gottorp begrüsst. Friedrich bemühte sich vergeblich, den
König von Dänemark zum Frieden zu bewegen; zu einer direkten Betheiligung am Kriege mochte er sich nicht
9 Vgl. A. Olearius, Holstein’sche Chronik (Buch XI, Cap. 8). Der Schleswig’sche Stadtsecretair dagegen erwähnt diese kriegerischen
Vorbereitungen gar nicht und erzählt nur: „Anno 1629, den Freitag nach Pfingsten, als den 21. Mai des Morgens, ungefähr umb 3 Uhr, ist
I. K. M. Christianus IV. allhier zu Schleswig persönlich mit seiner Leibfahne gekommen, dessen man sich höchlich erfreuet, und der König ist
alsofort nach der Kirchen gegangen, dieselbe zu besehen und den Tag hier geblieben. Gegen Abend ist die fröhliche Zeitung gekommen, dass
der Friede zwischen Kaiser und Königl. M. wäre geschlossen. Darauf ist der König aus dieser Stadt geritten.“ Vgl. Sach, Gesch. d. St.
Schleswig, S. 253.
2) Vgl. S. 43.
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